Odonkor: Interimstrainer für eine Nacht

Der frühere Nationalspieler David Odonkor sollte bei der Hammer SpVg auch das Training übernehmen, bleibt jetzt aber Sportlicher Leiter. Beim KFC Uerdingen trainiert der nächste Ex-Bundesligaprofi. Die DJK Don Bosco Bamberg stürzt den Tabellenführer in einer irren Aufholjagd. Das Wichtigste aus Deutschlands Oberligen auf einen Blick.

Nullnummer kostet Gottwald den Job: Die Hammer SpVg hat wegen des ernüchternden Saisonverlaufs in der Oberliga Westfalen (Platz neun nach nur einem Sieg aus den vergangenen fünf Spielen) ihren Trainer Oliver Gottwald mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Eine dauerhafte Nachfolge des 45-jährigen Gottwald, der den Trainerposten bei der Hammer SpVg im März 2015 übernommen hatte, steht derzeit noch nicht fest. Bis auf Weiteres sollte eigentlich Ex-Nationalspieler David Odonkor, der erst vor wenigen Tagen als neuer Sportlicher Leiter in Hamm vorgestellt wurde, das Training der Oberliga-Mannschaft leiten. Das teilte der Klub auf seiner Website mit. Auf Nachfrage des Westfälischen Anzeigers erklärte Odonkor allerdings, dass er weiter ausschließlich die Aufgabe des Sportlichen Leiters erfüllen wird und dass als Übergangslösung Ferhat Cerci, der Coach der Landesliga-Reserve, das Training des Oberliga-Teams übernehmen wird. „Im Laufe der ungezählten Telefonate, die geführt wurden, ist das umentschieden worden. Die Entwicklung hatte so eine Dynamik bekommen, war so schnell geworden, und diesem Umstand ist die Änderung jetzt geschuldet“, sagte HSV-Pressesprecher Uli Gruszka. Odonkor war nur für eine Nacht und nur virtuell Interimstrainer. Die Entscheidung für die Trennung von Gottwald war nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Schlusslicht SV Zweckel gefallen. „Unser Tabellenplatz könnte schlechter sein, aber in der in dieser Saison sehr ausgeglichenen Liga auch deutlich besser. Die Mannschaft hat sich seit Saisonbeginn kaum weiterentwickelt. Bevor der Zug nach oben ganz abgefahren ist, mussten wir handeln“, erklärt HSV-Funktionär Achim Hickmann die Entscheidung.

Unglaubliche Aufholjagd: André Kleilein, Spielleiter bei der DJK Don Bosco Bamberg in der Bayernliga Nord , konnte es selbst nicht fassen. „So etwas habe ich hier in all den Jahren auch noch nicht erlebt“, sagte Kleilein im Gespräch mit FUSSBALL.DE nach dem sensationellen 6:4 des abstiegsbedrohten Neulings gegen den bisherigen Tabellenführer VfB Eichstätt, der damit von der Spitze stürzte. Dabei lagen die Bamberger im torreichsten Bayernliga-Spiel dieser Saison schon 0:2 und 1:3 zurück, ehe sie ihre fulminante Aufholjagd starteten. Die Rote Karte für Eichstätts Mittelfeldspieler Dominik Wolfsteiner wegen groben Foulspiels (62.) spielte Don Bosco noch zusätzlich in die Karten. „Wir waren nach dem Platzverweis einige Minuten unsortiert, das hat der Gegner clever ausgenutzt. Das war vor allem auch der Unerfahrenheit unserer jungen Mannschaft geschuldet“, meinte Eichstätts Trainer Markus Mattes. Kurios: Beim Treffer zum 6:4-Endstand in der Nachspielzeit musste Dominik Schütz den Ball nur noch ins leere Eichstätter Gehäuse schieben, weil VfB-Torhüter Christopher Haas mit nach vorne geeilt war, um noch den Ausgleich zu erzwingen.

Gohouri in Uerdingen zu Gast: Beim KFC Uerdingen 05, Tabellendritter in der Oberliga Niederrhein trainiert aktuell Steve Gohouri mit. Der ehemalige Bundesliga-Profi von Borussia Mönchengladbach (29 Einsätze im Oberhaus) ist seit der Sommerpause ohne Verein. Zuletzt stand der 34-jährige Innenverteidiger beim Drittligisten Rot-Weiß Erfurt unter Vertrag. Während seiner Karriere war der Ivorer auch schon für den englischen Erstligisten Wigan Athletic am Ball. Sollte Gohouri einen Vertrag bei den Krefeldern erhalten, wäre der Routinier nach Mohamadou „Mo“ Idrissou und Timo Achenbach der dritte Hochkaräter.

Wette gewonnen - Bart ist ab: In der Hessenliga hat SV Buchonia Flieden mit dem 2:1-Erfolg bei Rot-Weiß Hadamar zum ersten Mal in dieser Spielzeit zwei Siege in Folge eingefahren und gleichzeitig auch zum ersten Mal in Hadamar gewonnen. Dabei musste Trainer Meik Voll gleich auf elf Spieler verzichten und hatte mit Philipp Mötzung, Daniel Werner, Cedric Trankler und Nicolai Braun vier Spieler auf der Bank, die sonst nur in der zweiten Mannschaft (Gruppenliga Fulda) zum Einsatz kommen. In der Schlussphase kam sogar Ersatztorhüter Lukas Hohmann noch für 30 Sekunden als Feldspieler zum Einsatz, um den Sieg zu sichern und die Uhr runter zu spielen. Am meisten freute sich aber Trainer Voll. Der 40-Jährige hatte gewettet, sich bis zum nächsten Auswärtsdreier einen Bart stehen zu lassen. Nun darf Voll endlich wieder zum Rasierer greifen und dem Vollbart Lebewohl sagen. „Ich bin froh, dass der Bart endlich ab ist. Es hat schon ganz schön gejuckt“, sagt Voll gegenüber FUSSBALL.DE . Auch der 2. Vorsitzende Frank Happ strahlte: „Unser Trainer sah mit Bart schon ziemlich unmöglich aus.“

Tunjic trifft für die „Tauben“: In der Oberliga Hamburg gelang dem USC Paloma im Kellerduell gegen Aufsteiger und Schlusslicht SV Lurup (5:1) ein Befreiungsschlag. Mann des Tages war Kapitän Mladen Tunjic, der mit drei Toren - darunter ein spektakulärer Seitfallzieher - Lurup praktisch im Alleingang besiegte. „Wir hätten ohne große Probleme auch zweistellig gewinnen können“, ärgerte sich der 30-jährige Kroate über die vielen vergebenen Möglichkeiten. Sein Trainer, der Deutsch-Nigerianer Olufemi Smith, war dagegen überglücklich: „Endlich mal drei Punkte! Ich bin einfach nur erleichtert, dass wir nach sieben Niederlagen in Folge unseren Negativlauf durchbrechen konnten.“ Der Rückstand zum rettenden Ufer beträgt für Paloma nur noch drei Zähler.

Spiel für Geschichtsbücher: Der frühere Zweitligist FC Gütersloh meldete sich in der Oberliga Westfalen mit einem Paukenschlag zurück. Mit nur noch neun Mann und Feldspieler Lars Schröder im Tor siegte die Mannschaft von Trainer und Ex-Profi Heiko Bonan beim ASC Dortmund nach einem 0:2-Rückstand noch 3:2 (1:2), holte drei ganz wichtige Punkte im Abstiegskampf. FCG-Torwart Christopher Rump hatte schon nach vier Minuten die rote Karte gesehen, später handelte sich Abwehrspieler Lars Beuckmann noch die Gelb-Rote Karte ein (68.). „Das war Wahnsinn. Man hat gesehen, was möglich ist, wenn alle zusammen Gas geben. Die Mannschaft hat sich für eine tolle Leistung belohnt“, freute sich Bonan. „Dieses denkwürdige Spiel wird in die Geschichte des FC Gütersloh eingehen.“

Chefrolle für Vujanovic: Die Bilanz von Borislav Vujanovic, Interimstrainer beim SV Heimstetten, kann sich sehen lassen. Nach drei Partien unter der Regie des 38-Jährigen hat der Ex-Regionalligist zwei Siege und eine Niederlage in der Bayernliga Süd auf dem Konto. Der etatmäßige Co-Trainer, wegen eines mehrwöchigen USA-Aufenthalts von Heiko Baumgärtner bis zur Winterpause in der Chefrolle, freut sich über die Aufgabe: „Die Zusammenarbeit mit Heiko war immer hervorragend. Jetzt alleine die Hauptverantwortung zu tragen, ist eine Herausforderung. Aber sie ist auch eine tolle Sache für mich. Wir wollen bis zur Winterpause möglichst die maximale Punktzahl holen.“ Vujanovic ist nicht zum ersten Mal Cheftrainer. In der Vorsaison war er beim Landesligisten SV Lohhof verantwortlich.

Göttingen 07 auf dem Vormarsch: Aufsteiger SVG Göttingen 07 sorgt in der Oberliga Niedersachsen weiter für Furore. Auch im 14. Saisonspiel blieb die Mannschaft von SVG-Trainer Knut Nolte ungeschlagen, brachte jetzt sogar Tabellenführer Lupo-Martini Wolfsburg im Spitzenspiel (0:2) die erste Niederlage bei. Dabei sah es vor und während der Partie gar nicht gut aus für den Neuling. Routinier Philipp Käschel hatte sich beim Aufwärmen eine Adduktorenverletzung zugezogen, musste durch Youngster Florian Mackes ersetzt werden. Mittelfeldspieler Martin Schiller zog sich in der Partie einen Innenbandriss zu und wird für längere Zeit ausfallen. Alexander Burkhardt sah kurz nach seiner Einwechslung die Ampelkarte. „Wir haben in Unterzahl trotzdem noch das 2:0 erzielt und dem Tabellenführer keine Chance ermöglicht“, sagt Nolte gegenüber FUSSBALL.DE . „Unser Ziel bleibt aber weiterhin der Klassenverbleib. Dafür wollen wir so schnell wie möglich die 40 Punkte-Marke knacken.“ Bis dahin fehlen allerdings nur noch zehn Zähler.