Mit einem spektakulären Seitfallzieher hat es David Braig in die Auswahl zum "Tor des Monats" September geschafft. Der Stürmer der Stuttgarter Kickers befindet sich in dem Kultwettbewerb in illustrer Runde. Auch Dimitrij Nazarov (Erzgebirge Aue), Jill Baying (Bayer 04 Leverkusen Frauen), Dawid Kownacki (Fortuna Düsseldorf) und Marco Richter (Hertha BSC) haben in den letzten Wochen so sehenswert geknipst, dass gute Aussichten auf die begehrte Medaille bestehen.
Im Interview mit FUSSBALL.DE erzählt der 31-Jährige, was Tore in ihm auslösen und was er sich mit den Kickers im "Spiel des Jahres“ in der zweiten Runde des DFB-Pokals am 18. Oktober gegen Champions-League-Teilnehmer Eintracht Frankfurt vorgenommen hat.
FUSSBALL.DE: David Braig, landet die Plakette für den Torschützen des Monats in Degerloch?
David Braig: Schön wär’s, aber ich muss zugeben, dass ich schon mächtig stolz darauf bin, überhaupt bei der Auswahl dabei zu sein. Früher als kleiner Junge habe ich immer die Sportschau geguckt und natürlich auch das Tor des Monats. Jetzt wird in meiner Vita stehen: "David Braig, für das Tor des Monats September 2022 nominiert." Wenn ich das Ding nicht gewinne, ist es auch okay, denn die anderen Tore sind auch alle sehr schön.
"Der Europa-League-Sieger ist bei uns zu Gast, mit Mario Götze, dem Torschützen im WM-Finale 2014. Das ist ein Traumlos"
Haben Sie nach dem sehenswerten Treffer gegen Oberachern gewusst, dass er etwas für das Tor des Monats sein könnte?
Braig: Ich selbst habe mich damit gar nicht beschäftigt, aber die Jungs aus der Mannschaft meinten schon, das wäre etwas für die Sportschau. Und dann wurde mein Tor tatsächlich in dieser berühmten Sendung gezeigt: "Tor Nummer 2, David Braig, Stuttgarter Kickers". Ich dachte echt, ich bin im falschen Film.
Wer trommelt jetzt alles, damit Sie möglichst viele Stimmen erhalten?
Braig: Alle bei den Kickers, meine früheren Kumpels aus Ulm und natürlich die Familie, Freunde und Verwandte. Die freuen sich alle für mich und geben auf Social Media richtig Gas (lacht) .
Gelingen Ihnen solche Treffer öfters oder sind Sie sonst eher der Typ Abstauber?
Braig: Da ist in der Regel alles dabei, oft halte ich aber einfach nur die Birne hin (lacht) . Allerdings waren in der Vergangenheit schon zwei Treffer dabei, die hervorgestochen haben: Ein Schuss aus 40 Metern in den Winkel, das war 2015 mit Ulm gegen Holmbach und 2018 ein Fallrückzieher gegen Wormatia Worms.
Wie würden Sie sich selbst als Stürmertyp bezeichnen?
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Braig: Ich bin ein klassischer Mittelstürmer, der sich vorne ins Gewühl stürzt und versucht, die Bälle festzumachen und in die Box zu kommen. Daher gefallen mir solche Stürmertypen auch am besten. Letztens haben wir in der Kabine geflachst, dass wir mal wieder einen wie Carsten Jancker bräuchten. Das war auf die Diskussion um eine "echte" oder "falsche" Neun bezogen, zum Beispiel in der Nationalelf.
Wen würden Sie denn gerne bei der WM im deutschen Sturm sehen: Timo Werner oder Kai Havertz?
Braig: Niclas Füllkrug! Der bringt alles mit, ist bullig, aber auch technisch stark und trifft in der ersten Liga mit Werder Bremen genau so weiter, wie er es vorher in der zweiten Liga getan hat.
Sie selbst werden in knapp zwei Wochen wieder im Rampenlicht stehen, wenn die Stuttgarter Kickers im DFB-Pokal die nächste Überraschung anpeilen.
Braig: Wir freuen uns alle riesig auf das Spiel gegen Eintracht Frankfurt. Der amtierende Europa-League-Sieger ist bei uns zu Gast, mit Mario Götze, dem Torschützen im WM-Finale 2014. Das ist ein absolutes Traumlos, außer Bayern, Dortmund oder ein Derby gegen den VfB geht’s kaum besser.
Welche Chancen rechnen Sie sich gegen den Champions-League-Vertreter aus? Es dürfte etwas schwerer werden als in der ersten Runde gegen Greuther Fürth.
Braig: Auch da waren wir sicherlich nicht der Favorit, denn immerhin war es ein Duell Fünft- gegen Zweitligist. Aber da waren wir vorher so selbstbewusst und haben gesagt: Da sind wir nicht chancenlos. Letztlich hat man auf dem Platz keinen Unterschied gemerkt, und wir haben verdient mit 2:0 gewonnen.
Mit Ihnen als perfektem Joker.
Braig: Das war eine super Geschichte. Ich bin in der 85. Minute eingewechselt worden und habe vier Minuten später den 2:0-Siegtreffer geschossen. Das ganze Stadion ist explodiert, ich kriege jetzt schon wieder Gänsehaut, wenn ich daran denke.
Ist gegen die Eintracht eine erneute Sensation möglich?
Braig: Ich habe ja schon einmal im Pokal gegen Frankfurt gewonnen, vor vier Jahren mit Ulm. Frankfurt war amtierender Pokalsieger und hat uns vielleicht unterschätzt. Das könnte auch jetzt ein Faktor sein, denn wer in der europäischen Königsklasse mitmischt, nimmt den Pokal, zumal gegen einen Amateurverein, nicht so ernst wie ein Spiel in London bei den Tottenham Hotspurs.
Autor/-in: Günter Schneider