Als Zwölfjähriger schrieb er einst bundesweit Schlagzeilen: 2001 unterzeichnete Marco Quotschalla beim 1. FC Köln einen Achtjahres-Vertrag, galt als Riesentalent. In der Bundesliga spielte er dann später tatsächlich – aber nicht beim FC, sondern zwei Mal im Dress von Alemannia Aachen. Felix Magath beförderte ihn später nochmal in den Schalker Profikader. Der Traum vom großen Fußball war danach passé. Mit 27 Jahren strukturiert Quotschalla sein Leben nun neu, beginnt eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann. Weiterhin kicken will er aber schon noch.
"Unabhängig von meinem damaligen Achtjahresvertrag war und ist es einfach verdammt schwierig, sich im Profifußball zu behaupten. Dazu gehört einfach auch Glück"
Den Hype, der vor anderthalb Jahrzehnten um ihn gemacht wurde, vergisst Quotschalla nicht so schnell: „Überall stand es in Köln in der Zeitung, auf offener Straße und in der Schule wurde ich darauf angesprochen. Der ganze Trubel ging natürlich nicht spurlos an mir vorbei. Das war damals nicht so einfach.“ Beim 1. FC Köln sahen die Verantwortlichen damals alles recht entspannt, wollten einfach neue Wege in der Bindung und Förderung von Talenten gehen. „Die Jungs kommen zu uns, weil sie ihren Traum, Bundesligaprofi zu werden, verwirklichen wollen“, sagte der damalige FC-Manager Hannes Linßen seinerzeit gegenüber der Bild.
„Ab und an ist das Ganze noch heute ein Thema. In und um Köln können sich einige an meine Vergangenheit erinnern, wenn sie meinen Namen hören“, berichtet Quotschalla. Beim Geißbock-Klub konnte er sich auch aufgrund von Verletzungen nicht durchsetzen, kam dann am 31. Januar 2007 im Dress von Alemannia Aachen beim 1:2 auf Schalke zu seinem Debüt im Oberhaus. Noch ein weiteres Mal, am 20. April des gleichen Jahres, durfte er ran, als Aachen mit 1:3 beim Werder Bremen verlor. Michael Frontzeck, sein Förderer, ging nach dem Abstieg der Alemannia; damit schwanden auch die Chancen des offensiven Mittelfeldspielers.
Über Germania Windeck und den Bonner SC landete der aus Bergheim stammende Quotschalla dann bei Schalke 04 II. Felix Magath beförderte ihn zu den Profis, ließ ihn am 16. August 2010 im DFB-Pokal-Erstrundenspiel beim VfR Aalen (2:1) für Atsuto Uchida aufs Feld. „Mir wäre da fast ein Tor gelungen. Trotzdem war das damals schon ein Riesending“, erinnert sich der Rheinländer. Auch hier war die Entwicklung auf der Trainerbank nicht unbedingt von Vorteil für den einstigen Kinderstar des 1. FC Köln: Magath musste im März 2011 gehen; Quotschalla ward nicht mehr bei den Profis der Königsblauen gesehen, bilanziert aber trotzdem eine „super lehrreiche Zeit“ bei den Königsblauen.
Über den Wuppertaler SV landete er im Januar 2013 bei Eintracht Trier . Vorausgegangen war eine besondere Aktion der Anhängerschaft an der Mosel: Sie hatten zu Geldspenden aufgerufen, damit der „Fanstürmer“ ihren damals wie heute nicht selten klammen Klub zum Aufstieg schießen kann. In 46 Spielen gelangen ihm elf Treffer. Den Aufstieg schaffte Quotschalla mit dem Ex-Zweitligisten aber nicht. Was dann Mitte 2014 folgte, war ein „brutales Abenteuer“ beim NFC Orlandina auf Sizilien. Gemeinsam mit seinem bisherigen Teamkollegen in Trier, Baldo di Gregorio, folgte er dem Lockruf von Viktor Passulko, früherer russischer Nationalspieler und Ex-Zweitligaakteur von Fortuna Köln . „Das Niveau in der viertklassigen, italienischen Serie D war gut, anfangs war auch die Euphorie groß. Doch schnell mussten wir feststellen, dass der Klubpräsident korrupt war und es nicht mit der Bezahlung klappte.“
Anfang 2015 heuerte er für ein halbes Jahr bei der TuS Koblenz in der Regionalliga Südwest an. Der FC Rodingen aus der zweiten Liga Luxemburgs lockte (auch) mit einer beruflichen Perspektive. Tagsüber arbeitete Quotschalla in einem Notariat, abends trainierte er unter einem alten Bekannten – nämlich Viktor Passulko.
„Mit 27 muss man sich schon Gedanken machen, wie es langfristig weiter geht. Deshalb meine Entscheidung, jetzt die Ausbildung zum Versicherungskaufmann zu starten“, bekennt Quotschalla, der als Teenager nach dem Abitur einst voll auf die Karte Fußball setzte. Die Suche nach einem neuen Klub, bei dem sich Berufliches und Fußballerisches zeitlich miteinander verbinden lassen, dauert unterdessen noch an.
Von einer gescheiterten Karriere will der auf beiden Außenbahnen einsetzbare Akteur nicht reden: „Ich habe jahrelang durch den Fußball meinen Lebensunterhalt finanzieren können. Unabhängig von meinem damaligen Achtjahresvertrag war und ist es einfach verdammt schwierig, sich im Profifußball zu behaupten. Dazu gehört einfach auch Glück.“ Und das hatte Marco Quotschalla bei seinen Stationen einfach nicht immer.