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Jahr der Schiris|26.03.2023|18:15

Stach nach Schiri-Debüt: "Coole Erfahrung"

Anton Stach: "Es ist wichtig, dass man als Schiri offen mit seiner Unsicherheit umgeht."[Foto: Yuliia Perekopaiko/DFB]

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Anton Stach und Nils Petersen haben das Jahr der Schiris eröffnet. Unterstützt von Deniz Aytekin als Beobachter und zwei Assistent*innen aus dem Amateurbereich leiteten die Bundesligaprofis als Schiedsrichter ein Bezirksligaspiel vor rund 1.000 Zuschauer*innen.

Als Spieler ist Anton Stach höchstes Tempo und intensive Zweikämpfe gewohnt. Am Samstagnachmittag kam es zum Rollenwechsel. Seine Gefühlswelt fasste der Profi des 1. FSV Mainz 05 nach der Premiere als Schiedsrichter ehrlich zusammen: "Überfordernd!" Handzeichen, Laufwege, die Hinweise seiner Assistent*innen via Headset. "Oh, das muss ich jetzt aufschreiben, oder?", fragte er beim ersten Wechsel der Heimelf per Headset. Und seine Bitte ans Gespann: "Das müsst ihr machen."

Genau um diese Kleinigkeiten, die den Job an der Pfeife so interessant, aber eben auch so herausfordernd machen, sollte es bei der Startaktion ins Jahr der Schiris gehen, das der DFB am Montag eröffnet hatte. Stach leitete die erste Halbzeit, Nils Petersen vom SC Freiburg die zweite Hälfte. "Das war Neuland, ein anderer Blickwinkel und eine große Verantwortung", gab Petersen zu. Vor dem Spiel tauschte sich das prominente Schiri-Duo mit seinem Gespann aus: DFB-Schiedsrichter des Jahres Deniz Aytekin als Beobachter, Jo Blattner und Sophie Burkhart als Schiri-Assistent*innen aus dem Amateurbereich an der Seitenlinie.

"Nils und Anton haben die Sache total ernst genommen und uns vorher viele Fragen gestellt", sagte Aytekin. "Dass sie im Spiel die Tipps direkt umsetzen, ist natürlich cool zu sehen." Handzeichen beim Abseits, die Schiri-Diagonale als Orientierung für die Laufwege, Messen des Mauerabstands und natürlich die Königsdisziplin des Schiri-Jobs: die Vorteilsregel.

"Meine Uhr läuft immer noch"

Mit Spielern auf Augenhöhe sprechen

"Das war mein Highlight", grinste nach dem Schlusspfiff Assistentin Sophie: "Als Anton einen Vorteil angezeigt hat, freute er sich so sehr darüber, dass man es ihm im ganzen Gesicht angesehen hat." Neben dieser Freude am Rollenwechsel war dem Bundesliga-Duo vor dem Anpfiff auch die Anspannung anzusehen. "Ich bin die Aufgabe demütig angegangen", erklärte Petersen. Schließlich gehe es bei den Teams um Punkte gegen den Abstieg, so der Freiburg-Stürmer.

Mit den Spielern auf Augenhöhe sprechen, Entscheidungen erklären – mit diesem Ansatz gingen beide ins Bezirksliga-Derby zwischen dem VfR Nierstein und dem TSV Mommenheim. "Es ist wichtig, dass man als Schiri offen mit seiner Unsicherheit umgeht", ist Stach überzeugt. Bei der 1:0-Führung für die Gastgeber zum Beispiel, als es unmittelbar vor dem Tor zu einem Zweikampf kam. Ein Kontakt lag vor. "Mir reichte das aber nicht", stellt Stach klar. "Das habe ich dem Spieler erklärt."

Dieser offene Dialog sei die Grundlage für einen "respektvollen Umgang" zwischen Spieler*innen und Schiedsrichter*innen, so der Mainz-Profi. Perspektiven wechseln, Verständnis schaffen, eine Kultur des gegenseitigen Respekts aufbauen. Diese Ziele verfolgt das Jahr der Schiris. Die Aktion auf dem Amateursportplatz läutete eine Phase ein, die bis Jahresende mit verschiedenen kleineren und größeren Maßnahmen, vor allem mit Hilfe der Bezirke, Kreise und lokalen Schiri-Gruppen das Thema Schiedsrichter*innen öffentlich in den Mittelpunkt rücken und Verbesserungen einleiten soll.

Weitere Aktionen der Elite-Schiris geplant

Die Zahl der Schiedsrichter*innen in Deutschland ist seit Jahren rückläufig. Den Amateurfußball stellt das zunehmend vor Probleme. Diesem Trend wollen der DFB und die Landesverbände nun wahrnehmbarer und wirkungsvoller entgegenwirken. Das Jahr der Schiris steht dabei unter dem Leitsatz: "Liebe den Sport. Leite das Spiel."

Zum Start kamen 1.000 Zuschauer*innen und knapp 40 Medienvertreter*innen. Für das mediale Rampenlicht ist ausgiebig gesorgt – dank der prominenten Unterstützung aus der Bundesliga und einer vorbildlichen Organisation der beteiligten Vereine. Damit das Jahr der Schiris nun eine spürbare Wirkung entfaltet und nachhaltige Verbesserungen mit sich bringt, ist die Initiative der Amateurvereine, Kreise und Schiri-Gruppen gefragt. Rund um den 6:0-Heimsieg meldeten sich beispielsweise an einem Infostand 25 Interessent*innen für einen Neulingslehrgang. Ein guter Anfang. Auch die Elite-Schiedsrichter um Deniz Aytekin kündigten bereits weitere Aktionen an.

Und was nehmen die Bundesligaprofis aus dieser besonderen Partie mit nach Hause? "Ich habe einige Kumpels, die im Amateurfußball kicken. Denen muss ich jetzt ins Gewissen reden, weil die Aufgabe als Schiri echt schwer ist", kündigte Nils Petersen an, der auch sein eigenes Verhalten als Spieler auf dem Platz reflektierte. Sein Kollege aus Mainz sah das ähnlich. "Du musst in Bruchteilen von Sekunden entscheiden, hast diese vielen Eindrücke. Das war eine coole Erfahrung, aber auch eine Herausforderung. Ich glaube, meine Uhr läuft immer noch", grinste Stach, nachdem seine Premiere als Schiedsrichter schon eine halbe Stunde zurücklag.

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