Sascha Huhn vom SF/BG Marburg ist der erfolgreichste Torschütze aller männlichen Spieler der sechsten Liga. Für seine 44 Tore wurde er jüngst im Rahmen der Torjägerkanone für alle geehrt – vorm Frankreich-Spiel in Dortmund. FUSSBALL.DE hat mit ihm über die Verleihung und seine unglaubliche Saison gesprochen.
FUSSBALL.DE: Hi Sascha, du warst mit den anderen Gewinner*innen der Torjägerkanone für alle in Dortmund beim Länderspiel Deutschland gegen Frankreich. Wie war der Tag für dich?
Sascha Huhn: War alles sehr cool! Besonders gut gefallen, hat mir die Mixed Zone und dass wir den Spielertunnel gesehen haben und direkt am Platz stehen konnten. Ich war zwar schon oft im Stadion, aber noch nie in der Loge. So bequem und gut gegessen habe ich tatsächlich noch nie bei einem Stadionbesuch. Aber das Highlight war für mich die Halbzeit: In einem vollen Stadion auf dem Platz zu stehen und mich dann mit den anderen auf dem Bildschirm zu sehen, war schon ein atemberaubend. Das war auf jeden Fall das beste Erlebnis von den ganzen super Erlebnissen, die ich in Dortmund hatte.
Schon im Dezember hatten wir ein Portrait von dir auf Fussball.de. Zu diesem Zeitpunkt warst du an der Schulter verletzt und hast nicht mehr daran geglaubt, die Torjägerkanone für alle zu gewinnen. Was ist dann passiert?
"Ich schieße lieber null Tore, und wir gewinnen das Spiel"
Huhn: Die Verletzungszeit, die mir damals genannt wurde, waren sechs Monate: Aber die OP ist besser gelaufen, als der Chirurg dachte und die Reha ging schneller als der Physiotherapeut dachte. So waren es im Endeffekt dann doch nur drei Monate und durch die Winterpause dann nur sechs Spiele. Ich weiß nicht, ob ich direkt die alte Form hatte, aber ich hab dann direkt im ersten Spiel wieder getroffen und dann gings tatsächlich genauso weiter wie davor.
Ab wann wusstest du, dass du doch wieder die Torjägerkanone gewinnen kannst?
Huhn: Eigentlich dachte ich, dass ich zu lange weg war und keine Chance mehr habe, zu gewinnen. Dann hab ich aber irgendwann das erste mal wieder drei Tore in einem Spiel geschossen und dann drauf geguckt und gesehen, dass ich wieder Erster bin. Und ab diesem Zeitpunkt hab ich tatsächlich nach jedem Spiel wieder draufgeschaut und meinen ersten Platz verteidigt.
Was sind deine Stärken und warum bist du so torgefährlich?
Huhn: Wenn es um persönliche Stärken geht, würde ich mein Kopfballspiel und meine Handlungsschnelligkeit nennen. Aber wir sind eine sehr offensivstarke Mannschaft mit super Offensivspielern und haben insgesamt auch über 100 Tore geschossen. Das war Vereinsrekord in der Saison und eine gute Offensive hilft natürlich auch mir.
Trotz deiner Verletzung hast du 44 Tore gemacht. Könntest du nicht auch ein oder zwei Ligen höher spielen können?
Huhn: Ich denke schon, dass ich eine Liga höher spielen könnte, aber dass mich das so erfüllen würde wie bei dem Verein, wo ich jetzt bin, glaube ich nicht. In Dortmund habe ich mit den anderen Gewinnern auch darüber geredet, wer bei seinem Verein geblieben ist und wer zu einem anderen Verein gewechselt ist. Es war sehr interessant zu sehen, dass die meisten in ihren Jugendvereinen mit ihren Freunden zusammenspielen und dass sie eine ähnliche Verbundenheit zu ihrem Verein und ihren Mitspielern empfinden wie ich.
Das heißt, dir ist es wichtiger mit deinen Freunden zu spielen als möglichst hochzuspielen.
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Huhn: Man muss das realistisch sehen: Ich bin 26 Jahre und eine Riesenkarriere wird das bei mir wahrscheinlich nicht mehr. Und ich hab sehr viel Spaß hier, zum Beispiel sind über 40 Leute vom Verein nach Dortmund mitgefahren, um das mitzuerleben. Ich denke, das spricht dann schon auch für sich – und den Verein.
In der vergangenen Saison seid ihr Dritter geworden und habt damit knapp den Aufstieg verpasst. Bist du mit der Saison zufrieden oder wärst du gerne aufgestiegen?
Huhn: Ich wäre schon gerne aufgestiegen. Wenn ich etwas anderes sagen würde, wäre ich wahrscheinlich im falschen Sport. Aber es war trotzdem die erfolgreichste Saison des Vereins und wir sind mega stolz auf die Saison. Aber klar, wir wären natürlich viel lieber aufgestiegen – oder Zweiter geworden, dann hätten wir zumindest ein Relegationsspiel gehabt. Das wäre auch nochmal ein Riesenerlebnis gewesen.
Obwohl ihr die torreichste Mannschaft wart, hat das nicht geklappt. Warum nicht?
Huhn: Das ist relativ offensichtlich: Wir haben leider zu viele Gegentore kassiert. Wir haben bis auf ein Spiel jedes Mal getroffen, aber wir waren leider hinten zu anfällig. Da will ich jetzt aber keinem einen Vorwurf machen. Wir sind in der Defensive noch sehr jung, da sind sehr viele Spieler, die vor kurzem noch bei uns in der Jugend gespielt haben. Ich hoffe, dass sich das noch entwickelt, sodass wir in den nächsten Jahren ein bisschen stabiler stehen und vorne ähnlich gut bleiben. Dann haben wir auch gute Chancen, den Aufstieg irgendwann zu schaffen.
Was ist dann euer Ziel für die nächste Saison?
Huhn: Ich würde nicht auf die Idee kommen, den Aufstieg als Saisonziel zu setzen, aber das Ziel ist natürlich, wieder oben mitzuspielen und das Beste rauszuholen. Mein persönliches Ziel wäre es, unter die besten fünf Mannschaften zu kommen. Das ist nicht vom Verein ausgerufen, aber denke auf jeden Fall, dass wir eine Top 5 Mannschaft sind.
Und was ist dein Ziel für dich? Sehen wir dich nächstes Jahr wieder bei der Torjägerkanone für alle?
Huhn : Zuallererst würde ich die Saison gerne verletzungsfrei durchspielen. Wenn es um Tore geht, sind 25 Tore das Ziel für mich, aber das kommt immer drauf an. Ich schieß lieber null Tore und wir gewinnen das Spiel, als dass ich drei Tore schieße und es steht am Ende 4:3 für den Gegner.
Aber nur 25 Tore?
Huhn : Ja, wenn man einen Lauf hat, ist das alles so einfach. Da habe ich auch mit den anderen darüber gesprochen – die haben ja ähnliche oder teilweise sogar noch krassere Saisons gespielt – wenn man einen Lauf hat, dann geht alles so einfach, aber es kann genauso gut mal anders laufen und dann trifft man drei oder vier Spiele nicht und plötzlich wird es auf einmal total schwer, ein Tor zu schießen. Das ist mir auch alles bewusst. Deswegen stecke ich mir lieber niedrige Ziele und übertreffe dann diese. Aber über allem steht, verletzungsfrei zu bleiben. Das was ich letzte Saison hatte, das würde ich mir lieber ersparen. Unter einer Schulterverletzung leidet das ganze Leben: Man kann nicht schreiben, man kann nicht richtig studieren, das war alles sehr unglücklich.
Das wünschen wir dir auch, viel Erfolg!