FUSSBALL.DE-Team des Jahres|12.02.2015|15:30

Holzpfosten: Besonderes Team, besondere Jobs

Ardian Haziri (l. mit Milos Jojic), der Friseur der Stars und Christopher Ferenc (r.), Hüter der Gesetzesbrecher [Foto: Holzpfosten Schwerte]

Es soll in Deutschland Menschen geben, die fürs Fußballspielen so viel Geld bekommen, dass die Nullen kaum noch auf den Kontoauszug passen. Es gibt aber auch jene Menschen, die den Fußball in den Niederungen der Kreisliga als ihr Hobby ausüben und dabei nicht selten (und nicht ungern) draufzahlen. Diese Menschen gehen in der Regel einem ordentlichen Beruf nach. So auch die Spieler von Holzpfosten Schwerte, dem FUSSBALL.DE-Team des Jahres.

Unsere aufmerksamen Leser kennen die Jungs aus dem Ruhrpott als leidenschaftliche Fußballer und emsige Vereinsstrategen. Über das Berufsleben der Holzpfosten ist bisher allerdings erst wenig Substanzielles an die Öffentlichkeit gelangt. Das wollen wir heute ändern und haben die besonderen Jobs dieses besonderen Teams mal genauer beleuchtet.

„Wir könnten eigentlich autark leben“, scherzt Florian Riesewieck, Vorstandsmitglied des Holzpfosten Schwerte 05 e.V.. Mal angenommen, die 05er würden von der Zivilisation abgeschnitten, würde kein Holzpfosten zum „Vollpfosten“, denn im Team gibt es ausreichend Lehrer. Für Recht und Ordnung in der Gruppe würden sicherlich die ausgebildeten Polizisten sorgen und falls es mal zu einem Dental-Notfall kommen sollte, haben die Holzpfosten auch einen Zahnarzt in ihrem Team. Klingt soweit alles nach einem Querschnitt aus der deutschen Otto-Normal-Bevölkerung. Aber es gibt auch Jungs im Team, deren Jobs zumindest auf den zweiten Blick nicht mehr ganz alltäglich sind.

Zeigler, Klopp und Gangster

„Wir könnten eigentlich autark leben“

Die Holzpfosten betreiben viel Öffentlichkeitsarbeit. Eine gut gepflegte Homepage, viele Facebook-Posts, der berüchtigte Liveticker und das eigene Magazin machen einen professionellen Eindruck. Und das kommt nicht von ungefähr, denn es sind tatsächlich Profis am Werk. „Wir haben sieben studierte Journalisten im Team“, erzählt Riesewieck, der selbst einer davon ist. Momentan steckt er in den letzten Zügen seiner Masterarbeit im Fach Journalistik an der TU Dortmund. Neben seiner wissenschaftlichen Karriere hat er allerdings auch schon ein festes Standbein in der Arbeitswelt. Als Freier Mitarbeiter arbeitet er in der Redaktion des WDR-Sportfernsehens und da vor allem für die Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“. Die bekannte Wohnzimmershow zieht sonntagsabends regelmäßig Deutschlands Fußballliebhaber vor den Bildschirm. „Das ist schon ein kleiner Jugendtraum“, sagt Riesewieck, der in diesem Format viele eigene Ideen einbringen kann.

Eigene Ideen und viel Kreativität kann auch Ardian Haziri gebrauchen. Der Friseurmeister betreibt seinen eigenen Salon in Dortmund und darf sich unter anderem regelmäßig an den Frisuren der dortigen Fußballprominenz austoben. Wer im Detail alles dazugehört, möchte er nicht verraten. „Das hat mit Loyalität gegenüber meinen Kunden zu tun. Auch das gehört zu meinem Job dazu“, sagt Haziri. Bekannt ist, dass Jürgen Klopp zu seinen Kunden zählt. „Seine Frau war zuerst bei mir“, erzählt Haziri. „Die hat ihn dann irgendwann mitgebracht.“ Seitdem gehört der BVB-Coach zu Haziris Stammkunden. Weitere Stammkunden fliegen extra nach Dortmund, um sich bei Haziri die Haare schneiden zu lassen. Oder lassen sogar ihn quer durch Europa fliegen. Da bleibt nicht immer viel Zeit für Fußball. „Aber montags versuche ich schon regelmäßig beim Training zu sein.“

Turniersieg in der JVA

Das versucht auch Christoph Ferenc, der den Großteil des Tages im Gefängnis verbringt. Ferenc arbeitet als Justizvollzugsbeamter in der JVA Ergste und „betreut“ dort die Insassen. „Unsere Aufgabe ist es, die Sicherheit zu gewährleisten“, erzählt Ferenc, der aber ebenso bei der Verpflegung der Insassen hilft und auch das Sportprogramm betreut. „Vor einem guten Jahr waren die Holzpfosten auch mal hier und haben gegen die Gefangenenmannschaft gekickt“, erinnert sich Ferenc. Die JVA Ergste besitzt eine eigene Turnhalle, in der sogar mal eine inoffizielle Schwerter Stadtmeisterschaft stattgefunden hat. Mehrere Mannschaften kickten dabei auch gegen die Gefangenenmannschaft und ein Beamten-Team, in dem auch Ferenc mitspielte. „Wir haben leider überhaupt nicht gut abgeschnitten“, lacht Ferenc. „Aber immerhin haben die Holzpfosten gewonnen.“

Das ist schließlich auch sein Team, auch wenn er sich zu Beginn der Futsal-Saison am Innenband verletzte und lange ausfiel. In dieser Woche wollte er erstmals wieder zum Training. Dabei unterstützt ihn auch sein Arbeitgeber. „Je nach Schicht sehe ich manchmal zu, dass ich eine Stunde eher Feierabend machen kann“, erläutert Ferenc. Natürlich nur, wenn er abgelöst wird, denn in der JVA darf niemals ein Beamter zu wenig im Dienst sein. Schließlich ist es ein Gefängnis. Als dort im vergangenen Mai zwei Männer ausbrachen, konnte sich Ferenc beim Training einige Sprüche anhören. Neben all der Ernsthaftigkeit in ihrem Beruf bleibt der Spaß untereinander für die Holzpfosten mit das Wichtigste in ihrem Verein.

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