SV Spellen: "Echte Mädchen spielen Fußball"
Der SV Spellen engagiert sich in besonderem Maße sozial – vor allem im Mädchen- und Frauenfußball. Dafür wurde der Klub beim DFB-Punktespiel mit dem Gold-Status ausgezeichnet.
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Bocholter Brüder auf dem Weg in die Regionalliga: Spieler Tim und Trainer Jan Winking (rechts).[Foto: Privat]
Mit elf macht er die ersten Erfahrungen als Jugendtrainer, mit 16 erwirbt er die ersten Lizenzen und mit 22 ist er schon Co-Trainer einer Oberligamannschaft, die er schließlich mit 24 Jahren als Verantwortlicher übernimmt. Jan Winking, inzwischen 25 und Chefcoach beim früheren Zweitligisten 1. FC Bocholt, ist einer der jüngsten Übungsleiter in den fünf höchsten deutschen Fußballspielklassen.
Dass er für seine jungen Jahre ziemlich reif ist und daher sein Geburtsdatum auch bei älteren Kickern keine Rolle spielt, weiß ein Bocholter Spieler ganz genau: Kapitän Tim Winking, der eineinhalb Jahre ältere Bruder. Wir haben uns mit beiden über die etwas ungewöhnliche Konstellation bei den "Schwatten" unterhalten.
FUSSBALL.DE: Tim Winking, wie ist es für Sie, dass "der Kleine" Ihr Chef auf dem Platz ist?
Tim Winking: Bei der ersten Ansprache in der Kabine war es schon ein bisschen komisch, aber das hat sich ganz schnell gelegt. Wir gehen damit ganz professionell um und können Fußball und Privates voneinander trennen. Allerdings fahren wir nicht gemeinsam zum Training, was eigentlich praktisch wäre, aber das wollten wir dann lieber sauber regeln. Jan fährt mit Co-Trainer Matthias Müller und ich mit Niklas Möllmann. Und was Jans Alter angeht: Das merkt man ihm nicht an, er ist ja schon länger als Trainer tätig und macht seine Sache richtig gut. Ich vertraue ihm blind!
"Es kommt nicht so sehr auf das Alter an, sondern dass man weiß, was man tut"
Und wie beurteilen Sie das Ganze, Jan?
Jan Winking: So wie Tim! Wir haben mit dieser Konstellation keine Probleme, schließlich ist die Situation für uns beide ja auch nicht gänzlich neu. Ich war auch schon unter Manuel Jara Co-Trainer beim 1. FC Bocholt. Tim ist auf dem Platz der verlängerte Arm des gesamten Trainerteams und aufgrund seiner Leistungen auch über jeden Zweifel erhaben.
Ist Ihr Alter denn noch ein Thema? Obwohl Sie gerade erst 25 geworden sind, haben Sie ja schon ein paar Jahre Trainererfahrung.
Jan Winking: Intern beim 1. FC Bocholt ist das natürlich kein Thema mehr, denn der Verein hat sich ja bewusst für mich als Chefcoach entschieden, nachdem Manuel Jara im Frühjahr seinen Rückzug zum Sommer angekündigt hatte. Aber von außen wird es doch schon noch kritisch begleitet, wenn ein so junger Trainer kommt. Das war schon bei meiner vorherigen Station Westfalia Gemen so, wo ich mit 22 in der Landesliga angefangen habe. Von daher bin ich dem 1. FC Bocholt sehr dankbar, dass er mir diese Chance ermöglicht hat.
In Ihrem Alter spielt man normalerweise noch mit...
Jan Winking: Normalerweise schon, aber ich habe mit 15 Jahren einen Knorpelschaden erlitten und musste dann mit 20 die Schuhe an den Nagel hängen. Meine erste Trainerstelle habe ich aber schon mit elf Jahren angenommen, das war in der Jugend bei der SG Borken und danach bei Westfalia Gemen. Meine erste Trainerlizenz habe ich dann mit 16 Jahren erworben.
Haben Sie schon als Spieler wie ein Trainer gedacht oder woher kommen Ihre besonderes Talent für den Job?
Jan Winking: Das müssen andere beurteilen, aber durch mein Lehramtsstudium, in dem ich kurz vor dem Abschluss stehe, bringe ich sicher einige pädagogische Fähigkeiten mit. Letztlich kommt es aus meiner Sicht auch nicht so sehr auf das Alter an, sondern dass man weiß, was man tut. Das ist bei mir der Fall.
Tim Winking: Schon als wir noch Kinder waren und gekickt haben, hat er die Spiele kommentiert, sodass unsere Eltern gesagt haben: Jan ist der Trainer und ich der Spieler.
Haben Sie als Kinder oder in der Jugend auch mal zusammen in einer Mannschaft gespielt?
Tim Winking: Nur ganz kurz. Wir sind in Kulmbach in Bayern aufgewachsen, bevor wir 2007 nach Borken gezogen sind. Da haben wir ein, zwei Spiele zusammen in der E-Jugend bestritten, aber ich bin meistens einen Jahrgang hochgezogen worden und war dann schon in der D-Jugend.
Und jetzt führen die Winking-Brüder den 1. FC Bocholt als Trainer und Kapitän in die Regionalliga!
Jan Winking: Das nach erst zehn von hoffentlich 44 Spieltagen in dieser langen Saison zu behaupten, wäre sicherlich nicht angebracht. Wir sind mit der Punkteausbeute und der Art, wie wir auftreten, aber bisher sehr zufrieden. Nachdem wir beim 3:2 im ersten Spiel gegen Niederwenigern doch unsere Probleme hatten, ist die Entwicklung seitdem richtig positiv. Wir haben ein klares Spielsystem, das bisher richtig gut aufgeht, und das, obwohl wir viel rotieren und schon 21 von unseren 27 Spielern im Kader eingesetzt haben.
Tim Winking: Auch ich würde mich nie so weit aus dem Fenster lehnen. Wir wussten zwar, dass wir eine richtig gute Mannschaft haben, von daher hatten wir uns schon viel vorgenommen. Aber neun Siege in zehn Spielen und nur ein Unentschieden sind schon sehr stark, so gut bin ich noch nie gestartet. Von daher haben wir die hohen Erwartungen übertroffen.
Das heißt, der Lockdown kam für Bocholt zum unpassenden Zeitpunkt…
Tim Winking: Wir haben Verständnis für die Maßnahmen, es geht schließlich um die Gesundheit aller. Als Fußballer aber haben wir uns sicher nicht gewünscht, dass wir wieder, wie im März, mitten aus dem Spielbetrieb gerissen werden. Ob das bei den vier Wochen im November bleibt, muss man sehen. Ich gehe eher davon aus, dass die Winterpause vorgezogen wird und wir erst im neuen Jahr neu starten können. Wenn wir irgendwann wieder Fußball spielen können, wollen wir an die bisherigen Leistungen anknüpfen. Wenn uns das gelingen sollte, werden wir da oben weiter eine gute Rolle spielen, da bin ich mir sicher.
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