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Jesiden spielen im Camp von Dohuk, wo das Flüchtlingscamp Ruhrgebiet liegt, Fußball (Bild rechts). Wattenscheids Trainer Farat Toku unterstützt das Projekt. [Foto: Fotos Getty, imago; Collage FUSSBALL.DE]
Verfolgung, Gewalt, Krieg und Elend: Farat Toku, Trainer des Regionalligisten SG Wattenscheid 09, hat all das mit eigenen Augen gesehen. Im Irak. Bei einem Besuch vor Ort sah er das Elend der Menschen, die auf der Flucht sind. Elend, das ihm nicht mehr aus dem Kopf geht. Es sollte nicht bei einem Besuch bleiben. Sein Ortstermin war der Beginn einer Hilfsaktion: das Flüchtlingscamp Ruhrgebiet. Mit FUSSBALL.DE spricht Toku über das Projekt, seine emotionalen Eindrücke und Dankbarkeit. Kurz: über seine Lebensaufgabe.
FUSSBALL.DE: Herr Toku, ein Flüchtlingscamp als Lebensaufgabe. Wie kam es dazu?
Farat Toku: Ich habe die schreckliche Situation vor Ort, während eines Besuches, miterlebt. Ich selber komme nicht aus dem Irak, gehöre aber den Jesiden an. Eine Religion, die ihren Ursprung im nördlichen Irak hat. Die Menschen dort fliehen vor andauernden, schweren Kämpfen. Ein Freund von mir, Serdar Yüksel (Landtagsabgeordneter der SPD in Nordrhein-Westfalen; Anm. d. Red.) , hatte die Idee zu helfen. Ich war sofort dabei.
Die Idee war also geboren. Wann folgte die Umsetzung?
"Im Alltag dreht man sich im Hamsterrad, man funktioniert wie ein Roboter und ist sich dessen gar nicht bewusst. Zu Hause angekommen, nach einem Besuch, merkt man dann, wie gut es einem geht. Ich lebe viel bewusster"
Toku: Im Dezember 2014 haben wir mit der Errichtung des Camps begonnen. Die Umsetzung ist längst noch nicht abgeschlossen. Andauernd tut sich etwas. Im Vorfeld hat die Caritas unser Projekt unterstützt. Dann konnten wir durch zahlreiche Spendengelder Zelte durch Wohncontainer ersetzen. Gespendet haben Privatpersonen, Gemeinden und Städte aus dem Ruhrgebiet.
Daher der Name „Flüchtlingscamp Ruhrgebiet“?
Toku: Richtig. Wir wollen somit ein Stück Heimat, den Pott in den Irak bringen. Jeder gespendete Wohncontainer trägt den Namen seiner Stadt – zum Beispiel Recklinghausen oder Herne. Das passt ganz gut, weil im Ruhrgebiet viele Menschen unterschiedlicher Religionen und Herkünfte friedlich zusammenleben. Ein Symbol.
Und die Menschen hier her in ein sicheres Umfeld zu holen war keine Option?
Toku: Am besten ist es, den Menschen direkt vor Ort zu helfen, sie in das normale Leben zu begleiten. Das ist einfacher, als sie aus ihrer Heimat rauszuziehen. Genau das haben wir mit dem Projekt geschafft.
Wie kann man die Flüchtlinge zurück in das „normale“ Leben holen?
Toku: Indem das Camp verschiedene Angebote an sie richtet. Wir haben eine Bäckerei, in der die Menschen lernen Brot zu backen. Es gibt außerdem Schulen. Das alles hat sich mit der Zeit, unter schwierigen Bedingungen entwickelt. Schritt für Schritt. Zukünftig möchten wir noch mehr Freizeit- und Berufsmöglichkeiten anbieten, außerdem einen Kindergarten.
Wenn sie von „den Menschen“ sprechen, wie viele meinen Sie?
Toku: In dem ganzen Camp wohnen 5.500 Menschen, speziell in den Ruhrgebiets-Containern um die Tausend.
Vergangene Woche waren sie zum dritten Mal vor Ort, sind direkt nach dem Spiel ihrer Mannschaft in den Irak geflogen. Welche Eindrücke und Gefühle bleiben nach einem solchen Besuch hängen?
Toku: Gemischte Gefühle. Himmel und Hölle liegen dicht beieinander. Auf der einen Seite sieht man Panzer, Waffen, Munition und Trauer, auf der anderen viel Freude und Dankbarkeit. Die Kinder schenken mir mit einem Lachen Hoffnung und geben mir etwas zurück. Das stärkt und gibt Kraft.
Was geben Sie den Menschen, denen sie begegnen, mit auf den Weg?
Toku : Durchhalten! Ich versuche Hoffnung zu geben und sie zu motivieren, den Glauben nicht zu verlieren.
Eine schwierige Aufgabe, die mit Sicherheit auch Spuren hinterlässt. Wie schaffen Sie es nach einem solchen Besuch den Schalter umzulegen und in den Alltag zurückzukehren?
Toku: Den Schalter kann man nicht so leicht umlegen. Die Bilder gehen nicht aus dem Kopf. Dennoch bereitet es mir Freude, diese schwierige Situation zu meistern. Eine Situation, die mir gezeigt hat, für wie selbstverständlich man manche Dinge wie Strom und Wasser hinnimmt. Im Alltag dreht man sich im Hamsterrad, man funktioniert wie ein Roboter und ist sich dessen gar nicht bewusst. Zu Hause angekommen, nach einem Besuch, merkt man dann, wie gut es einem geht. Ich lebe viel bewusster.
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