Stützpunkttrainer Balleis: "Etwas Besonderes"

Am vergangenen Dienstag gab Benjamin Goller sein Pflichtspieldebüt für die Profis des FC Schalke 04 – und das in der Champions League. Beim 1:0 über Lokomotive Moskau stand der 19-Jährige dabei sogar gleich in der Startformation. Sein früherer DFB-Stützpunkttrainer Frank Balleis freut sich.

Balleis ist bereits seit 2008 DFB-Stützpunkttrainer in Reutlingen und förderte von 2011 bis 2014 auch Benjamin Goller. Der Schalker Offensivmann hatte in dieser Saison bisher nur in der UEFA Youth League sowie bei der U 23 in der Oberliga Westfalen gespielt, bis er am Dienstag in der Champions League bei den Profis direkt von Beginn an stürmte. Im FUSSBALL.DE -Interview spricht sein ehemaliger Trainer Balleis über Gollers Debüt und Karrierechancen sowie die gemeinsame Zeit am Stützpunkt.

FUSSBALL.DE: Herr Balleis, wie haben Sie den vergangenen Dienstabend erlebt?

Frank Balleis : Ehrlichweise habe ich bei Sky einfach ins Spiel von Schalke reingezappt. Und dann habe ich mit der Nummer 39 auf einmal Benni Goller gesehen. Da war ich schon sehr überrascht, gleichzeitig aber auch sehr stolz, dass ein Junge, der bei uns am Stützpunkt war, nun für Schalke in der Champions League spielt.

Sie haben Benjamin Goller von 2011 bis 2014 am Stützpunkt in Reutlingen trainiert.

Balleis : Benni war 2011 gar nicht direkt von Anfang an dabei, aber wir haben natürlich durchgehend im Kreis nach talentierten Spielern gesichtet. Und bei einem kleineren Turnier auf der schwäbischen Alb ist er uns dann aufgefallen: als kleiner beweglicher Dribbler. Benni hat es bei uns also erst im zweiten Anlauf gepackt – irgendwie symptomatisch für ihn.

Wie meinen Sie das?

Balleis : Benni ist eigentlich immer den zweiten Weg gegangen. In der Jugend ist er nicht zum größten Verein im Kreis, zum SSV Reutlingen, sondern zum VfL Pfullingen. Anschließend ging es nicht zum größten Verein im Umkreis, zum VfB Stuttgart, sondern zu den Stuttgarter Kickers. Auch bei Schalke ist er den Weg über die Youth League und die Oberliga gegangen, hat sich im Trainingslager der Profis empfohlen und erst dann bei den Profis gespielt.

Was sind denn die Stärken von Goller?

Balleis : Seine Stärken liegen im Dribbling, im Verspielten, letztlich darin, dass er auch mal etwas Unmögliches probiert. Benni hat was Besonderes in seinem Spiel – und dazu kommt seine Bodenständigkeit. Er weiß, wo er herkommt. Vergangenes Jahr im Dezember beispielweise ist er überraschend bei uns beim Stützpunkttraining in Reutlingen vorbeigekommen.

Haben Sie also noch regelmäßig Kontakt zu ihm?

Balleis Wir schreiben ab und zu. Jetzt nach seinem Profidebüt habe ich ihm aber noch nicht gratuliert, die ersten Tage hat er jetzt sicherlich genug zu tun gehabt. Am Wochenende werde ich ihm aber bestimmt mal schreiben.

Welchen Beitrag haben Sie denn geleistet, dass Benjamin Goller nun bei den Profis debütiert hat?

Balleis : Wir fördern bei uns am Stützpunkt die Individualität der Spieler, so war das auch bei Benni. Bei ihm hieß es: „Du bist schmächtiger, also musst du dir was einfallen lassen.“ Es gilt, den Charakter der Spieler zu stärken, dass sie auch gegen Widerstände gewappnet sind. Und irgendwann kommt der Tag X. Benni wurde jetzt nach dem Spiel auch speziell für seinen Mut gelobt, auch wenn ihm der Ball mal versprungen ist oder er im Dribbling den Ball verloren hat.

Trauen Sie Goller denn langfristig den Sprung zu den Profis zu?

Balleis : Wenn man ehrlich ist, hat Benni vor allem gespielt hat, weil so viele gefehlt haben. Aber ich hoffe natürlich, dass er noch mehr Spiele bekommt. Leider erhalten junge deutsche Spieler in den Vereinen oftmals zu wenige Einsatzchancen.