In der Kreisliga A Oberhausen/Bottrop traf Maren Schönherr beim 26:0 des SV 1967 Mülheim-Raadt gegen die SG Osterfeld allein 17-mal und schoss sich damit auch an die Spitze der bundesweiten Wertung zur Torjägerkanone für alle in der 7. Liga. Im FUSSBALL.DE -Interview spricht die 24 Jahre alte Erzieherin über Alexandra Popp, Bastian Schweinsteiger, die Saisonziele und ihre Glückszahl "7".
FUSSBALL.DE: 17 Tore in einem Spiel: Wie ist so etwas überhaupt möglich, Frau Schönherr?
Maren Schönherr: Unser Gegner aus Osterfeld ist zu Saisonbeginn mit einer neuformierten Mannschaft angetreten und muss sich anscheinend noch finden. Das hat uns sicher in die Karten gespielt. Wir haben als Team sehr gut zusammengespielt und einfach nicht aufgehört, Tore zu erzielen.
Auch das Fußball-Fachmagazin kicker hat in einem Artikel über Sie berichtet. Macht Sie das besonders stolz?
"Ich wollte meinen persönlichen Rekord unbedingt knacken und noch ein wenig obendrauf packen. Das hat ganz gut funktioniert."
Schönherr: Ich habe mir die Montagausgabe sofort am Kiosk gekauft, den Bericht zu Hause ausgeschnitten und zu meinen Unterlagen geheftet. (lacht)
Was ist Ihnen in diesem Spiel nach den ersten Treffern durch den Kopf gegangen?
Schönherr: Mit einer so hohen Anzahl von Toren und dem Endergebnis hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Mein Bestwert lag zuvor bei elf Treffern in einer Partie. Als wir in die Halbzeitpause gingen, hatte ich aber bereits zehn Tore auf meinem Konto. Klar, dass mich dann der Ehrgeiz gepackt hat. Ich wollte meinen persönlichen Rekord unbedingt knacken und noch ein wenig obendrauf packen. Das hat ganz gut funktioniert.
Unter den 17 Toren war auch ein direkt verwandelter Eckball. Ist das Ihre neue Spezialität?
Schönherr: In der zurückliegenden Saison waren mir als Rechtsfuß bereits zwei Tore durch Eckbälle von der linken Seite gelungen. Gegen die SG Osterfeld gelang mir dann sogar bei einem Eckball von der rechten Seite, bei dem sich der Ball normalerweise vom Tor wegbewegt, ebenfalls ein Tor. Der Ball ist mir ehrlich gesagt über den Fuß gerutscht und dennoch reingegangen. An diesem Tag konnte ich einfach machen, was ich wollte. Es hat alles geklappt.
Am vergangenen Wochenende hatte Ihr Team spielfrei. Sie hätten vermutlich lieber direkt weitergemacht, oder?
Schönherr: Das stimmt. Um im Rhythmus zu bleiben, haben wir jedoch ein Testspiel gegen den Linner SV bestritten und 10:0 gewonnen. Ich war fünfmal erfolgreich.
Mit 79 Saisontoren waren Sie in der abgelaufenen Saison in der Wertung zur Torjägerkanone für alle hinter Maria Asnaimer, die 93-mal getroffen hatte, auf Platz zwei gelandet. Wie heiß sind Sie darauf, diesmal ganz vorne zu landen?
Schönherr: Nachdem ich die Torjägerkanone zuletzt knapp verpasst hatte, würde ich die Trophäe jetzt schon gerne holen und bei mir zu Hause in die Vitrine stellen. Ich mache mir aber keinen Druck, habe in erster Linie ein ganz anderes sportliches Ziel vor Augen.
Welches?
Schönherr: Wir wollen in dieser Spielzeit ohne Niederlage durchkommen, streben nach dem zweiten Platz der Vorsaison den Aufstieg in die Bezirksliga an.
Dennoch: Was würde Ihnen der Gewinn dieser Trophäe bedeuten?
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Schönherr: Das wäre für mich eine große Ehre und vor allem eine Auszeichnung für die gesamte Mannschaft, die mich über die ganze Saison hervorragend unterstützt. Tore schießt man bekanntlich nicht alleine, sondern dahinter steht immer ein Team.
Wie viele Treffer haben Sie sich für diese Saison noch vorgenommen? Wollen Sie Ihre Marke aus der Vorsaison übertreffen?
Schönherr: Tatsächlich nehme ich mir vor jeder Saison mindestens 27 Tore vor, weil das auch meine Trikotnummer ist. In der abgelaufenen Spielzeit hatte ich schnell gemerkt, dass ich diese Trefferanzahl sogar verdoppeln kann. Das gleiche Ziel verfolge ich jetzt auch. Alles, was darüber hinaus geht, wäre super. Die 79 Treffer möchte ich nicht angreifen, denn ich will mich nicht unnötig unter Druck setzen. Ich fange lieber klein an. (lacht)
Torjägerinnen wecken bei anderen Vereinen immer Begehrlichkeiten. Haben Sie bereits Anfragen von höherklassigen Klubs bekommen?
Schönherr: Ich hatte bereits einige Anfragen aus der Landes- und Bezirksliga. Aber ich hatte mich dagegen entschieden, weil ich gerne mit meinem Verein aufsteigen will.
Wie würden Sie Ihre Stürmerinnenqualitäten beschreiben?
Schönherr: Ich bin nicht etwa schneller als meine Mitspielerinnen, sondern würde mich eher als Instinktfußballerin beschreiben. Ich kann gut erahnen, wohin die Bälle kommen.
Gibt es Vorbilder, von denen Sie sich etwas abschauen?
Schönherr: Bei den Männern waren es für mich immer Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger. Ich bin glühender Bayern-Fan, haben den beiden Weltmeistern immer gerne zugeschaut. Bei den Frauen ist es Alexandra Popp. Ich habe mich unheimlich für sie gefreut, wie sie bei der Europameisterschaft in England nach ihren zahlreichen Rückschlägen aufgetreten ist.
Haben Sie vor jedem Spiel ein Ritual?
Schönherr: Wenn wir vor dem Spiel unseren Kreis bilden, dann schaue ich immer, dass ich mit dem Rücken zum gegnerischen Tor stehe. Warum ich das mache, weiß ich auch nicht. Aber es hat mir bislang immer Glück gebracht.
Sie laufen mit der Rückennummer "27" auf. Hat das einen besonderen Hintergrund?
Schönherr: Das beruht tatsächlich auf einem Zufall. Ich hatte jahrelang mit der Rückennummer "7" gespielt, die auch meine Glückszahl ist. Als ich vor fünf Jahren zum SV Raadt wechselte, war die Nummer aber bereits vergeben. Seitdem laufe ich mit der "27" auf und habe sie nicht mehr abgegeben.
Am Sonntag steht für Ihr Team die Partie beim EtuS Bissingheim an. Was nehmen Sie sich vor?
Schönherr: Auf jeden Fall wieder drei Punkte. Mal schauen, wie viele Tore ich diesmal schaffe. Ich möchte auf jeden Fall in jedem Spiel mindestens einen Treffer erzielen. Schließlich ist mir das bereits in der vergangenen Saison gelungen. Das zu wiederholen, wäre schon eine coole Sache.
Autor/-in: Peter Haidinger/MSPW