Ob zuhause oder auswärts, bei Wind und Wetter, im Sommer oder im Winter – Sven Ebert ist immer mit dabei. Der 35-Jährige ist Betreuer der ersten Herrenmannschaft der SpVgg Gröningen-Satteldorf aus der Landesliga Württemberg. Doch nicht nur das, Ebert bietet dabei noch einen besonderen Service an: Er schreibt zu jedem Spiel einen Fanticker auf FUSSBALL.DE.
Seit nun über acht Jahren hält Sven Ebert die Geschehnisse auf den Sportplätzen in Württemberg für all diejenigen fest, die nicht persönlich mit dabei sein können. In der Regel ist er bei zwei Spielen pro Wochenende im Einsatz. Neben den Partien des Satteldorfer Landesligateams begleitet er auch die Spiele der 2. Herren oder der Frauenmannschaft seines Klubs, wenn es zeitlich passt. Wie viele Spiele er insgesamt schon getickert hat, kann er gar nicht mehr genau zählen. Seine Schätzung: "Ich denke, 60 bis 70 Spiele pro Saison, das dann mal acht – also in etwa 400 bis 500."
Angefangen hat alles mehr oder weniger zufällig: Auf die Möglichkeit, Spiele bei FUSSBALL.DE zu tickern, wurde er von einem Bekannten im Klub hingewiesen. "Der Bekannte hat das direkt übernommen, als es eingeführt wurde, so für für drei bis vier Spiele. In einem Spiel hat er selbst spielen müssen und hat mich gefragt, ob ich das nicht mal machen will." Sven Ebert wollte – und aus einem Spiel wurden mehrere Hundert.
Zu Beginn trug Ebert zunächst nur die wichtigsten Ereignisse wie Tore und Wechsel ein, nach wenigen Monaten startete er aber bereits mit eigenen Spielkommentaren. "Unsere zweite Mannschaft spielt Kreisliga, da kamen dann auch mehr kleinere Witze dazu", erzählt er. Mit Sätzen wie "Tiki-Taka am Kernmühlenweg" oder "Christoph-Kramer-Gedächtnisball" lässt er die Leser*innen seitdem humorvoll am Geschehen auf dem Platz teilhaben.
"Wenn der Gegner ein schönes Tor schießt, muss man das auch würdigen"
"Wenn der Gegner ein schönes Tor schießt, muss man das auch würdigen"
Doch auch wenn es auf dem Fußballplatz mal etwas rauer zugeht und der eine oder andere Kommentar die Spieler*innen lieb gemeint aufs Korn nimmt, ist Ebert eine Sache neben allem Spaß eines besonders wichtig – immer fair zu bleiben: "Wenn der Gegner ein schönes Tor schießt, muss man das auch würdigen."
Große technische Ausstattung braucht der 35-Jährige für seine Arbeit nicht, alles geht ganz einfach über das Handy. Von seinem Platz neben der Satteldorfer Bank hat er das Spielgeschehen immer im Blick. Und wenn er mal etwas nicht genau mitbekommen hat, helfen die Zuschauer oder gegnerischen Betreuer gerne mit.
Auch Probleme mit der Internetverbindung gibt es selten, im Zweifel kommt aber auch da sofort Unterstützung: "Ich hatte bisher nur ein oder zweimal das Problem, dass ich kein Netz hatte. Aber dann hatte ich immer einen ganz freundlichen Heimverein, der mit dann das WLAN-Passwort gegeben hat. Dann war zwar mein Bewegungsradius eingeschränkt, aber zumindest hatte ich Internet und konnte das dann vernünftig machen."
Im eigenen Klub hat sich Ebert als Tickerer mittlerweile einen Ruf erarbeitet, viele Fans sprechen ihn auf seine Tätigkeit an. "Wir hatten zuletzt ein Spiel anderthalb Stunden entfernt", erzählt er. "Wenn ich dann von vielen eine Nachricht bekomme, dass ich unbedingt tickern muss, weil sie nicht mitkommen – sowas finde ich dann ganz cool."
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Ein Wolkenbruch ist kein Grund, den Ticker ins Wasser fallen zu lassen
Positives Feedback gibt es auch aus anderen Klubs: "Es gibt auch schon viele umliegende Vereine, wo man Leute trifft, die dann sagen, 'ich lese deinen Ticker immer nach dem Spiel, der ist cool'. Das macht es besonders und ist ein toller Anreiz, weiterzumachen."
Ein Spiel der ersten Mannschaft zu verpassen, passiert nur in den allerseltensten Fällen. Mittlerweile hat sich da bei Sven Ebert auch ein Pflichtbewusstsein entwickelt. Auch ein Wolkenbruch ist kein Grund, den Ticker ins Wasser fallen zu lassen.
"Im Regen steht man öfters mal. Aber für mich ist es ein No-Go, einen Ticker anzufangen und dann einfach abzubrechen", betont er. Nur ein einziges Mal ging es wirklich nicht weiter, als bei Kälte, Wind und Schneegestöber plötzlich das Handy streikte. "Das war das einzige Mal, wo ich einen Ticker wirklich abbrechen musste, weil es keinen Wert mehr hatte. Das Handy hat nicht mehr wirklich funktioniert", erinnert er sich. "Dass die Finger einfrieren, kommt zwar oft vor, aber in dem Fall ging es wirklich nicht mehr."
Kein perspektivischer Nachfolger im eigenen Verein
Auch nach acht Jahren und mehreren hundert Einsätzen denkt Sven Ebert noch lange nicht ans Aufhören: "Solang ich weiß, dass es Leute gibt, die das lesen", wolle er weitermachen. Teilweise haben seine Ticker über 800 Aufrufe – selbst bei Kreisligaspielen. "Wenn ich dann Feedback bekomme, dass Leute am Spieltag pausenlos am Handy sitzen und aktualisieren drücken, dann ist das schon ganz cool. Gerade wenn ich es auch ausführlicher mache", freut er sich über die positive Resonanz für seinen Aufwand.
Einen perspektivischen Nachfolger sieht er allerdings im eigenen Verein. "Es kommt jetzt so langsam einer nach, der auf jeden Fall Potenzial hat", so Ebert. "Aber er spielt selbst noch Fußball, von daher muss man da wohl noch ein paar Jahre warten."
Bis dahin übernimmt er weiter die Aufgabe, über Ereignisse auf den Plätzen in und um Satteldorf zu berichten. Bei Wind und Wetter – damit er der einzige bleibt, der dann im Regen steht.
Autor/-in: Yannick Reinke