11 Tore im Spiel: Feuerwehrmann Reh "on fire"

Die BSG ScanHaus Marlow steht für Tore. 2023 gewann Lisa Schramm mit 80 Treffern die Torjägerkanone für alle in der 6. Liga. Jetzt dreht das Herrenteam auf: Leon "Bambi" Reh steuerte in der Kreisliga Nordvorpommern-Rügen zum 23:0 beim Ribnitzer SV elf Treffer bei - darunter zwei Hattricks. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der 22 Jahre alte Brandmeisteranwärter der Berufsfeuerwehr Rostock darüber.

FUSSBALL.DE: Haben Sie mittlerweile realisiert, was Ihnen am zurückliegenden Wochenende gelungen ist, Herr Reh?

Leon Reh: Für eine Weile hatte es sich tatsächlich ein wenig merkwürdig angefühlt, so hoch gewonnen und so viele Tore erzielt zu haben. Wir hatten uns schon vorgenommen, gegen das Schlusslicht ein Zeichen zu setzen, dass man uns im Titelrennen noch nicht abschreiben darf. Dass uns das dann in der Art und Weise gelungen ist, hat unsere Erwartungen übertroffen und freut uns natürlich sehr.

Was war Ihnen während des Spiels durch den Kopf gegangen?

"Ich war nur häufig derjenige Spieler, zu dem der Ball am Ende unserer Kombinationen kam"

Reh: Nach der schnellen Führung ging bei uns alles ein wenig leichter von der Hand. Dabei hatte sich beim 1:0 ein Freistoß von uns ein wenig glücklich ins Tor gesenkt. Danach hat man einfach unsere Qualität gemerkt. Auch von der Bank konnten wir noch eine Menge Potenzial nachlegen. Das sieht man auch daran, dass einige Einwechselspieler unter den Torschützen waren. Alle haben sich ausgepowert.

Dennoch stechen Sie mit allein elf Treffern deutlich heraus. War Ihnen dabei selbst ein lupenreiner Hattrick noch nicht genug?

Reh: Sonst spiele ich eher im offensiven Mittelfeld. Auf der Stürmerposition lebt man auch immer ein wenig von der Vorarbeit der Jungs. Ich hatte mir weder eine bestimmte Anzahl an Treffern vorgenommen, noch war es ein Ziel, mich bei meinem zweiten Hattrick von neun auf nur noch sechs Minuten zu steigern. Ich war nur glücklicherweise häufig derjenige Spieler, zu dem der Ball am Ende unserer Kombinationen kam.

Mit Ihren Treffern zum 6:0 und 9:0 "verhinderten" Sie gleich zweimal einen Hattrick Ihres Teamkollegen Pascal Maurice Waack. Mussten Sie sich etwas von ihm anhören?

Reh: Das war überhaupt kein Thema. (lacht) Im Endeffekt ist es eigentlich auch egal, wer von uns die Tore erzielt. Wir freuen uns bei jedem Teamkollegen genauso mit. In dieser Saison passt es innerhalb der Mannschaft so gut wie noch nie. Wir haben bei unseren Einheiten am Dienstag und Donnerstag eine enorme Trainingsbeteiligung.

Ist Ihnen ein Tor besonders in Erinnerung geblieben?

Reh: Nach einem Eckball habe ich im Strafraum leicht schräg auf Höhe des Elfmeterpunkts mit einer Volley-Abnahme getroffen. Darüber war ich selbst ein wenig erschrocken. (lacht) Ein Kopfballtor war trotz meiner Größe von 1,94 Metern nicht dabei. Ich kann Situationen in der Luft besser klären, als selbst in solchen Aktionen gefährlich zu werden.

Im Schnitt ist fast alle vier Minuten ein Tor gefallen. Wie war das möglich?

Reh: Es war auf jeden Fall nicht so, dass wir den Ball nach jedem Tor selbst aus dem Netz geholt und zum Anstoß hingelegt haben. (lacht) Wir haben dem Gegner immer Zeit gelassen, sich wieder aufzustellen. Sobald das Spiel lief, haben wir aber immer versucht, den Gegner mit unserem Pressing früh unter Druck zu setzen. Unsere Viererkette hat dabei immer gut nachgeschoben, so dass wir die Räume sehr eng gehalten haben und immer wieder schnell den Ball gewinnen konnten. Dass teilweise sogar zwei Tore innerhalb einer Minute gefallen sind, kam einem gar nicht so vor. Auf dem Feld hat man nicht unbedingt ein Gefühl für die vergangene Zeit.

Hat ihr zweifacher Hattrick ein "Nachspiel" für Sie?

Reh: In unserer WhatsApp-Gruppe kam schnell die Idee auf, dass ich einen Kasten Bier ausgeben soll. (lacht) Das mache ich natürlich gerne. Egal, ob nach Spielen oder dem Training: Es geht so gut wie keiner unmittelbar nach Hause. Wir sitzen häufig noch eine Weile zusammen.

Vor der Partie hatten Sie in dieser Saison erst acht Treffer auf Ihrem Konto. Wie zufrieden waren Sie mit der Ausbeute?

Reh: Wie schon gesagt: Da ich zuletzt vermehrt im offensiven Mittelfeld gespielt habe, war ich damit gar nicht unzufrieden. Ich hatte mich auch darauf eingestellt, häufiger in der etwas defensiveren Rolle aufzulaufen. Es ist aber auch nicht so, dass ich unseren Trainer Olaf Schubert nun überzeugen will, mich häufiger als Stürmer einzusetzen. Ich würde sagen, dass ich bei meiner Spielweise über das Kämpferische komme. Sobald ich in der entsprechenden Position bin, ist auch mein Abschluss ganz gut.

Lisa Schramm aus dem Frauen-Team der BSG gewann in der abgelaufenen Saison die bundesweite Torjägerkanone für alle der 6. Liga. Wie hatten Sie das wahrgenommen?

Reh: Das war eine super Sache. Das war nicht nur Werbung für unser Frauenteam, sondern für den gesamten Verein. Lisa ist eine klasse Spielerin. Hin und wieder schauen sich die Teams auch bei den Spielen gegenseitig zu.

Zumindest in der ligaweiten Torjägerliste haben Sie mit Ihrem Elferpack jetzt die Führung übernommen. Ist nun das Ziel, auch bis zum Saisonende ganz vorne zu sein?

Reh: Wenn es so kommen sollte, wäre das ein schöner Bonus. Im Fokus steht aber, dass wir bis zum Saisonende um den Aufstieg mitspielen wollen. Bei acht Punkten Rückstand zur Spitze sind unsere beiden Nachholspiele - wie auch noch das ausstehende Duell mit Tabellenführer SV Barth II - gute Gelegenheiten, um noch einmal ganz oben herankommen zu können. Wer die Tore schießt, ist mir dann auch komplett egal.