Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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2012 zog Lothar Matthäus im Benefizspiel gegen den 1. FC Nürnberg noch einmal das Trikot des FC Herzogenaurach an. [Foto: imago]
Aus ihren kleinen Heimatvereinen waren sie einst ausgezogen, um die große Fußballwelt zu erobern und die Nationalmannschaft anzuführen. FUSSBALL.DE stellt die „Heimathäfen der Kapitäne“ vor. Heute: Lothar Matthäus und der 1. FC Herzogenaurach. In seiner Heimat ist der Rekordspielführer der deutschen Nationalmannschaft kein unumstrittener Star mehr.
Ein Besuch in Mittelfranken. In Herzogenaurach, dem Geburtsort des modernen Turnschuhs, der Heimat von Puma und Adidas, in brüderlicher Zwietracht im Stadtzentrum vereint. Nur wenige Minuten von dort entfernt, oberhalb des Kirchweihgeländes am Weihersbach, liegt das Sportgelände des 1. FC Herzogenaurach in der späten Nachmittagssonne. Hier wurde ein späterer Fußball-Weltmeister geformt, ein Weltfußballer und Rekordspielführer der Nationalmannschaft.
Träge wehen die Blätter der alten Eiche am Trainingsplatz im Wind. Es hat sich kaum etwas verändert, seit hier vor mehr als 40 Jahren der junge Lothar Matthäus über das Rudolf-Dassler-Spielfeld gelaufen ist. Bis auf die Spielklasse. Statt Bayernliga spielt der FCH heute in der Bezirksklasse Mittelfranken I. Und das auch erst seit dieser Saison. „Wir sind stolz auf diesen Aufstieg, weil in unserer ersten Mannschaft praktisch nur echte Herzogenauracher aus unserer eigenen Jugend stehen. Das ist selten geworden heutzutage“, sagt Klaus Bauer.
"Viele im Verein finden, dass der Lothar mal 'ne richtig knackige Spende rüber wachsen lassen müsste"
Bauer muss es wissen, er ist ein Vereinsurgestein, seit 43 Jahren Mitglied - genauso lange wie Matthäus, mit dem er seinerzeit in einer Mannschaft gekickt und mehrere Meisterschaften in der Landesliga gewonnen hat. Es waren die Siebziger Jahre, es waren die großen Erfolge des FCH. Anders als Matthäus, der sich rar macht, ist Bauer fest im Verein verwurzelt. „Ich bin gewissermaßen erster und zweiter Vorstand in Personalunion. Es findet sich halt keiner mehr, der das machen will“, meint der 53-Jährige. „Vorstand ist man schließlich rund um die Uhr.“
Bauer kennt noch alle Spieler aller 20 Mannschaften im Spielbetrieb persönlich. Ein neuer Matthäus ist nicht darunter. „So weit sind wir noch nicht, aber wir haben schon ein paar Gute.“ Eric Stübing zum Beispiel. Der Mittelstürmer ist das Aushängeschild des Vereins und wird umworben von höherklassigen Vereinen. Ein echtes Problem für den FCH, der seinen Spielern keine Gelder zahlt.
„Bei uns gibt’s ka Geld“, sagt Bauer im weichen Idiom des Mittelfranken. Keine Siegprämien, keine Spielergehälter. „Alle, die bei uns spielen, tun das aus Freude, weil sie sich hier gut aufgehoben fühlen. Wir bieten ihnen ein halbprofessionelles Umfeld, indem sie sich um nichts kümmern müssen. Aber die zahlende Konkurrenz macht es uns allmählich schwer“, berichtet Bauer. Die idealistische Vereinsphilosophie wurde nicht aus der Not heraus geboren, hat der FCH mit Puma doch einen finanzstarken Sponsor an der Hand und ist seit Jahren schuldenfrei.
Und obwohl Bauer noch keinen der Neuzugänge bekommen hat, die er für das Abenteuer Bezirksliga gerne als Verstärkung des Teams geholt hätte - „weil wir ihnen halt nix zahlen und die nur für Geld spielen wollen“ -, will der Verein nicht von seinem romantischen Ansatz abrücken. „Bei uns lebt noch das Ehrenamt. Wir veranstalten viel gemeinsam. Unser Vereinsleben hat einen echten Mehrwert und das möchten wir so beibehalten“.
Die meisten der 580 Vereinsmitglieder sind Herzogenauracher Kinder, deren Eltern dieser Ansatz gefällt. Doch während Mama und Papa sich oft noch gut und gerne an ihren Lothar erinnern, sind die Vorbilder der Kleinen längst andere. „Die wollen alle sein wie der Messi, an den Lothar denken die nicht mehr“, meint Bauer. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass Menschen in der Geschäftsstelle des Vereins anrufen, „weil sie das Geburtshaus vom Lothar sehen wollen und nicht wissen, wo es steht“, erzählt Bauer. Auch Autogrammanfragen bekommt der Verein häufig, dabei ist der Kontakt zum berühmten Sohn nicht der allerbeste. Matthäus selbst betont zwar immer wieder, „nie vergessen zu haben, wo ich herkomme“. Bauer sieht das aber etwas anders: „Viele im Verein finden, dass der Lothar mal ’ne richtig knackige Spende rüber wachsen lassen müsste. Deswegen sind manche im Vorstand nicht so gut auf ihn zu sprechen.“
Zuletzt war der berühmteste Sohn der Stadt vor zwei Jahren zu Gast. Beim Jubiläums-Benefizspiel gegen eine Traditionsauswahl des 1. FC Nürnberg. Recht erfolgreich verlief es nicht für Matthäus: vor dem Spiel gingen ihm die Autogrammkarten aus, im Spiel zerrte er sich nach 20 Minuten den Oberschenkel. Bei der abschließenden Ehrung gab es dann eher höflich-verhaltenen denn frenetischen Applaus. Als Spieler ein Superlativ, mit Welt-, Europa- und nationalen Meistertiteln dekoriert, mit 75 Länderspielen als Kapitän Rekordspielführer der deutschen Nationalmannschaft, ist der Fußballrentner Matthäus in seiner Heimat inzwischen kein unumwundener Star mehr.
Auch das ist ein Grund, warum Bauer davor zurückschreckt, seinen Kontakt zu reaktivieren und den früheren Mitspieler wieder einmal zu einem Besuch zu überreden. Aber es ist nicht der Einzige: „Ach, bei solchen Benefizspielen ist die Organisation so umständlich wegen der ganzen Auflagen der Stadt. Da darfst du dann keine Gläser nehmen, sondern nur wiederverwendbare Pappbecher und lauter so Zeug, das ist uns zu aufwendig.“ Dabei könnten sie den Erlös gut gebrauchen. Der FCH hat immer mehr aktive und immer weniger passive Mitglieder, was sich erheblich auf die Infrastruktur des Vereins auswirkt. Vor allem der momentane Trainingsplatzmangel macht den Trainingsbetrieb nicht eben einfacher.
Auf 20 Mannschaften kommen zweieinhalb Trainingsplätze. „Halb“ nennt Bauer den dritten Platz, weil er von der Stadt nur temporär gemietet wird. Dennoch ist der Vorsitzende stolz auf die Entwicklung, gerade auf die Erfolge in der Jugendarbeit. Die sind auch daran zu erkennen, dass in der ersten und zweiten Mannschaft des FC fast ausschließlich Eigengewächse des Vereins spielen und fast alle Jugendtrainer selbst in einer Seniorenmannschaft aktiv sind. „So können sie viel von ihrer Erfahrung an die Kinder weitergeben“, meint Bauer und hat plötzlich doch noch einen Wunsch an seinen alten Weggefährten: „Wenn der Lothar mal ein Jugendtraining leiten würde, das wär’ doch was!“
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