Zwei Millionen sehen Finaltag der Amateure
Der siebte Finaltag der Amateure war mit fast 80.000 Fans in den Stadien und den zahlreichen TV-Zuschauer*innen ein großer Erfolg und sorgte im deutschen Amateurfußball für Festtagsstimmung.
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"Pokalheld" Christian Bickel auf den Schultern von Mitspieler Lukas Aigner: "Einen schöneren Abschied kann man sich nicht wünschen."[Foto: imago images]
Kurz nach dem Abpfiff des Endspiels im Sachsenpokal zwischen dem Chemnitzer FC und der BSG Chemie Leipzig (2:1) trug CFC-Rechtsverteidiger Lukas Aigner, der am Finaltag der Amateure verletzungsbedingt (Muskelfaserriss) nicht eingesetzt werden konnte, seinen Teamkollegen Christian Bickel im heimischen Stadion an der Gellertstraße auf den Schultern zu den treuen Fans.
Und das lag nicht nur daran, dass Mittelfeldspieler Bickel im Duell der beiden Traditionsvereine aus der Regionalliga Nordost in der Schlussphase (85.) den entscheidenden Treffer markiert und die "Himmelblauen" damit in den DFB-Pokal geschossen hatte. Nein, für Bickel war es auch das letzte Spiel seiner Fußballerkarriere. Mit gerade einmal 31 Jahren hängt er die Fußballschuhe an den berühmten Nagel.
"Einen schöneren Abschied kann man sich nicht wünschen", sagt Bickel im FUSSBALL.DE -Gespräch. "Es steht viel auf dem Spiel, das Stadion ist voll, die gesamte Familie sitzt auf der Tribüne, ich komme rein und erziele das Siegtor. Besser geht es nicht."
"Es die Zeit gekommen, auf den Körper zu hören und etwas kürzerzutreten"
Erst wenige Tage zuvor hatte der CFC bekanntgegeben, dass der gebürtige Thüringer Bickel seine sportliche Laufbahn beenden wird. Der noch mindestens bis zum 30. Juni 2023 gültige Vertrag, der sogar noch die Option auf eine weitere Spielzeit beinhaltete, wurde auf Wunsch des Spielers aufgelöst.
Es war allerdings kein spontaner Entschluss, sondern das Ende eines langwierigen Prozesses, ausgelöst durch zahlreiche Verletzungen und weitere gesundheitliche Probleme. Vor allem die Kniegelenke bereiten Bickel seit einem Kreuzbandriss und einem Meniskusschaden immer wieder Beschwerden und nach wie vor starke Schmerzen. Auch eine Herzbeutelentzündung, ausgelöst durch die erste von zwei Corona-Infektionen innerhalb eines Jahres, stimmte den Familienvater nachdenklich.
"Es ist die Zeit gekommen, auf den Körper zu hören und etwas kürzerzutreten", sagt Christian Bickel. "Ich möchte nicht ständig von Schmerzen geplagt werden, wenn ich mit den Kindern spiele oder sonst am ganz normalen Leben teilnehme."
Deshalb klingt auch einen Tag nach dem emotionalen "Abschiedsspiel" nur wenig Wehmut mit, wenn Christian Bickel die Gründe für seinen Entschluss beschreibt. Immer wieder hatte er in den vergangenen Monaten Gespräche mit Marc Arnold, dem Geschäftsführer Sport beim Chemnitzer FC, sowie dem früheren Cheftrainer Daniel Berlinski und dessen Nachfolger Christian Tiffert über seine Zukunft geführt.
"Noch vor wenigen Tagen haben sie versucht, mich umzustimmen, und mir noch einmal Bedenkzeit eingeräumt", so Bickel, der in dieser Saison trotz einiger Fehlzeiten immer noch in 22 Ligaspielen (zwei Treffer, acht Torvorlagen) sowie drei Pokalpartien (zwei Tore, drei Assists) zum Einsatz kam und schließlich am Finaltag sogar zum Matchwinner und Pokalhelden wurde. "Ich bin allerdings bei meiner Entscheidung geblieben. Es ist einfach besser, jetzt einen Schlussstrich zu ziehen, als sich weiterhin zu quälen."
So endet Bickels Profikarriere, die einst in den Nachwuchsabteilungen von Rot-Weiß Erfurt und des SC Freiburg Fahrt aufgenommen hatte, nach insgesamt zwölf Jahren sowie weiteren Stationen beim SSV Jahn Regensburg, FC Energie Cottbus, FC Hansa Rostock, SC Paderborn 07, VfL Osnabrück, FSV Zwickau und Chemnitzer FC.
Als besondere Höhepunkte seiner Laufbahn nennt er sein erstes Profispiel (für Freiburg), sein erstes Tor im Profifußball (für Cottbus) und das "Tor des Monats", das er im Oktober 2020 bereits für den Chemnitzer FC beim 4:2 gegen den Berliner AK mit einem Fernschuss aus 47 Metern zum zwischenzeitlichen 2:2 erzielt und das sich bei der Wahl der ARD-Sportschau unter anderem gegen Yussuf Poulsen vom aktuellen DFB-Pokalsieger RB Leipzig durchgesetzt hatte.
Aber auch den Siegtreffer im Sachsenpokal gegen die BSG Chemie Leipzig wird Bickel mit Sicherheit noch lange in Erinnerung behalten. Die Gäste, die als Außenseiter in die Partie gestartet waren, gingen zunächst durch einen Kopfballtreffer von Alexander Bury (17.) in Führung, Tim Campulka (38.) gelang aber noch vor der Pause der Ausgleich. Fünf Minuten vor dem Abpfiff machte dann Christian Bickel (85.) den zwölften Pokaltitel für Rekordsieger Chemnitz perfekt.
"Wir haben uns lange Zeit sehr schwergetan, uns aber im Laufe des Spiels immer mehr gesteigert", analysierte Bickel die Begegnung: "Wir hatten schon vor meinem Tor einige Möglichkeiten. Deshalb war der Sieg auch unter dem Strich verdient."
Nach den Feierlichkeiten mit den Fans genossen die Chemnitzer Pokalhelden, denen auch der ehemalige DFB-Kapitän und frühere CFC-Nachwuchsspieler Michael Ballack die Daumen gedrückt hatte, den Erfolg noch "mit dem einen oder anderen Kaltgetränk" in den VIP-Räumlichkeiten des Stadions.
Parallel dazu lief dort auch das "große" DFB-Pokalfinale auf den Bildschirmen. Christian Bickel hoffte dabei vergeblich auf einen Erfolg seines langjährigen Klubs SC Freiburg mit seinem früheren Trainer Christian Streich und seinen ehemaligen Teamkollegen wie Christian Günter, Jonathan Schmid oder Nicolas Höfler. Im Elfmeterschießen hatte jedoch RB Leipzig das bessere Ende für sich. "Ich hätte es dem Sport-Club, bei dem ich auch außerhalb des Platzes noch viele Leute kenne, sehr gegönnt", sagt Bickel. "Trotz der Niederlage kann der Verein stolz auf seine Saison sein."
Nach dem abschließenden Treffen mit der Mannschaft am Sonntagvormittag fuhr Christian Bickel die exakt 181 Kilometer ins heimische Thüringen zu Ehefrau Veronika und den beiden Söhnen Ansgar (6) und Kolja (4) - zum vorerst letzten Mal. Auch die erhebliche Distanz zu seinem Arbeitsplatz und der damit verbundene tägliche Aufwand dürfte bei seiner Entscheidung, sofort mit dem Fußball aufzuhören, eine Rolle gespielt haben.
Wie es für Bickel beruflich weitergeht, ist noch offen. Einst hatte er eine Ausbildung zum Informatikkaufmann begonnen, ehe er sich komplett auf den Fußball konzentrierte. Jetzt könnte er sich beispielsweise eine Tätigkeit in den Bereichen Prävention oder Reha gut vorstellen. "Schließlich habe ich durch meine Verletzungen dabei einiges mitbekommen", sagt er.
Die Verbundenheit zum Chemnitzer FC wird bleiben, auch einen Besuch des Erstrundenspiels im DFB-Pokal zwischen dem 29. Juli und 1. August kann er sich gut vorstellen. Bereits am kommenden Sonntag, 29. Mai (ab 19.15 Uhr, live in der ARD-Sportschau ), wird der Gegner bei der Auslosung durch DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Weltmeister Kevin Großkreutz ermittelt. "Mein Wunschlos für die Jungs wäre ein attraktiver Bundesligist, gegen den das Team aber zumindest eine kleine Chance hat, die nächste Runde zu erreichen", erklärt der scheidende Pokalheld Christian Bickel.
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