Die U 16-Junioren des FC Eintracht Bamberg aus der Bayernliga Nord kamen in den vergangenen Wochen in den Genuss eines professionellen Sprint-Schlittentrainings. Durch verschiedene Übungen mit einem Gewichtsschlitten sollten Antritt und Agilität der Spieler verbessert werden.
Initiator dieses besonderen Trainingsprogramms für die Bamberger Nachwuchskicker ist Frederik Kastl. Der 28-Jährige studiert an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Sport auf Lehramt und führt derzeit im Rahmen seiner Zulassungsarbeit für das Staatsexamen am Lehrstuhl für Sportwissenschaften eine Studie zum Sprint-Schlittentraining durch.
Der mit einer eigenen Firma als Athletiktrainer arbeitende Kastl spielt selbst Fußball bei der SG Siemens Erlangen in der A-Kreisliga Erlangen/Pegnitzgrund und ist beruflich gemeinsam mit Bambergs U 16-Trainer Simon Schmoll tätig. So kam der Kontakt zwischen dem Studenten und dem Traditionsverein zustande.
Bei der Studie fungieren Nachwuchsspieler des FC Eintracht als Trainingsgruppe. Untersucht wird ein innovatives Trainingsprotokoll mit modernem und hochwertigem Equipment. Dazu zählen anthropometrische Messungen (Körpergewicht und Körperhöhe) sowie Tests zum Richtungswechseltempo und zur Antrittsschnelligkeit mit Lichtschranken. Mithilfe von Schnelligkeitstests des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wird die Zeit auf zehn und 20 Metern überprüft. Um außerdem die Agilität der Spieler zu untersuchen, nutzt Kastl den "5-0-5 Agility Test" mit einem Richtungswechsel.
"Für die jungen Spieler ist das natürlich eine besondere Erfahrung. Jeder Einzelne zieht hervorragend mit"
16 Einheiten über 8 Wochen
Da der Untersuchungszeitraum insgesamt 16 Einheiten über acht Wochen umfasst, müssen Kastl und seine Unterstützer wegen der neuen Corona-Maßnahmen die Fertigstellung der Studie vorerst verschieben. "Wir planen, im Frühjahr 2021 wieder zu beginnen", so Kastl im Gespräch mit FUSSBALL.DE : "Dann müssen wir logischerweise wieder von vorne anfangen, weil sich die Spieler bis dahin ja auch weiterentwickelt haben."
Das Besondere an der Arbeit von Kastl ist, dass es die erste deutsche Studie zur Antritts- und Agilitätsverbesserung durch Schlittenschieben ist. Bisher gab es hierzulande lediglich zahlreiche Studien zum Schlittenziehen, bei dem die Spieler einen Brustgurt tragen und den Gewichtsschlitten hinter sich herziehen. "Zum Schlittenschieben existieren zwar schon Studien, aber die wurden in den USA veröffentlicht", erklärt Frederik Kastl. "Dabei wurden auch keine Fußballspieler, sondern Football- und Rugbyspieler untersucht. Das, was wir gerade erforschen, ist also etwas komplett Neues."
Das macht die Studie mit den Jugendspielern von Eintracht Bamberg spannend und fasziniert Kastl: "Schlittenschieben und Schlittenziehen sind zwei ganz verschiedene Trainingsübungen. Die Belastung beim Schieben des Gewichtsschlittens ist eine andere, Arme, Schultern und Brust werden stark beansprucht", so der selbständige Athletiktrainer, der mit den Schlitten in Zukunft auch in seiner Firma arbeiten möchte. "Das ist definitiv der Plan", betont der 28-Jährige, der seine Faszination für das Schlittentraining mit der breiten Masse teilen möchte und das Ziel verfolgt, durch seine Studie handfeste Beweise für den Fortschritt durch die innovative Trainingsmethode zu liefern.
B-Jugendliche im perfekten Untersuchungsalter
Dass der Lehramtsstudent die Studie mit B-Jugendlichen durchführt, ist kein Zufall, sondern eine durchdachte Entscheidung. "Gerade im Alter von 15 bis 16 Jahren hat der menschliche Körper großes Potential, sich durch neue Trainingsmethoden schnell zu verbessern", so Kastl: "Bei einem Erwachsenen würde es deutlich länger dauern, bis sich Ergebnisse feststellen lassen."
Die Bamberger Nachwuchskicker freuen sich auf jeden Fall über das neue, innovative Trainingsformat. "Für die jungen Spieler ist das natürlich eine besondere Erfahrung und alles andere als alltäglich. Jeder Einzelne zieht hervorragend mit und ist top motiviert, für die Studie alles aus sich herauszuholen."
Bei einem erfolgreichen Ergebnis mit positiven Veränderungen der Antrittsschnelligkeit und des Richtungswechseltempos haben dann auch beide Parteien etwas davon: Frederik Kastl erhält die gewünschte Bestätigung, dass das Schlittenschieben einen nachhaltigen Effekt auf die Leistungsfähigkeit von Fußballern besitzt. Und die talentierten Jugendspieler von Eintracht Bamberg werden in Zukunft für die Gegenspieler noch schwerer zu fassen sein.
Autor/-in: Christian Knoth/MSPW