Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Beste Stimmung im Ally Pally: In der fußballfreien Zeit bietet die Darts-WM willkommene Abwechslung.[Foto: 2018 Getty Images]
Fußball-Weisheit #60: „Was soll der Scheiß? Ich kann kein Englisch!“ (Roma-Legende Francesco Totti auf die Frage, was er von dem Motto „Carpe diem“ hält).
Da klimpert’s kräftig im Phrasenschwein. Man muss kein sprachwissenschaftliches Talent mitbringen, um ein großer Fußballer zu werden. Selbst der umfangreichste Englisch-Kurs würde den Sportsfreund Totti nicht näher an die korrekte Übersetzung bringen. „Carpe Diem“ ist auch nicht der Name von Chelseas neuem Sturm-Talent. Ihr wisst es natürlich: Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „Nutze den Tag“. Nicht umsonst haben sich schon unzählige junge Menschen diesen Spruch während eines Selbstfindungstrips als IKEA-Wand-Tattoo ins Zimmer geklatscht oder als tiefgründiges Zitat auf den Unterarm stechen lassen. Diese simple Botschaft, einfach mal den Augenblick zu genießen, inspiriert Menschen auf der ganzen Welt. Die FUSSBALL.DE-Kolumne "Amateur-Alltag" von Joel Grandke.
In einer ruhigen Minute besinnt man sich aufs Wesentliche und merkt, wofür es sich zu leben lohnt. Was soll der ganze unnötige Stress? Genug Zeit für einen solchen Selbstfindungstrip haben derzeit auch die deutschen Fußballfans. In den letzten Monaten fand gefühlt an jedem Tag ein zumindest potenziell sehenswertes Spiel statt: 1. und 2. Bundesliga von Freitag bis Montag, dazu DFB-Pokal, Champions League, Euro-League, Länderspiele. Im Sommer sorgte die WM dafür, dass auch ja keine längerfristigen Entzugserscheinungen, resultierend aus Fußball-Abstinenz, auftreten. Trotz vielerorts milder Wintertemperaturen zittert der ein oder andere Suchti nun aber vor der Winterpause, die mehrere Wochen ohne Bundesliga bedeutet. Da will man schon dem „Carpe diem“-Rat folgen, aber wie soll das ohne Fußball gehen?
Der erste Einwand liegt auf der Hand – und der führt uns diesmal tatsächlich ins Englische: die Premier League. Auf der Insel ist man hart im Nehmen und lacht nur über eine erholsame Winterpause. Der „Boxing Day“ am 26. Dezember bot auch für den Fußball-Fan in Deutschland höchstes Niveau. „Pöhler“ Klopp mit seinen Liverpoolern steckt hier im Titelkampf gegen Pep mit seinem Tiki-Taka-ManCity. Alte Bekannte aus der Bundesliga liefern hier großen Offensiv-Fußball. Am Donnerstag (3. Januar, 21 Uhr) treffen sie sogar im direkten Duell an der Anfield Road aufeinander. Wer da lieber einen gemütlichen „Netflix & Chill“-Abend mit dem Partner verbringt, hat den Fußball nie geliebt. Außerdem sind die Premier-League-Nächte ein vorgezogenes Scouting für das Champions-League-Achtelfinale: Anhänger der Bayern (gegen Liverpool), der Schalker (gegen ManCity) und der Dortmunder (gegen Tottenham) sollten ein genaues Auge auf die Stärken und Schwächen ihrer Kontrahenten legen. Mittlerweile haben auch die Italiener in Sachen „Boxing Day“ nachgezogen und den weihnachtlichen Serie-A-Kick auf den Spielplan gehievt. Eine nachträgliche Bescherung durch Cristiano Ronaldo – da kann einem nur warm ums Herz werden.
"Bis zur Rückrunde schaffe ich mir aber mal so richtig Kondition drauf!"
In der Bundeliga ruht der Ball allerdings über den Jahreswechsel. Anfang Januar geht es für die Teams erstmal ins meist sonnige Trainingslager, in dem sich auf die Rückrunde vorbereitet wird. Wer extrem nach dem Ballgeschiebe seiner Lieblingsspieler dürstet, der kann sich immerhin online die Freundschaftsspiele seines Klubs in voller Länge geben. Die Partien gegen österreichische Zweitligisten oder den ungarischen Vize-Pokalsieger sind aber nur etwas für Hartgesottene. Die Stimmung gleicht oftmals einem Totentanz, zeitgleich wechseln die Trainer die kompletten Teams durch, um die Belastung zu steuern und allen Kader-Spielern mal eine Chance zu geben. Auf Spielfluss und Emotionen wartet der Zuschauer meist vergebens. Da schaut man doch lieber die „Bundesliga Pur!“-Classics aus den vergangenen Jahrzehnten, bei denen man nochmal all die spannenden Bayern-Meisterschaften der Vergangenheit nachfeiern darf.
Einen Retro-Zeitvertreib für die lange Winterpause bietet auch der Teletext. Erinnern wir uns an die dunklen Jahre, in denen wir nicht 24/7 mit dem Handy oder Laptop online und stets „up to date“ sein konnten. Die heißesten Transfermeldungen und -spekulationen lieferte uns einerseits die Sportzeitung, andererseits aber der kultige Teletext. „Messi zu Bayern?“, „Ronaldinho in Dortmund gesichtet!“ – es brodelte gewaltig. Alle Zu- und Abgänge der Bundesligisten gab es hier in der Übersicht zu finden. Es musste nur stets 10 bis 20 Sekunden gewartet werden, bevor die Seite endlich auf den nächsten Verein umgesprungen war. Spektakuläre Wechsel wurden brandaktuell in wenigen Zeilen zusammengefasst. Da lohnte es sich gar nicht erst, die Fernbedienung aus der Hand zu legen, da der Teletext im Minutentakt aktualisiert werden musste. Diese Beschäftigung kann auch heute noch den Extra-Kick in einen ansonsten tristen Fernseh-Sonntag bringen. Beim Nebenmann auf dem Sofa könnte das durchgehend hektische Geklicke allerdings zu leichten Wutanfällen führen.
Es muss nicht immer ein Ball im Spiel sein, wenn man sportliche Höchstleistungen bewundern möchte. Ein Blick ins Publikum der Darts-WM, die derzeit im Londoner „Ally Pally“ stattfindet, lässt die Herzen vieler Fußball-Fans höher schlagen: „Endlich mal normale Leute!“ Eine schwer alkoholgeschwängerte Mischung aus Fasching und Oktoberfest brüllt sich nach jeder „180“ und jedem Check-Out die Seele aus dem Leib. Anspruchsvolle Unterhaltung, wie sie sein sollte! Wer das Bier lieber gegen Glühwein tauschen möchte, findet im Wintersport einen Zeitvertreib. Irgendwo zwischen rasanten Biathlon-Rennen und der Vierschanzen-Tournee lässt sich sicher ein bisschen Nervenkitzel aus der fehlenden Bundesliga-Zeit kompensieren.
Wer sich nicht für das Alternativprogramm auf dem heimischen Sofa begeistern kann, hat immer noch die Möglichkeit, sich selbst zu fordern. Die Neujahrsvorsätze haben auch in der Kreisliga absolute Hochkonjunktur. Nach dem Ausschwitzen des Silvester-Katers soll es dann mit Schwung ins neue Leben gehen. Vorsatz Nummer 1 bei Amateurkickern: „Bis zur Rückrunde schaffe ich mir aber mal so richtig Kondition drauf!“ Am 2. Januar schlüpft der zukünftige Vorzeige-Athlet dann auch direkt in seine neuen Laufschuhe, die er sich zu Weihnachten hat unter den Baum legen lassen. Hochmotiviert zieht er auf den ersten 200 Metern an, bis er feststellen muss, dass sich eine Blase am rechten Hacken zu bilden droht. Hinzu kommt ein „leichtes Ziehen im Oberschenkel“. Bei allem guten Willen: Diese Einheit muss sofort abgebrochen werden, die Gesundheit geht schließlich vor! Von dieser Grenzerfahrung muss sich der Läufer erstmal ein paar Wochen erholen. Und so nimmt der erste Neujahrsvorsatz für das darauffolgende Jahr schon Anfang Januar Form an…
Fazit: Der K(r)ampf durch die fußballfreie Zeit lässt sich mit einem Bundesliga-Alternativprogramm im Wohnzimmer einigermaßen kompensieren. Der Kampf gegen den inneren Schweinehund, der sich zähnefletschend zwischen dich und deine sportlichen Vorsätze stellt, ist deutlich schwerer zu bestreiten. In knapp drei Wochen beginnt übrigens schon wieder die Bundesliga. Dann ist die qualvolle Zeit endlich überstanden. Bis dahin: „Carpe diem“ und einen guten Rutsch allerseits!
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürt in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
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