Ein 19:0 erlebt man nicht alle Tage. So erging es auch dem Türkischen SV Horn II aus der Kreisliga C Detmold (Gruppe II) gegen den TuS Eichholz-Remmighausen III. Noch bemerkenswerter: Für 16 (!) Treffer war allein Fatih Ünal verantwortlich. Deutschlandweit blieb dieser Wert in der Saison 2024/2025 im Männerbereich unerreicht. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der 38-Jährige über die außergewöhnliche Marke.
FUSSBALL.DE: Sie sind der einzige Amateurkicker, der während der abgelaufenen Saison in einem Spiel 16 Treffer erzielen konnte. Wie fühlt sich das an, Herr Ünal?
Fatih Ünal: Das ist der absolute Wahnsinn. Ich bin schon ein wenig überrascht, dass mein Wert bis zum Saisonende nicht übertroffen werden konnte. Umso mehr freue ich mich aber, dass ich vorne geblieben bin. So viele Tore in einem Spiel zu erzielen, ist nicht selbstverständlich - erst recht mit meinen nun 38 Jahren. Das motiviert mich aber, auch in der nächsten Saison am Ball zu bleiben.
Schauen Sie manchmal noch zurück und fragen Sie sich selbst, wie das möglich war?
Ünal: Man realisiert, dass es ein ganz außergewöhnliches Spiel war, das ich nicht so schnell vergessen werde. Zumal die Partie nach 45 Minuten vorzeitig beendet worden war, da der Gegner schon ersatzgeschwächt angetreten war. Zu Beginn hatte ich noch gar nicht im Sturm, sondern als Spielmacher gespielt. Erst nach etwa 15 Minuten war ich offensiver unterwegs. Fast alle meine Treffer hat Ahmet Güden vorbereitet, indem er sein Tempo mit Läufen bis zur Grundlinie ausgespielt und dann den Ball nach innen gegeben hat.
Hat sich durch Ihren Torrausch in den Partien bis zum Saisonende etwas verändert?
Ünal: Von da an wollte ich Torschützenkönig in unserer Liga werden. Die Ambition hatte ich vorher nicht. Mich freut es sehr, dass ich die Führung bis zum Saisonende behaupten konnte. In den Spielen danach kam ich dann auch häufiger offensiv zum Einsatz. Meine 16 Tore in einem Spiel waren auch bei meiner Familie und Freunden ein Gesprächsthema.
"Zu Beginn hatte ich noch gar nicht im Sturm gespielt - erst nach etwa 15 Minuten war ich offensiver unterwegs"
Wurden Sie daraufhin gefragt, ob Sie nicht für die erste Mannschaft auflaufen wollen?
Ünal: Das war tatsächlich zwischenzeitlich mal ein Thema. Einmal stand ich sogar auch ganz kurz davor, weil die erste Mannschaft personelle Probleme hatte. Letztlich ist daraus aber noch nichts geworden.
Kamen auch andere Klubs auf Sie zu, ob Sie sich nicht einen Wechsel vorstellen könnten?
Ünal: Ja, es gab einige Anfragen von Klubs aus der Kreisliga A oder auch der Bezirksliga. Unter anderem, weil ich nicht mehr ganz so jung bin und es zeittechnisch aufwändig geworden wäre, weil die Vereine von außerhalb waren, habe ich mich aber dagegen entschieden. Ich fühle mich beim Türkischen SV Horn sehr wohl. In der zweiten Mannschaft spielen viele Freunde und auch einige Familienmitglieder, zum Beispiel mein Bruder Faruk.
Mit Ihrem Team konnten Sie alle 24 Saisonspiele gewinnen. Was zeichnet die Mannschaft aus?
Ünal: Weil wir uns untereinander schon lange kennen, ist der Zusammenhalt sehr groß. Jeder ist dazu bereit, die anderen auf dem Platz zu unterstützen. Wir wollten es als erstes Team schaffen, mit der zweiten Mannschaft aufzusteigen. Und nachdem wir schon bis zur Winterpause jedes Spiel gewinnen konnten, war es auch ein Ziel, bis zum Saisonende in jeder Partie als Sieger vom Feld zu gehen. Nach dem Gewinn der Meisterschaft hatten wir zunächst ein Fest mit Familien und Freunden. Am Tag darauf haben wir dann auch teamintern gefeiert.
Wie lautet nun die Zielsetzung für die Kreisliga B?
Ünal: Wir wollen da weitermachen, wo wir aufgehört haben und viele Spiele gewinnen. Wir haben Blut geleckt. Ob es tatsächlich zu einem weiteren Aufstieg reichen könnte, wird man dann sehen. Ein Platz in der oberen Tabellenhälfte sollte aber möglich sein.
Autor/-in: Dominik Dittmar/MSPW