Vom runden Leder zum braunen Ei. Im vergangenen Jahr heuerte Jerome Kronenwetter bei den Pforzheim Wilddogs an. In seiner ersten Saison wandelte der Kreisklasse-Spieler als Kicker beim American-Football-Team auf den Spuren von Ingo Anderbrügge und Manni Burgsmüller. Anlässlich des 50. Super Bowls hat sich FUSSBALL.DE nach den Erfahrungen des 28-Jährigen erkundigt: "Es war eine spannende erste Saison."
"Angefangen hat das Ganze, als ich mir den Super Bowl im Fernsehen angeschaut habe"
Ravensburg, Lindenhofstadion. Rund 1.000 Zuschauer. Es war eine ungewöhnliche Kulisse, die Jerome Kronenwetter im Frühjahr 2015 vorfand. "Schon beeindruckend", so der 28-Jährige. Gegen die Ravensburg Razorbacks bestritt er zum ersten Mal ein Pflichtspiel für die Pforzheim Wilddogs. Sein Debüt feierte Kronenwetter gleich gegen den Absteiger aus der GFL2, der 2. Bundesliga im American Football.
Prompt ging die Kick-off-Premiere daneben. "Ich war sehr nervös. In der zweiten Halbzeit hat es dann gut funktioniert." So gut, dass Kronenwetter in jedem Saisonspiel der Wilddogs dabei sein sollte. Als Neuling musste er die wichtigen Field-Goal-Versuche allerdings seinem erfahreneren Mitspieler überlassen: "Ich habe mich untergeordnet und keinerlei Ansprüche gestellt." Während der Mittelfeldspieler des 1. FC Nußbaum beim Fußball meist in der Startelf steht und viel Torgefahr ausstrahlt, musste sich Kronenwetter beim American Football jede Einsatzminute hart erarbeiten. Dennoch hält er fest: "Ich habe interessante und schöne Erfahrungen gesammelt."
Super Bowl gibt Anstoß
Seit einigen Jahren interessiert er sich für den US-Sport. "Angefangen hat das Ganze, als ich mir den Super Bowl im Fernsehen angeschaut habe", berichtet Kronenwetter. Allmählich keimte in ihm der Wunsch, die Sportart selbst zu testen. Kurzer Anruf bei einem ehemaligen Mitschüler, der für die Wilddogs aufläuft. Und schon tauchte Kronenwetter im Training der Wilddogs auf. Statt linkes Mittelfeld hieß seine Position nun Cornerback. Zwar sei das Training beim American Football weniger laufintensiv, doch es werde enorm viel Wert auf Kraft gelegt, so der 28-Jährige. "Besonders auf die Schnellkraft."
Diese Unterschiede in der Trainingsarbeit stellen Kronenwetter besonders in der Vorbereitungszeit vor eine große Herausforderung. "Ich versuche beides unter einen Hut zu bringen", so der 28-Jährige. In einigen Fällen muss er sich jedoch entscheiden. Auf die Frage, welche Sport die Priorität besäße, findet Kronenwetter keine Antwort: "Ich mache beides mit Herzblut."
Im Sommer und Herbst führt die Doppelbelastung ohnehin kaum zu Problemen. Die Vorrunde im Fußball beginnt, kurz nachdem die Saison im American Football beendet ist. Nach dem starken vierten Platz im Football konnte sich Kronenwetter also völlig aufs Toreschießen für den 1. FC Nußbaum konzentrieren. Auch durch Kronenwetters Treffer schloss das Team die Hinrunde auf dem dritten Platz in der Kreisklasse A1 ab.
Super-Bowl-Party
Im Fußball top, im Football noch mit Luft nach oben. In der kommenden Saison in der Regionalliga Mitte möchte Kronenwetter bestmöglich zum Erfolg des Teams beitragen. Wie groß seine Chancen auf längere Einsatzzeiten stehen, könne er nur schwer einschätzen. Ein Ziel setzt sich der 28-Jährige aber: "Ich möchte ein Kicker mit einer guten Quote werden." Schließlich könnten Kicker im Football trotz ihrer wenig prominenten Rolle durchaus Spiele entscheiden. Das habe sich erst wieder in den Play-offs der NFL bewiesen, als Blair Walsh von den Minnesota Vikings das entscheidende Field-Goal Sekunden vor dem Abpfiff vergab - die Vikings waren ausgeschieden.
Kronenwetter wandelt als Kicker auf den Spuren von ehemaligen Bundesligaprofis wie Ingo Anderbrügge, Manni Brugsmüller oder Axel Kruse, die zu Zeiten der NFL Europe ebenfalls als Kicker zum Einsatz kamen. Die Aufgabe klingt simpel, doch der Kick, der meist nach einem Touchdown ausgeführt wird, hat seine Tücken. "Man muss sich sehr konzentrieren, da man das Ei sehr genau treffen muss", erklärt Kronenwetter. "Im Fußball muss ich bei einem Schuss nicht mehr überlegen."
Bevor die Football- und die Fußballsaison in Deutschland wieder laufen, steht nun erstmal ein echtes Highlight vor der Tür: der 50. Super Bowl. Klar, dass auch Jerome Kronenwetter das gigantische Sportereignis live vor dem Fernseher verfolgen wird. Zwar sei sein favorisierter Klub, die New England Patriots, schon ausgeschieden. Auf die große Super-Bowl-Party der Wilddogs freut er sich natürlich trotzdem: "Es werden sehr, sehr viele Leute kommen." Wie lang die Party dauern wird, ist noch offen. Eines ist hingegen schon klar: "Ich habe mir für Montag frei genommen."