Nörgler, Nostalgiker und mehr: So sind Fans!

Wochenende für Wochenende versammelt sich bei den Amateurspielen in der ganzen Republik ein zwar meist zahlenmäßig überschaubares, dafür aber sehr buntes Publikum am Spielfeldrand. FUSSBALL.DE gibt einen Überblick, wer so alles auf den Plätzen abseits der Profiwelt anzutreffen ist: vom wandelnden Lexikon bis zur Spielerfreundin.

Das Lexikon: Weiß, dass der linke Verteidiger des Gegners letzte Saison noch beim Ortsrivalen gespielt hat. Und der Mittelstürmer, „das ist ein ganz Gefährlicher, hat schon zwölf Tore gemacht“. Selbstredend hat er auch die Stationen des Ersatzkeepers der Gäste im Kopf: „Mensch, Du jetzt hier? Lief wohl nicht mehr so bei der Spielvereinigung?“

Das Ehrenmitglied: Auf seinem Mitgliedsausweis steht als Eintrittsdatum in den Verein „1934“. Oder war es „1954“? So genau weiß das keiner. Auf jeden Fall ist der freundliche Herr mit dem Klubemblem auf dem Pullover ein Träger sämtlicher Verdienstnadeln.

Der Schreihals: An sich ein ruhiger Bürger. Aber wehe, der Ball rollt. Dann ist beim rüstigen Rentner Schluss mit lustig. Ist ja auch mal wieder kaum auszuhalten, „was der Blinde da zusammenpfeift“. Jetzt schon wieder Abseits? „Haha, der Depp an der Linie winkt wohl seiner Frau.“ Und der gegnerische Stürmer, der soeben mit vier Metern Anlauf auf die Aschenbahn (die hier wirklich noch eine solche ist) getreten wurde, „soll sich mal nicht so haben. Das ist kein Mädchenhockey“.

"Der Depp winkt wohl seiner Frau"

Der Dauerläufer: Trägt einen Hut, der in den 60er Jahren hochmodisch war und kommt nie ohne Spazierstock. Er ist 90 Minuten auf Achse, immer rund um den Platz. Zwischendurch grüßt er alte Bekannte: „Heinz, auch wieder da?“ „Klar. Und wie geht’s so?“ „Na, muss ja. Aber Spiel ist mau heute.“ „Ja, wie immer.“

Der Fremde: Fällt sofort auf, da er ständig Fotos macht und komische Fragen stellt: „Habt ihr einen Wimpel?“ Das sorgt für Hektik bei allen Vorstandsmitgliedern. Irgendwo muss noch einer sein, vielleicht hinter den Kaffeetassen? Zehn Minuten später hat sich ein leicht verstaubtes Exemplar angefunden. Doch da ist der komische Kauz schon weg. Was keiner ahnt: Er ist extra 150 Kilometer angereist, um den letzten ihm fehlenden Platz in der Liga zu besuchen und hat noch drei weitere Spiele an diesem Tag vor sich.

Der Verwurzelte: Schließt die Sportanlage morgens quasi mit auf, wenn die E-Jugend spielt. Schaut sich selbstredend auch die dritten Männer und die zweiten Frauen an. Nach dem Höhepunkt, die Erste im Abstiegskampf der Kreisliga B, ist noch lange nicht Schluss. Dann folgt der gemütliche Teil, ein paar Frischgezapfte im Klubhaus, „und mach ein Schnäpschen dazu, Gitte“.

Der Rührige: Ein Job, den er im Klub noch nicht ausgeübt hat, muss noch erfunden werden. „Wollte sonst keiner. Und ich habe ja Zeit“, ist seine Antwort, nachdem er sich doch wieder zum Kassierer hat wählen lassen. Am liebsten ist er aber immer noch Platzsprecher („Herzlich willkommen zum heutigen Meisterschaftsspiel, verehrte Fußballfreunde“). Auch wenn er sich nie dran gewöhnen wird, dass die Spieler inzwischen die Nummer 68 oder 94 auf dem Rücken tragen.

Der Nostalgiker: Erzählt gern von den großen Zeiten, „als wir noch hinten an der Schule gespielt haben“. Das muss da sein, wo seit 50 Jahren Wohnhäuser stehen. „Im Tor Erwin, Mittelläufer war Horst, außen Kurt und ich. Wir hatten eine Riesentruppe. Das waren große Spiele, vor allem gegen den VfL.“ Also den Verein, der sich 1964 aufgelöst hat.

Der Engagierte: Hat sich auch selbst am Ball versucht, aber das war nicht so seins. Ist einer der wichtigsten Leute im Verein. Hat die Spielerpässe dabei, kümmert sich um den Schiri und liest den Spielern jeden Wunsch von den Lippen ab. Zum Dank darf er auf das Mannschaftsfoto, das vor Saisonbeginn im Ortsanzeiger abgedruckt wird.

Die Freundin: Ihr ist schon beim Betreten der Sportanlage anzusehen, dass sie jetzt viel lieber woanders wäre. Aber immer noch besser, Schatzi in der Bezirksliga auf der Ersatzbank sitzen zu sehen als bei der Schwiegermutter zu sein. Zum Glück sind auch die anderen Mädels da. Da gibt es den neuesten Tratsch aus der Dorfdisko „Pflaumenbaum“ vom Vorabend.

Erkennt Ihr Euch oder Fans Eures Vereins darin wieder? Welche Zuschauertypen kennt Ihr noch? Und was für eine Art Zuschauer bist Du? Schreibt es uns an redaktion@fussball.de oder auf unserer FUSSBALL.DE-Facebook-Seite.