Florida statt Teveren: Kevin allein in Amerika
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Die Raesfelder sind begeistert: "Lothar darf gerne wiederkommen."[Foto: privat/Collage FUSSBALL.DE]
Lothar Matthäus ist um eine Devotionalie reicher. Den WM-Pokal hat der Weltmeister von 1990 schon in den Händen gehalten, damals als Kapitän in Rom, den EM-Pott hat er bereits zehn Jahre vorher geküsst. Hinzu kommen der UEFA-Cup, siebenmal die Meisterschale und der Scudetto in Italien. Nun ist zu all den großen Trophäen noch eine weitere hinzugekommen: ein Wimpel des TSV Raesfeld.
Freitag, 10. Dezember, in der Soccerhalle Stadtwald-Sportpark in Bocholt. Um 19 Uhr stehen die B-Ligakicker des TSV Raesfeld II bereit, sie wollen eine Runde kicken. Normalerweise hätten sie jetzt auf dem heimischen Sportplatz Am Michel 23 ihr Abschlusstraining vor dem letzten Punktspiel des Jahres am Sonntag bei der SG Hoxfeld-Burlo II . Stattdessen steht eine Einheit auf dem Kleinfeld an – dies allerdings unter Anleitung des deutschen Rekordnationalspielers.
Lothar Matthäus, 150 Länderspiele für Deutschland, 25 Einsätze bei fünf Weltmeisterschaften und in dieser Bilanz bis heute unerreicht, ist locker drauf. Mit Fußballern aus der zehnten Spielklasse hat er noch nicht so oft trainiert, wenn überhaupt. "Was seid Ihr, Fünfter? Da muss aber mehr kommen", scherzt der 59-Jährige.
Matthias Marpert hört gut zu, seine Kicker auch. Wenn ein Lothar Matthäus das sagt, dann wird er ja wohl recht haben. Der Trainer der Raesfelder und seine Spieler nehmen sich den Rat aus berufenem Munde zu Herzen, 43 Stunden nach der Einheit mit ihrem prominenten Coach gewinnen sie das Match in Hoxfeld mit 1:0 und springen auf den vierten Tabellenplatz.
"Lothar Matthäus war gut drauf, total locker und hat uns allen sofort das Du angeboten"
Aber was macht Lothar Matthäus überhaupt in Bocholt und wie kommt die Reserve des TSV Raesfeld zu der Ehre, mit einem der besten Fußballer, die Deutschland je hatte, auf dem Platz zu stehen? "Meine Mutter hat bei einem Preisausschreiben gewonnen", verrät Hendrik Tünte, Spieler des B-Ligisten , grinsend.
Als im Prospekt des örtlichen Rewe -Supermarkts ein Gewinnspiel lockt, bei dem ein Training mit einer deutschen Fußball-Legende zu gewinnen ist, macht Andrea Tünte mit – und zieht das große Los. Den Preis soll die Mannschaft ihrer Zwillingssöhne bekommen, Hendrik und Marcel, eben der TSV Raesfeld II.
Welche Größe des deutschen Fußballs schließlich vor ihnen stehen wird, wissen die Raesfelder bis kurz vor dem Eintreffen in der Bocholter Soccerhalle übrigens nicht. Nur Hendrik Tünte und Trainer Matthias Marpert sind eingeweiht, sie sind allerdings gute Geheimnisträger. "Wir wurden ja sogar von einem Bus in Raesfeld abgeholt und nach Bocholt gebracht. Auf der Fahrt haben die Jungs schon gut spekuliert, wer es sein würde", berichtet Hendrik Tünte. "Bei der Aktion sind unter anderem auch Jürgen Klinsmann und Jens Lehmann als Legenden des Fußballs dabei. Der Name Lothar Matthäus fiel aber auf der Fahrt zur Soccerhalle relativ oft."
Und dann steht der Star wirklich vor ihnen. Um 19 Uhr betreten die Kicker des TSV Raesfeld das Kleinfeld in der Soccerhalle Stadtwald-Sportpark. Lothar Matthäus ist noch in der Kabine, plaudert ein wenig mit Matthias Marpert. "Der war gut drauf, total locker und hat uns allen sofort das Du angeboten", so der Raesfelder Coach. "Er hat mich gefragt, ob ich mir ein spezielles Programm wünschen würde oder was man meiner Meinung nach verbessern könnte", erzählt Matthias Marpert.
Gefragt, getan. Passübungen sollen es sein, da können die Raesfelder Jungs wohl noch etwas lernen. Der eng bemessene Court ist ideal für Spielformen mit viel Ballkontakt, die B-Ligakicker lassen also die Murmel kreiseln. Mit 20 Leuten sind sie auf dem kleinen Platz, von der Gewinnerfamilie Tünte sind neben den Zwillingen Hendrik und Marcel auch deren jüngerer Bruder Lukas, der in der Raesfelder A-Jugend spielt. Am Rande beobachtet Gewinnerin Andrea Tünte mit ihrem Mann Reinhold, auch er noch beim TSV bei den Alten Herren aktiv, das muntere Treiben.
Lothar Matthäus, ganz in schwarze Trainingsklamotten gekleidet, gibt ab und zu launige Anweisungen: "Jungs, Ihr müsst auch mal den Ball treffen!" Fußballer unter sich, der eine 20 Jahre als Profi in der Bundesliga, der Serie A und der Major Soccer League in den USA, die anderen eben Freizeitkicker in den Niederungen des Amateurfußballs.
Zwei Stunden dauert die Einheit, vielleicht hat Lothar Matthäus ja die übliche dritte Halbzeit, wie sie unter Amateurkickern üblich ist, schon mitgerechnet. Im zweiten Teil des Programms spielen die Raesfelder ein Turnier mit vier Mannschaften aus – und Lothar Matthäus erkennt Potenzial. "Da sind ein paar Jungs dabei, die können was am Ball", steckt er TSV-Coach Matthias Marpert. Hendrik Tünte steigt schon vorher aus, vor fünf Wochen hat er sich die Schulter ausgekugelt und soll daher noch vorsichtig sein. "Aber wenn so eine Fußball-Legende zu uns kommt und uns trainiert, wollte ich wenigstens bei den ersten Übungen dabei sein", sagt er.
Gegen 21 Uhr ist Schluss, dann verabschieden sich B-Ligist und Weltmeister, der natürlich nicht ohne seinen neuen TSV Raesfeld-Wimpel gehen darf. "Das hat sehr viel Spaß gemacht", resümiert Matthias Marpert. "Lothar darf gerne wiederkommen."
Jetzt ist erstmal Winterpause. Im neuen Jahr geht es am 13. Februar mit dem Auswärtsmatch beim SSV Rhade weiter. Falls Lothar Matthäus Zeit hat, ist er dort herzlich willkommen.
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