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Sufyan Ato: "Es gibt einen Mangel an Schiedsrichtern, da konnte ich helfen und mich im Ehrenamt einbringen."[Foto: Tobias Gonscherowski]
Sufyan Ato entkam den Schergen des Islamischen Staates, floh mit der Familie nach Deutschland und hat sich auch dank des Fußballs in der neuen Heimat bestens integriert. Der 24 Jahre alte Schiedsrichter besitzt seit dem 1. Juli endlich einen deutschen Pass und kann in Kürze für ein Jahr in die USA gehen. Seine außergewöhnliche Geschichte erzählte er FUSSBALL.DE-Mitarbeiter Tobias Gonscherowski.
Im Moment steht Sufyan Ato auf der Sonnenseite des Lebens, seine Perspektiven sind glänzend. Seine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement hat er erfolgreich abgeschlossen, seine Einbürgerung ist nach langer Wartezeit endlich amtlich und im August reist er als Junior-Botschafter des Deutschen Bundestages für ein Jahr nach Lincoln im amerikanischen Bundesstaat Nebraska.
Seine Jugend verlief lange nicht so unbeschwert. Geboren und aufgewachsen in Ninawa im Irak, konnte Sufyan Ato von einer solchen Zukunft nur träumen. Er gehört der Glaubensgruppe der Jesiden an, einer verfolgten Minderheit im Irak. Er kickte auf der Straße und schaute 2014 das WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien im Fernsehen an. Manuel Neuer bewunderte er, noch mehr aber Lionel Messi, der von ähnlich schmächtiger Statur ist wie er selbst.
Zwei Jahre später musste die Familie die Heimat fluchtartig verlassen. Zusammen mit seiner Mutter und vier Geschwistern rettete sich die Familie vor der herannahenden Terrormiliz des Islamischen Staates. Über die Türkei, Griechenland und den Balkan gelangte die Familie nach Deutschland. Duisburg war die erste Anlaufstelle, später ging es nach Köln. Sie lebten in Turnhallen und Flüchtlingsunterkünften, waren traumatisiert, ohne Sprachkenntnisse und völlig fremd in Deutschland.
Über den Fußball fand der damals 15-Jährige Anschluss. Er spielte für Arminia Köln, TuS Stammheim, die Spvg Porz und ab 2020 für die dritte Mannschaft von Fortuna Köln. "Das war eine schöne Zeit, ich konnte die Sprachbarrieren abbauen und erste Freunde finden", sagt er heute. Viermal in der Woche wurde trainiert, Sufyan spielte im Sturm und war weniger Goalgetter als vielmehr Vorlagengeber.
Parallel dazu schloss er die Schule mit der Fachhochschulreife ab und begann eine Ausbildung, die er im vergangenen Jahr erfolgreich beendete. Dann hatte Sufyan einen Unfall mit einem Roller, die Fußballerkarriere endete abrupt.
Doch weil er den Fußball so liebte, blieb er dem Sport treu und wurde vor zwei Jahren Schiedsrichter. Beinahe jedes Wochenende ist er seitdem im Einsatz, über 200 Spiele hat er gepfiffen, Mädels und Jungs, Frauen und Männer, Alte Herren, Ligaspiele genauso wie auf Turnieren, in Deutschland und auch auf Malta, wo er einmal ein Praktikum absolvierte.
"Ich wollte etwas zurückgeben für die große Unterstützung, die ich erfahren durfte"
Die Schiedsrichterei hat ihn gepackt. "Man lernt sehr viel dabei. Der soziale Aspekt ist enorm", sagt Sufyan Ato. "Deutschland war immer sehr gut zu mir. Und ich wollte etwas zurückgeben. Es gibt einen Mangel an Schiedsrichtern, da konnte ich helfen und mich im Ehrenamt einbringen. Ich wollte etwas zurückgeben für die große Unterstützung, die ich erfahren durfte."
Auf den Fußballplätzen im Köln-Bonner Raum geht es alles andere als zimperlich zur Sache. "Ich vermisse oft den Respekt vor dem 12. Mann", sagt Sufyan Ato. Er wurde selbst schon körperlich angegangen, bekam eine Kopfnuss und einen schmerzhaften Schlag ins Gesicht. Tätlichkeiten, die er zur Anzeige brachte. Aber er hat sich davon nicht unterkriegen lassen. Der Spieler wurde übrigens für ein Jahr gesperrt.
"Viele andere haben als Schiedsrichter aufgehört, aber ich bleibe dabei. Der Respekt vor Schiedsrichtern ist leider oftmals nicht sehr groß." Das gelte für Spieler, Trainer und Zuschauer gleichermaßen. Daher begrüßt er die Initiative aus Italien, einen Angriff auf einen Schiedsrichter juristisch mit einem Angriff auf einen Polizisten gleichzustellen.
Trotz manchmal schwieriger Umstände liebt der 24-Jährige die Schiedsrichterei nach wie vor. "Ich freue mich jede Woche, auf dem Platz zu stehen und Spiele zu pfeifen. Es ist eine Herausforderung, bei der ich viele Erfahrungen mache, die mich später auch im Berufsleben weiterbringen werden", glaubt er.
Zusätzliche Motivation bekam Sufyan im Sommer bei einem mehrtägigen Schiedsrichterlehrgang in Frankfurt. Den Schiedsrichter-Lehrwart Lutz Wagner lernte er kennen, ebenfalls die Schiedsrichter Sascha Stegmann und Tom Bauer. Unter den deutschen Topschiedsrichtern ist Deniz Aytekin sein Vorbild. "Mir gefällt dessen ruhige, souveräne Art und seine Kommunikation mit den Spielern."
Über das Parlamentarische Partnerschaftsprogramm des Deutschen Bundestages bewarb sich Sufyan Ato dann für ein USA-Stipendium. Er erhielt den Zuschlag und jettet im August über den großen Teich. Ein Jahr vor der Fußball-WM im Gastgeberland zu sein, das ist ein zusätzlicher Anreiz. Und Spiele pfeifen möchte er in den USA auch sehr gerne. Das Abenteuer kann bald beginnen.
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