Cellou Diallo (27) kam 2012 als Flüchtling aus Guinea nach Deutschland und kickte zunächst in der Kreisliga B. Inzwischen ist er Leistungsträger und Publikumsliebling bei der SSVg Velbert 02, Spitzenreiter der Oberliga Niederrhein. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Diallo über seinen erfolgreichen Weg im Amateurfußball und Ziele mit der SSVg Velbert, bei der er kürzlich bis 2025 verlängert hat.
FUSSBALL.DE: Sie sind nicht nur Stammspieler und Torjäger bei der SSVg Velbert in der Oberliga Niederrhein, sondern auch ausgebildeter Sport- und Fitnesskaufmann. Hätten Sie bei Ihrer Ankunft 2012 in Deutschland gedacht, dass es so gut für Sie laufen wird, Herr Diallo?
Cellou Diallo: Ich hatte tatsächlich keine wirklichen Erwartungen, sondern war einfach nur froh, in Deutschland ein neues Kapitel aufzuschlagen. Mein Motto war schon immer: Einfach machen - und nicht zu viel nachdenken. Das hat mir, denke ich, in vielen Situationen geholfen, mich durchzusetzen und es aus der Kreisliga bis in den höherklassigen Amateurbereich zu schaffen.
Wie haben Sie sich Ihren Traum von einem neuen Leben erfüllt?
"Mein Motto war schon immer: Einfach machen - und nicht zu viel nachdenken"
Diallo: Mich haben vor allem zwei Dinge vorangebracht. Erstens: immer im Hier und Jetzt zu leben und nicht zu sehr an die Zukunft zu denken. Denn man weiß nie, was morgen sein wird. Zweitens: nicht zu sehr auf andere zu schauen, sondern mich mehr mit mir selbst zu beschäftigen.
Arbeiten Sie in Ihrem gelernten Beruf als Sport- und Fitnesskaufmann bereits - parallel zum Fußball?
Diallo: Aktuell nicht mehr. Ich habe die Ausbildung bei einem Fitnessstudio in Wattenscheid absolviert - größtenteils, während ich vereinslos war. Jetzt liegt der Fokus erst einmal wieder komplett auf Fußball.
Sie waren auch schon für einige Vereine in der Regionalliga West am Ball. Was war das für eine Erfahrung, so nah am Profifußball dran zu sein?
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Diallo: Es war schon großartig. Ich habe bei meinen Stationen in Rödinghausen, Verl und Wattenscheid viel gelernt und bin sehr glücklich, so hoch gespielt zu haben. Es wäre fantastisch, wenn ich bald mit der SSVg Velbert noch einmal in der 4. Liga spielen könnte.
Sind Sie auch ein wenig traurig, dass es bislang nicht für eine Profiliga gereicht hat?
Diallo: Auf keinen Fall. Eher bin ich stolz, es in die Regionalliga geschafft zu haben. Selbst das ist ein Privileg, das nicht viele Fußballer haben. Dass ich aktuell "nur noch" in der 5. Liga am Ball bin, sehe ich ebenfalls nicht als negativ an. Es pusht mich vielmehr, um mich noch mehr reinzuhängen, um künftig wieder eine Liga höher zu spielen.
In Velbert verlängerten Sie jetzt gerade Ihren Vertrag bis 2025. Mit der SSVg rangieren Sie souverän an der Tabellenspitze, der Vorsprung auf den Tabellenzweiten Schwarz-Weiß Essen beträgt sechs Zähler. Ihr Ziel ist also schon in greifbarer Nähe, oder?
Diallo: Genau auch schon wie in der vergangenen Saison wollen wir unbedingt aufsteigen. Die Chancen stehen aktuell sehr gut, das stimmt. Allerdings schauen wir nicht allzu oft auf die Tabelle und beschäftigen uns nicht mit irgendwelchen Zukunftsszenarien, sondern konzentrieren uns immer nur auf die nächste Partie.
Mit Dimitrios Pappas haben Sie einen Ex-Profi aus der 2. Bundesliga als Trainer. Wie ist Ihr Verhältnis zueinander?
Diallo: Wir kommen sehr gut miteinander aus, ich schätze ihn als Trainer sehr. Er spricht oft Klartext und sagt deutlich, was er von uns als Team erwartet. Auch menschlich ist Dimitrios Pappas ein super Typ. Insgesamt kann man festhalten, dass die Chemie in der Mannschaft stimmt und wir gemeinsam alles geben, um das große Ziel Aufstieg zu erreichen.
Autor/-in: Christian Knoth/MSPW