Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Abwehrstark und kluger Aufbau: Marina Hegering bei der Frauen-EM.[Foto: Getty Images]
Mit der deutschen U 20 wurde Marina Hegering im Jahr 2010 Weltmeisterin. Kurz darauf kam ihre verheißungsvolle Karriere durch Verletzungen und Operationen lange ins Stocken. 2019 feierte sie mit 28 Jahren dennoch ihr Debüt in der A-Nationalmannschaft und stieg dort direkt zur Leistungsträgerin auf. Beim gestrigen 2:0-Sieg der DFB-Frauen gegen Spanien bei der Europameisterschaft wurde die Innenverteidigerin von der UEFA zur Spielerin des Spiels gewählt.
Im FUSSBALL.DE -Interview verrät die 32-Jährige, wie ihre Anfänge in einer Jungs-Mannschaft ihr Spiel geprägt haben, welche Bedeutung der Amateurfußball für sie hat und warum man selbst Rückschlägen etwas Positives abgewinnen kann.
FUSSBALL.DE: Frau Hegering, wie sind Sie zum Fußball gekommen?
Marina Hegering: Die Jungs haben im Kindergarten immer erzählt, dass sie zum Fußball gehen. Irgendwann, mit vier Jahren, habe ich zu meiner Mama gesagt: "Da will ich auch mal mitgehen." Eine andere Freundin war auch noch mit dabei. Uns hat es so viel Spaß gemacht, dass wir geblieben sind. Die ersten vier Jahre, also bis zur E-Jugend, waren wir Mädels immer zu zweit, danach hat die Freundin aufgehört.
"Wenn man alles mit Spaß macht und weiß, wofür man es tut, fällt einem vieles leichter"
Sie selbst aber spielten dort weiter?
Hegering: Genau. Bis zur B-Jugend habe ich in der Jungs-Mannschaft beim DJK SV Lowick 1930 gespielt. Im letzten B-Jugend-Jahr habe ich dann schon einmal die Woche bei der Bundesliga-Frauenmannschaft des FCR Duisburg mittrainiert, zu der ich dann in der Saison darauf gewechselt bin.
Wie war es, als einziges Mädchen in einer Jungs-Mannschaft zu spielen?
Hegering: Ich hatte nie das Gefühl, dass ich eine Extrabehandlung bekomme, nur weil ich ein Mädchen bin. Es war total schön, wir waren größtenteils alle zusammen im Kindergarten und in der Grundschule, kannten uns dementsprechend gut. Erst in der weiterführenden Schule hat es sich ein wenig verteilt, aber da war die Gruppe schon lange zusammen und man war integriert. Ich hatte damals einen Kurzhaarschnitt und sah auch fast aus wie ein Junge. (lacht)
Wie sahen die Nachmittage nach der Schule aus?
Hegering: Nach der Schule haben wir nur kurz telefoniert, Hausaufgaben gemacht und uns dann auf dem Bolzplatz oder dem Vereinsgelände getroffen. Wir haben so oft und lange vor dem Training gekickt, dass uns die Trainer irgendwann bremsen mussten, weil es sonst zu viel geworden wäre. Ich habe also auch den Großteil meiner Freizeit mit den Jungs verbracht und dadurch voll dazugehört.
Hatten die physischen Unterschiede eine Auswirkung auf Ihre Spielweise oder die Position?
Hegering: Ich war eigentlich immer im Mittelfeld beheimatet, meist auf der Sechs, und habe dort auch sehr lange gespielt. Erst im letzten Jahr in der B-Jugend bin ich dann weiter nach hinten gerückt, auch, weil die körperlichen Unterschiede dann immer größer wurden. Die Jungs waren einfach etwas schneller und stärker. Ich bin auf die Libero-Position gewechselt, weil ich das Spiel sehr gut lesen und dadurch Meter gutmachen konnte. Diese Antizipation hat mir geholfen, die physische Komponente auszugleichen.
Hat Ihnen der Wettbewerb gegen die körperlich überlegenen Jungs geholfen?
Hegering: Absolut. Das körperbetonte Spiel, das ich heute pflege, kommt von den Jungs. Das lernt man dort, gerade weil ich, wie schon gesagt, nie geschont wurde. Ich habe zudem in der Regionalauswahl gespielt, demnach wussten auch die Gegner in der Region irgendwann, wer ich bin, haben die Vorsicht schnell abgelegt und ganz normal gegen mich gespielt. Das war sehr wertvoll für mich und hat mich enorm weitergebracht.
Besteht noch Kontakt zu Ihrem Heimatverein und ehemaligen Mitspielern?
Hegering: Mit zwei, drei ehemaligen Mitspielern bin ich immer noch befreundet. Die sieht man dann gelegentlich, wenn ich es in die Heimat schaffe und der Terminkalender es zulässt. Mit dem Verein bin ich noch eng in Kontakt. Gerade in meiner Zeit bei der SGS Essen war ich an freien Wochenenden häufig auf dem Sportplatz zu Besuch. Auch zum Training habe ich die Anlage gelegentlich noch genutzt. Es ist immer schön dort, jeder kennt mich und das Vereinsleben ist immer eine tolle Sache.
Geselligkeit, Zusammenhalt, Identifikation – sind das die Punkte, die den Amateurfußball für Sie ausmachen?
Hegering: Ja, genau. Das Vereinsheim ist der Ort, wo der Verein sein Herz trägt, wo zusammen gelebt, gelacht, geweint und gefeiert wird. Bei uns ist es zudem so, dass das Vereinsheim zwischen den zwei Fußballplätzen und einem Kinderspielplatz liegt. Dort findet das Leben statt, man trifft Leute, die teilweise gar nicht im Verein aktiv sind, die nur vorbeikommen, um die Gesellschaft mitzunehmen, die für Kaffee und Kuchen, eine Bratwurst oder ein Bierchen da sind und Fußball schauen. Davon lebt ein Verein, das macht auch viel für die Harmonie aus.
Wie groß war der Schritt weg aus der Wohlfühloase Heimatverein in die Frauen-Bundesliga für Sie?
Hegering: Es war schon anders. Das Vereinsleben in einer Profiliga ist natürlich nicht mit dem als Amateur zu vergleichen. Man trainiert jeden Tag und verbringt dann abseits davon nicht mehr so viel Zeit auf dem Gelände. Ich hatte auch eine recht lange Anreise und war dann meistens froh, wenn ich wieder zu Hause war und mich auf den nächsten Tag und die Schule vorbereiten konnte.
Welche Unterschiede sind Ihnen noch aufgefallen?
Hegering: Man verbringt im Leistungssport natürlich viel mehr Zeit mit dem Team. Dementsprechend baut man da eine gewisse Bindung auf, allerdings findet die in den meisten Fällen auf einer etwas anderen Ebene statt, als es im Amateursport der Fall ist.
Sie haben einen außergewöhnlichen sportlichen Weg hinter sich und dabei viele Rückschläge überwunden. Was rät die Nationalspielerin Marina Hegering ambitionierten Nachwuchs- und Amateurspieler*innen?
Hegering: Immer Spaß an der Sache haben, den Fokus nicht verlieren, aber auch nicht zu verbissen sein. Wenn man alles mit Spaß macht und weiß, wofür man es tut, fällt einem vieles leichter. Rückschläge sind Dinge, an denen man wachsen kann und die einen persönlich noch stärker machen können.
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