So etwas gibt es nur in der Kreisliga: Ein Spieler sieht morgens nach dem Aufstehen plötzlich auf einem Auge so gut wie nichts mehr. Beim Spiel seiner Mannschaft läuft er nachmittags trotzdem auf, mit Augenklappe, trifft per Freistoß und amüsiert den ganzen Sportplatz mit seinem Torjubel.
Die Geschichte hat etwas von Aktenzeichen XY und „Fluch der Karibik“. Der Protagonist heißt Eduard Zimmermann – wie der Kult-TV-Moderator aus den 80er Jahren – und trägt vorübergehend Augenklappe wie ein Pirat. Zimmermann wacht am Sonntagmorgen auf und klagt über massive Sehstörungen auf einem Auge. Im Punktspiel seines SV Großwudicke in der Kreisliga A Havelland auszusetzen, kommt für ihn trotzdem nicht in Frage. Schließlicht wartet mit der SG Blau-Weiß Pessin der Spitzenreiter als Gegner.
Also deckt Zimmermann, der schon in der Landesliga für Per Mertesackers Heimatverein TSV Pattensen gekickt hat, kurzerhand das malade Auge ab und meldet sich einsatzbereit. In der 20. Minute dann das: Freistoß. Zimmermann schnappt sich den Ball, läuft an und versenkt die Kugel zum 1:0. Sein siebter Saisontreffer. Beim Jubel zeigt sich der Stürmer von seiner kreativen und selbstironischen Seite, indem er die Eckfahne als Blindenstock nutzt. „Ich war ja halb blind, man muss auch über sich selbst lachen können“, sagt er gegenüber dem Portal sportbuzzer.de, das die Geschichte als erstes veröffentlicht – hier zu sehen.
Auch im weiteren Spielverlauf ist Zimmermann ein echter Aktivposten, behauptet Bälle, bietet sich immer wieder an und sorgt für Entlastung. Am Ende ist der Jubel groß. Der Tabellenneunte Großwudicke gewinnt 2:0, die Gäste aus Pessin sind damit die Tabellenführung los.
Das Rätsel um Zimmermanns vorübergehende Sehstörungen hat sich mittlerweile auch aufgeklärt. Es hat sich um eine Bindehautentzündung gehandelt. Das nächste Spiel steht am Sonntag beim FSV Wachow/Tremmen an. Eduard Zimmermann will natürlich wieder treffen. Diesmal ohne Augenklappe.