Torschützenkönigin in der Frauen-Regionalliga Nord war Mareike Kregel (24) schon mal. In dieser Saison ist für die Stürmerin vom niedersächsischen TuS Büppel sogar die Torjägerkanone für alle drin. 14 Treffer nach zwölf Saisonspielen in der dritthöchsten Spielklasse können sich sehen lassen. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht die angehende Polizeibeamtin über sportliche und berufliche Ziele.
FUSSBALL.DE: Mit 14 Saisontreffern in nur zwölf Spielen führen Sie nicht nur die Torjägerinnenliste der Frauen-Regionalliga Nord an, sondern belegen auch Platz eins in der bundesweiten Wertung der Torjägerkanone für alle. Wie zufrieden sind Sie mit der Hinserie, Frau Kregel?
Mareike Kregel: Mit den 14 Toren bin ich sehr zufrieden, zumal es auch für das gesamte Team sehr gut läuft. Nach vielen Jahren im Abstiegskampf belegen wir als kleiner Verein jetzt den vierten Tabellenplatz und haben noch eine Nachholpartie in der Hinterhand. Es sieht ganz danach aus, als wenn wir schon frühzeitig den Klassenverbleib sichern könnten. Das wäre für uns schon ein großer Erfolg.
Worauf führen Sie die deutliche Steigerung zurück?
"Ich hätte nichts dagegen, mir eine Torjägerkanone zu Hause in die Vitrine zu stellen"
Kregel: Es passt im Team einfach gut zusammen. Wir sind kämpferisch sehr stark, halten als Mannschaft fest zusammen. Alle Spielerinnen kennen sich schon seit längerer Zeit sehr gut, sind auch außerhalb des Fußballs befreundet. Das macht sich dann auch auf dem Platz bemerkbar.
Exakt 58,33 Prozent aller 24 Saisontreffer des TuS Büppel gehen auf Ihr Konto. Keine schlechte Quote, oder?
Kregel: Das stimmt. Einmal sind mir drei Tore in einem Spiel gelungen, sonst mehrfach eins oder zwei. Nur in drei Partien bin ich leer ausgegangen. Das ist schon ganz gut. (lacht)
Mit 28 Toren für die zweite Mannschaft des SV Werder Bremen waren Sie schon einmal Torschützenkönigin der Frauen-Regionalliga Nord. Die Hälfte haben Sie jetzt schon geschafft. Können Sie in dieser Saison ihren Rekord sogar verbessern?
Kregel: Puh, das wird schwierig. Ich hätte natürlich nichts dagegen und werde es auch definitiv versuchen. Allerdings sind wir mit dem SV Werder damals Meister geworden, haben während der gesamten Saison nur ein Spiel verloren und sehr oft deutlich gewonnen. Da war es schon ein wenig einfacher, viele Tore zu erzielen.
Nicht nur in Bremen, sondern auch schon zuvor beim SV Meppen hatten Sie als Torjägerin auf sich aufmerksam gemacht. In 33 Partien der B-Juniorinnen-Bundesliga waren es beachtliche 30 Treffer. In Meppen schafften Sie später auch den Sprung in die erste Mannschaft. Die Frage sei erlaubt: Warum spielen Sie jetzt nicht in der 2. Frauen-Bundesliga oder sogar in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga?
Kregel: Die Chance war zwischenzeitlich sicherlich da. Mit 24 Jahren konzentriere ich mich jetzt aber auf meine berufliche Laufbahn. Nach meiner Ausbildung zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel habe ich vor wenigen Monaten in Oldenburg ein duales Studium bei der Polizei begonnen. Es dauert drei Jahre und beinhaltet ein Bachelor-Studium mit theoretischem Unterricht. Es gehören aber auch zwei Praktika in verschiedenen Dienststellen dazu. Das Ziel ist es, das Studium als Kommissarin abzuschließen.
In welche Richtung soll es dann gehen?
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Kregel: Da bin ich nicht festgelegt. Bei der Kriminalpolizei zu arbeiten, wäre schon cool. Das könnte ich mir auch gut vorstellen. Ich bin aber für alles offen.
Schon seit frühester Jugend spielen Sie Fußball. Wie kam es dazu?
Kregel: Mein Heimatverein ist Frisia Wilhelmshaven . Mein Vater Hans-Günther ist dort schon seit einer gefühlten Ewigkeit als Trainer tätig. Mein zwei Jahre älterer Bruder Christian spielt aktuell für die zweite Mannschaft, mein Freund Dennis für die erste Mannschaft in der Landesliga. Mein Vater und mein Bruder haben mich schon im Alter von fünf Jahren mit zum Fußballplatz geschleppt. Bis zur B-Jugend habe ich bei Frisia zusammen mit den Jungs gespielt, das war eine gute Schule. Danach bin ich dann zum SV Meppen in die B-Juniorinnen-Bundesliga gewechselt.
Einige Ihrer damaligen Mitspielerinnen haben es bis in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga geschafft. Sind Sie da nicht ein wenig neidisch?
Kregel: Gar nicht. Mit Maike Berentzen, die ebenso wie Elisa Senß und Vivien Endemann jetzt für die SGS Essen spielt, habe ich noch einen sehr guten Kontakt. Ich gönne den Mädels den Erfolg, den sie sich hart erarbeitet und verdient haben.
Für Sie ist jetzt die erste Torjägerkanone für alle in der dritthöchsten deutschen Frauen-Spielklasse drin. Was halten Sie grundsätzlich von der Aktion?
Kregel: Dass gute Leistungen auf diese Art und Weise jetzt in jeder Spielklasse besonders gewürdigt werden, finde ich eine sehr gute Sache. Ich hätte auf jeden Fall nichts dagegen, mir eine Torjägerkanone zu Hause in die Vitrine zu stellen. (lacht)
Wie schätzen Sie die Chancen ein?
Kregel: Das ist bei insgesamt fünf Regionalligen in Deutschland nur schwer einzuschätzen. In den anderen Staffeln sind beispielsweise mit Borussia Mönchengladbach, dem 1. FC Köln II, dem 1. FFC Turbine Potsdam II, dem 1. FC Saarbrücken oder dem SV 67 Weinberg viele ambitionierte Mannschaften dabei, die den Wiederaufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga anstreben. Da kann es dann schon passieren, dass die eine oder andere Spielerin auch viele Tore erzielt. Um eine realistische Chance zu haben, müsste ich meine aktuelle Torquote vermutlich auch nach der Winterpause halten. Das wird nicht leicht.
Wie würden Sie Ihre Stärken beschreiben?
Kregel: Auf jeden Fall habe ich einen guten Torriecher. (lacht) Das hilft mir aber auch nur, wenn das gesamte Team funktioniert und ich gute Vorlagen bekomme. Was die Tore angeht, ist eigentlich alles dabei: Einige Distanzschüsse, der eine oder andere Abstauber, ein Elfmeter. Nur mit Kopfbällen tue ich mich sehr schwer. Das ist definitiv ausbaufähig.
Autor/-in: Ralf Debat/MSPW