Hartenholm rockt: Sensation vor Rekordkulisse

Schon die Qualifikation für das LOTTO-Hallenmasters in Kiel hatte das „gesamte Dorf in Aufruhr versetzt“, wie Trainer Jörg Schwarzer scherzte. Vor rund 8.6000 Zuschauern setzte sich sein Team gegen mehrere Regionalligisten und sogar gegen Drittligist Holstein Kiel durch. Der Sensationssieg des TuS Hartenholm - ein echter Hammer im hohen Norden.

In der Schleswig-Holstein-Liga spielt Hartenholm für gewöhnlich vor rund 200 Zuschauern. Nur in Ausnahmefällen finden auch mal 500 Menschen den Weg zur Sportanlage am Timm-Schott-Weg. Kein Wunder also, dass die Mannschaft von Jörg Schwarzer beim LOTTO-Hallenmasters in Kiel zunächst nervös war.

Bereits im Vorverkauf war die 17. Auflage des – laut Veranstalters - größten Hallenturniers in Deutschland ausverkauft. Als das Team um Kapitän Martin Genz zum Auftakt gegen Titelverteidiger ETSV Weiche Flensburg auflief, blickten 8.600 Zuschauer gespannt auf den Turnierneuling aus dem Kreis Segeberg. „Das war atemberaubend. Wenn du aufs Feld gehst und siehst so viele Zuschauer, da schlottern die Knie“, gesteht der 28-Jährige, der aus dem 0:2 viele Lehren zog.

Zehn Fanbusse und weiße Wand

"Das gesamte Dorf ist in Aufruhr"

Auch die 800 mitgereisten Anhänger des TuS Hartenholm, die Genz als „weiße Wand“ bezeichnete, sorgten mit ihrer Unterstützung dafür, dass sich das Team im weiteren Turnierverlauf stetig steigerte. Zehn Fanbusse hatte das kleine Dorf (1.600 Einwohner) organisiert, schon bei der Abfahrt herrschte riesige Vorfreude auf das Highlight, mit einem Spalier wurde die Mannschaft nach Kiel verabschiedet.

Durch ein 1:1 gegen den VfR Neumünster und einen 3:0-Sieg gegen Eutin 08 qualifizierte sich Hartenholm überraschend für das Halbfinale, in dem mit Holstein Kiel der Gastgeber, einzige Drittligist und große Turnierfavorit auf den absoluten Außenseiter wartete. „Wir als Amateure gegen die Profis. Da konnten wir nur gewinnen“, meint Trainer Schwarzer, der bereits die Teilnahme an den Hallenmasters als Sensation bezeichnete.

Amateur schockt Profis

Standesgemäß erzielten die Kieler das erste Tor des Spiels, konzentrierten sich danach jedoch auf das Verwalten des Ergebnisses. Immer wieder spielten sie ihren Torhüter an, was sogar zu Pfiffen von den Rängen führte. In der Schlussphase warf Hartenholm alles nach vorne. Etwa eine Minute, bevor die Schlusssirene ertönte, die Belohnung: 1:1. Als sich das Publikum bereits auf ein Neunmeterschießen einstellte, schockte Christian Jaacks den Tabellenzehnten der 3. Liga mit seinem Treffer zum 2:1 - sechs Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit. Holstein war raus. Kurios: In der Oberliga rangiert Hartenholm acht Punkte hinter Holstein Kiel II.

Die Halle tobte, die Sympathien der Zuschauer im Finale waren klar verteilt. Mit einem 2:1 gegen den VfB Lübeck machte der TuS Hartenholm die Sensation perfekt. „Durch die Unterstützung unserer Fans und die Euphorie von den Rängen hatte man fast den Eindruck, dass wir selbst mit einem Mann weniger gewonnen hätten“, sagt Schwarzer. Auch die Spieler, die er für das Hallenmasters nicht hatte nominieren können, stürmten aufs Feld und feierten den Turniersieg mit ihren Mitspielern. Mit einem Banner bedankte sich die Mannschaft bei ihren Anhängern für die fantastische Unterstützung, um anschließend den ersten Titel einer Oberligamannschaft beim Hallenmasters in Kiel gebührend zu feiern.

“Wie ein Weltmeistertitel“

Im Gasthaus zur Linde in Hartenholm war ohnehin eine Party geplant gewesen, nach dem Überraschungscoup geriet der Festsaal allerdings etwas klein. Wo sich üblicherweise 100 Personen zusammenfinden, bejubelten nun rund 300 enthusiastische Fans ihre Lieblinge. „Es hat sich angefühlt, wie ein Weltmeistertitel“, so Schwarzer, der mit seiner Mannschaft bis weit in die Morgenstunden feierte.

Auch über eine Siegprämie in Höhe von 5.000 Euro darf sich der TuS Hartenholm freuen. Diese fließt laut dem Vorsitzenden Marc Reiter in die Mannschaftskasse. „Dass es die Jungs vor einer so großen Kulisse so gut machen würden, war auch für uns überraschend. Das ist für den gesamten Verein ein Imagegewinn“, freut er sich.

Jede Saison krasser Außenseiter

Den Rückenwind möchte Trainer Schwarzer für die Rückrunde nutzen, um den Klassenerhalt schnellstmöglich zu sichern. Nach einer starken Hinrunde mit 36 Punkten und Platz sechs scheint dieses Saisonziel mehr als realistisch. Für den TuS Hartenholm keine Selbstverständlichkeit. Auch im dritten Jahr in der fünfhöchsten Spielklasse wurde das Team wieder als krasser Außenseiter eingestuft. Kein Cent werde in Hartenholm gezahlt, betont Schwarzer, weshalb das Erfolgsgeheimnis vor allem im „riesigen Zusammenhalt“ liege.

Durch den Triumph in Kiel ist der Zusammenhalt weiter gewachsen. Die Rückrunde kann also kommen. Am 1. März geht es mit dem Spiel gegen den TSV Bordesheim in der Liga weiter. Kapitän Genz hofft nach dem außergewöhnlichen Erlebnis beim Hallenmasters auf mehr als die üblichen 200 Zuschauer. Die Likes auf der Facebook-Seite haben sich bereits verdoppelt.