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Corona |28.10.2020|07:50

Infektion auf Spielfeld sehr unwahrscheinlich

Tim Meyer: "Außerhalb des Feldes müssen die Hygienestandards umgesetzt werden."[Foto: imago/Eibner]

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Es sei sehr unwahrscheinlich, dass sich aktive Spieler*innen auf dem Fußballplatz mit dem Covid-19-Virus anstecken. Diese These verdichtet sich für Prof. Dr. Tim Meyer, den Vorsitzenden der Medizinischen Kommission des DFB und der UEFA. Im Interview mit FUSSBALL.DE berichtet der Leiter der Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb des DFB und der DFL von den Beobachtungen. 

FUSSBALL.DE: Herr Prof. Meyer, wie kommen Sie zu dieser These?

Prof. Dr. Tim Meyer: Diese These ist nicht neu. Schon im Frühjahr gab es erste Analysen der DFL, aber auch eine Studie über Kontaktzeiten im Profifußball, die im Auftrag des Niederländischen Fußball-Verbandes KNVB durchgeführt wurde. Übereinstimmendes Ergebnis war, dass während des Fußballspielens die Dauer der engen Kontakte so kurz ist, dass es eigentlich auf dem Spielfeld kaum zu Infektionen kommen kann. Festzustellen ist in diesem Zusammenhang, dass Fußball entgegen anderslautender Annahmen eben kein Kontaktsport ist, sondern eine Sportart mit geringen Kontakten. Ein zweiter wichtiger Punkt ist, dass Fußball im Freien an der frischen Luft ausgeübt wird. Auch dieser Faktor spricht für ein geringes Infektionsrisiko auf dem Fußballplatz. Die Medizinische Kommission des DFB hat am 24. Juni 2020 in einer Stellungnahme die wesentlichen Punkte zusammengefasst und auf das geringe Ansteckungsrisiko beim Fußballspielen hingewiesen. Diese Punkte wurden auch bei der Erarbeitung des DFB-Leitfadens "Zurück ins Spiel" berücksichtigt.

Die Unsicherheit bei Fußballer*innen und Mannschaftsverantwortlichen ist dennoch groß. In einem Fall, der Schlagzeilen gemacht hat, hat eine Mannschaft 0:37 verloren, weil sie aus Angst vor Ansteckung im Spiel völlig passiv blieb.

"Außerhalb des Spielfeldes müssen die Hygienestandards konsequent umgesetzt werden! Bei allen Begegnungen von Menschen muss dem Coronavirus aktiv präventiv begegnet werden"

Meyer: Diese Angst war nach meiner Meinung aufgrund der oben genannten Faktoren unbegründet. 

Aber es gibt doch immer wieder Schlagzeilen, in denen von Infektionen im Fußballumfeld die Rede ist?

Meyer: Die Beobachtung, dass man sich auf dem Spielfeld sehr wahrscheinlich nicht anstecken kann, bedeutet ausdrücklich nicht, dass dies auch außerhalb des Spielfelds gilt. Es sind Fälle von Ansteckungen bei Mannschaftssitzungen in geschlossenen Räumen, aber auch bei anderen Besprechungen in geschlossenen Räumen bekannt. Offensichtlich wurden bei diesen Fällen die Hygiene- und Abstandsvorgaben nicht beachtet.

Was folgern Sie aus diesen Beispielen?

Meyer: Sie zeigen, dass bei Missachtung der Hygienestandards das Infektionsrisiko steigt - auch im Umfeld eines Fußballspiels. Deswegen an dieser Stelle noch einmal der klare Appell: Außerhalb des Spielfeldes müssen die Hygienestandards konsequent umgesetzt werden! Bei allen Begegnungen von Menschen muss dem Coronavirus aktiv präventiv begegnet werden. Und das gilt auch im Fußballumfeld, zum Beispiel in Besprechungs-, Umkleide- oder Duschräumen sowie der Vereinsgastronomie. Hält man sich nicht daran, und es treten Infektionsfälle auf, müssen die Gesundheitsämter Konsequenzen ziehen. Der Südbadische Fußball-Verband hat in einem Schaubild (siehe Abbildungen 2 bis 4; Anm. d. Red.) sehr anschaulich dargestellt, was das im Fußball für den Trainings- und Spielbetriebs bedeuten kann. Allerdings möchte ich auch betonen, dass bei verschiedenen Medienmeldungen über "Infektionen im Fußballumfeld" zwar Menschen infiziert wurden, die auch Fußball spielen, sich die jeweilige Infektion aber eindeutig außerhalb der Fußballaktivitäten ereignet hat, zum Beispiel bei privaten Feiern.

Gibt es weitere Empfehlungen, die Sie Fußballer*innen und Vereinen ans Herz legen möchten?

Meyer: Die zweite wichtige Verpflichtung bei der Covid-19-Prävention lautet, wenn Symptome auftreten, den Kontakt zu anderen Menschen auf ein unvermeidbares Minimum zu reduzieren. Es ist ein Fall bekannt, wo ein Spieler, der sich infizierte, obwohl er bereits Symptome aufgewiesen hatte, noch zu einer Besprechung auf dem Sportgelände erschien. Dabei kam es dann zu Infektionen von Mannschaftsangehörigen. Bei dieser Pandemie kommt es auf das Verhalten jedes Einzelnen an. Das heißt, wer Symptome bei sich feststellt, und seien sie auch noch so leicht, muss zu Hause bleiben. Diese Sensibilität ist gerade bei jungen Menschen wichtig, da es bei ihnen passieren kann, dass die Symptome nur sehr gering ausgeprägt sind.  

Könnte die oben genannte These zum geringen Infektionsrisiko auf dem Fußballplatz wissenschaftlich abgesichert werden?

Meyer: Statt letztlich spekulativer Expertenempfehlungen und Simulationsuntersuchungen sollten wir bald zu aussagekräftigeren Ergebnissen kommen. Wir arbeiten aktuell an verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen, um weitere Erkenntnisse zum Thema zu gewinnen. Ich gehe davon aus, dass wir schon bald Ergebnisse präsentieren können.

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