Wie wäre es mit einem Plüsch-Maskottchen, das winkend und tanzend durch die Arena läuft? Kann vielleicht nicht schaden, wenn man Zuschauer ins Stadion locken will. Klang den Verantwortlichen des KSV Hessen Kassel aber etwas zu abgedroschen. Der Regionalligist kämpft seit Jahren mit Zuschauerschwund. Rund 2000 kommen im Schnitt noch zu den Heimspielen des Traditionsklubs ins fast 20.000 Besucher fassende Auestadion. Also überlegten die Nordhessen, ihr altes Maskottchen, den Löwen, aus der Rente zu holen. „Aber ein Maskottchen hat jeder Verein, das war uns zu wenig Kassel“, sagt Torsten Pfennig, Pressesprecher und Geschäftsstellenleiter des Klubs.
„Wir werden ihn nicht ins Kostüm stecken. Er ist so, wie er ist“
Da fiel den Kasselanern der „Mährer“ ein. Und den haben sie in Nordhessen exklusiv. „Mähren ist bei uns ein geflügeltes Wort für meckern oder motzen“, klärt Pfennig auf. Und Meckerer, Motzer oder „Mährer“ sitzen in Kassel genügend auf der Tribüne. Also suchen sie nun den „Chefmährer“. Ganz offiziell, per Ausschreibung auf der Homepage .
Dort heißt es: „Du bist seit vielen Jahren anerkannter Fußballlehrer auf der Tribüne und dir fehlt nur die offizielle Lizenz des DFB? Du gehst mit deinen 33 schon seit über 60 Jahren zum KSV? Du hast es schon immer gewusst, dass die Löwen gar nicht aufsteigen wollen? Dann bist du genau der, den wir suchen! Bewirb dich als „Chefmährer“ beim KSV Hessen Kassel, sei die ganze Saison für alle Bereiche akkreditiert und sag regelmäßig den anderen Zuschauern deine Meinung im Stadion.“ Bewerbungen nimmt der Verein bis zum 3. Januar 2015 per Mail entgegen.
Start mit Beginn der Rückrunde
„Wir wollen die Bindung an den Verein und die Identifikation mit der Region wieder erhöhen“, sagt Pfennig. Denn es reicht nicht mehr, ein Verein mit Tradition zu sein. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren zu sehr darauf ausgeruht, der KSV Hessen Kassel zu sein und gedacht, die Zuschauer kommen ja sowieso. Aber so ist es nicht mehr.“ Der Klub will sich wieder intensiv um neue Zuschauer und Mitglieder bemühen. Zum letzten Heimspiel der Hinserie gegen Neckarelz lud Kassel in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Fußball-Verband alle Fußballklubs aus der Umgebung ein – 3500 Zuschauer kamen.
Die Nordhessen meinen ihre Aktion ernst, auch wenn sie sich bewusst auf den Arm nehmen. „Wir sind auch nur Menschen mit Humor“, sagt der Pressesprecher. „Aber das ist kein PR-Gag. Das soll eine dauerhaft angelegte Aktion mit Mehrwert für den Zuschauer sein.“ Der größte Meckerer des Vereins soll mit Beginn der Rückrunde seine Arbeit aufnehmen. Was er eigentlich genau tun soll, verrät Pfennig noch nicht: „Es sind einige Aktionen geplant.“
Jetzt müssen sie nur noch den „Mährkopp“ des Jahres ausfindig machen. Pfennig: „Wir werden ihn nicht ins Kostüm stecken. Er ist so, wie er ist.“ Winkend und tanzend kann er ja immer noch durch die Arena laufen.
Autor/-in: Arne Leyenberg