Mit großen Ambitionen startet der Mülheimer SV 07 in die neue Saison der Bezirksliga Gruppe 5 Niederrhein. Nach einem dritten Platz im Vorjahr soll möglichst der Aufstieg gelingen. Dirk Roenz, eine Fußballlegende in der Stadt an der Ruhr, geht am Saarnberg in seine vierte Saison als Trainer. Seit Sonntag ist er den Job los.
Eine 1:2-Heimniederlage gegen den RSV Praest wird "Mütze" zum Verhängnis. Nur 13 Punkte aus den ersten zehn Spielen und der Absturz auf Platz elf der Tabelle passen nicht zu den Ansprüchen beim MSV. Die dritte Saisonpleite kann Dirk Roenz auch aktiv nicht verhindern. In der Schlussphase der Partie wechselt er sich nämlich noch selbst ein – und zwar für seinen Sohn Pascal. Im FUSSBALL.DE -Interview erklärt der 49-Jährige Dirk Roenz die kuriosen Umstände seiner Entlassung beim MSV 07.
FUSSBALL.DE: Herr Roenz, was war da los am Sonntag?
Dirk Roenz: Die Voraussetzungen waren nicht sonderlich gut, denn wir hatten viele Ausfälle. Das Problem haben wir zwar schon seit Saisonbeginn, aber zum Spiel gegen Praest war es sehr extrem. Vier Stammspieler haben sich verletzt oder krank abgemeldet, sodass ich Spieler aus unserer zweiten Mannschaft hochgezogen habe und wir nur drei Ersatzleute hatten.
"Wenn Not am Mann war, habe ich mich selbst immer auch als Spieler zur Verfügung gestellt"
Und Sie...
Roenz: Ja, wenn Not am Mann war, habe ich mich selbst immer auch als Spieler zur Verfügung gestellt. Ich habe mich immer fit gehalten und, so oft es ging, auch mittrainiert. Dass ich mit fast 50 keine 90 Minuten mehr in der Bezirksliga gehen kann, ist aber klar. Als mein Sohn Pascal dann am Sonntag kurz vor Schluss signalisiert hat, dass er nicht mehr konnte, bin ich dann für ihn auf den Platz gegangen.
Die 1:2-Niederlage konnten Sie nicht mehr verhindern – und dann waren Sie auch noch Ihren Trainerjob los!
Roenz: Nach dem Abpfiff bin ich durch Zufall in eine Besprechung unserer Verantwortlichen geraten. Der Vorsitzende Peter Hein und der Sportliche Leiter Christian Reck saßen im Vereinsheim und haben die Köpfe zusammengesteckt. Da wusste ich sofort, worum es geht...
Ihren Rausschmiss...
Roenz: Genau! Das kam auch nicht ganz von ungefähr, denn ich hatte schon ein wenig damit gerechnet. Christian Reck hatte ja bereits vor dem Spiel gegen Praest angekündigt, dass es ein sehr wichtiges sein würde. Da kann man als Trainer ja zwischen den Zeilen lesen, was einem blüht, wenn man die Partie nicht gewinnt.
Warum ist es beim MSV 07 nicht so gelaufen wie gewünscht?
Roenz: Wie schon gesagt, standen durch Ausfälle längst nicht immer alle Spieler zur Verfügung. Aus meiner Sicht waren sieben von zehn Spielen gut, aber wir haben zu wenige Tore geschossen. Wenn du aber oben mitspielen willst und die Ergebnisse nicht stimmen, bist du als Trainer halt das schwächste Glied in der Kette.
Sind Sie sauer auf die Verantwortlichen?
Roenz: Nein! Wir haben uns einvernehmlich getrennt und sind am Sonntag im Guten auseinander gegangen. Ich werde beim SV 07 nach wie vor in den Alten Herren kicken und mich auch sonntags auf dem Platz blicken lassen. Mein Sohn Pascal spielt ja weiterhin in der ersten Mannschaft, von daher bin ich auch nicht aus der Welt.
Und wo wird man Sie demnächst als Trainer erleben?
Roenz: Das wird man sehen. Ich muss die Ereignisse vom letzten Sonntag jetzt erst einmal ein bisschen sacken lassen. Danach könnte ich mir gut vorstellen, wieder eine Jugendmannschaft zu trainieren. Das habe ich schließlich vor meiner Zeit bei 07 schon gemacht, der SV war ja meine erste Station als Trainer im Seniorenbereich.
Autor/-in: Heiko Buschmann