Ahmed-Jamal Omeirat: Torgarant mit Nummer 77

Mit sagenhaften 35 Toren nach nur neun Spielen führt Angreifer Ahmed-Jamal Omeirat von SBV 07 Kassel aus der Kreisliga A die bundesweite Wertung zur Torjägerkanone für alle in der 9. Liga an. Der 32 Jahre alte Libanese hat mehr als die Hälfte aller Tore für sein Team erzielt. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Omeirat über den Brasilianer Ronaldo, den Multi-Kulti-Kader und den möglichen Aufstieg.

FUSSBALL.DE: Am zurückliegenden Spieltag kam Ihr Team im Derby beim FSV Kassel als Tabellenführer nicht über ein 3:3-Unentschieden hinaus. Wie sehr nervt Sie das, Herr Omeirat?

Ahmed-Jamal Omeirat: Um ganz ehrlich zu sein: Wir keinen guten Tag erwischt und haben bei schwierigen Platzbedingungen grottenschlecht gespielt. Gegen eine Mannschaft aus der unteren Tabellenregion darf man sich als Spitzenreiter nicht so präsentieren. Wir haben gegen einen sehr tiefstehenden Gegner kaum Lösungen gefunden.

Mit einem Doppelpack haben Sie dennoch Ihr Torekonto auf 35 Treffer nach nur neun Spielen ausgebaut. Warum sind Sie so gut in Form?

Omeirat: Ich spiele in einem jungen Team, das sehr offensiv ausgerichtet ist. Das kommt mir sehr entgegen. In der Spielzeit 2021/2022 hatte ich für den VfL Oker in der Bezirksliga schon mal 42 Tore in 24 Spielen erzielt, bin nur ganz knapp an der Torjägerkanone für alle in der 7. Liga vorbeigeschrammt.

In der abgelaufenen Saison hatten Sie für ihren Verein bereits 40 Treffer erzielt. Woran haben Sie am meisten gearbeitet?

Omeirat: Ich bin Stürmer und deshalb dafür da, um Tore zu schießen. Da unsere Trainingsbeteiligung nicht optimal ist, habe ich zuletzt auf die Zähne beißen müssen. Trotz eines dick angeschwollen Fußes habe ich meine Buden gemacht. Ich habe in jeder Saison meine Tore gemacht und nicht viel verändert. Wenn ich mehr trainieren würde, könnte ich noch torgefährlicher sein.

Der SVB 07 Kassel ist nach elf Saisonspielen noch unbesiegt. Was kann man von Ihrer Mannschaft in dieser Spielzeit noch erwarten?

Omeirat: Wir wollen unbedingt in die Kreisoberliga aufsteigen. In der Vorsaison waren wir Zweiter geworden, haben dann leider beide Aufstiegsspiele gegen den SSV 51 Mattenberg verloren. Diesmal wollen wir direkt hoch.

Beim SBV 07 Kassel kicken ausschließlich Spieler mit Migrationshintergrund. Wie hilfreich ist der Fußball, um sich in der Gesellschaft zu integrieren?

Omeirat: Bei uns stehen Spieler aus acht verschiedenen Nationalitäten im Kader. Es sind aber alle schon in Deutschland geboren und sprechen die deutsche Sprache. Der Fußball hat uns bei der Integration sehr geholfen. Gegenseitiger Respekt ist das Wichtigste. Alle im Team wissen, wie man sich verhalten muss, um einen Verein vernünftig zu repräsentieren. Wir heißen nicht von ungefähr Sport- und Bildungsverein. Tanzt einer aus der Reihe und hält sich nicht an die Regeln, dann gehört er schnell nicht mehr zum Team.

Sie tragen immer die Rückennummer "77" auf. Warum?

Omeirat: Eigentlich bin ich früher immer mit der Nummer "7" aufgelaufen. Als ich zum SBV 07 Kassel wechselte, war die Nummer bereits an unserem Kapitän Metin Kazak vergeben. Daraufhin habe ich mir die "77" ausgesucht. (lacht)

Bisher treffen Sie im Schnitt fast viermal pro Partie. Wie viele Tore haben Sie sich bis zum Saisonende fest vorgenommen?

Omeirat: Vor der Saison habe ich mir vorgenommen, meine Torquote aus der vorherigen Spielzeit zu überbieten. Jetzt sollten es am Saisonende schon mehr als 50 Tore sein.

Dabei haben Sie gar nicht alle Spiele mitgemacht. Warum?

Omeirat: Wegen eines Todesfalls in der Familie bin ich in den Libanon gereist, habe daher zwei Spiele verpasst. Sonst hätte ich vielleicht noch mehr Tore auf meinem Konto. (lacht)

Was würde Ihnen der Gewinn der Torjägerkanone bedeuten?

Omeirat: Der Aufstieg mit der Mannschaft ist mir wichtiger als die persönliche Auszeichnung. Natürlich würde ich mich freuen und auch geehrt fühlen, aber der mannschaftliche Erfolg steht bei mir an erster Stelle.

Warum spielen Sie bei Ihrer Torgefährlichkeit "nur" in der Kreisliga A?

Omeirat: Ich habe vor der Saison einige sehr gute Angebote von höherklassigen Vereinen ausgeschlagen, weil ich es aus beruflichen Gründen zeitlich gar nicht unter einen Hut bekomme, regelmäßig am Training teilzunehmen.

"Vom brasilianischen Weltmeister Ronaldo habe ich mir einiges abgeschaut"

Was sind Ihre ganz besonderen Qualitäten und in welchen Bereichen sehen Sie bei sich noch Luft nach oben?

Omeirat: Ich bin 1,85 Meter groß und kopfballstark, kann mit dem Ball umgehen und weiß, wo das Tor steht. Konditionell könnte ich zulegen. Dafür ziehe ich mir sogar manchmal die Joggingschuhe an. (lacht)

Wer war in der Kindheit Ihr Vorbild?

Omeirat: Vom brasilianischen Weltmeister Ronaldo habe ich mir einiges abgeschaut. Er hat mal gesagt: "Wenn man alleine auf den Torhüter zuläuft, reicht meistens eine Bewegung, um zum Torerfolg zu kommen. Der Keeper schmeißt sich vorzeitig hin und man kann ihn locker umspielen." An diese Sätze halte ich mich. Bis jetzt hat es ganz gut geklappt.