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Pokalsieg |05.06.2023|10:30

Trainer mit 27: Görner führt FSV in DFB-Pokal

Tim Görner: "Ich möchte einfach meinen Job so gut wie möglich machen, unabhängig vom Alter."[Foto: Imago Images]

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Mit gerade einmal 27 Jahren ist Tim Görner bereits seit März 2022 Cheftrainer beim FSV Frankfurt in der Regionalliga Südwest. Am Finaltag der Amateure führte er das Team zum Triumph im Hessenpokal (5:3 im Elfmeterschießen gegen den TSV Steinbach Haiger) und damit erstmals seit 2016 in den DFB-Pokal. Im FUSSBALL.DE-Interview verrät Görner, was für ihn der größte Erfolg seiner noch jungen Trainerkarriere ist.

FUSSBALL.DE: Eine erfolgreiche Saison krönte der FSV Frankfurt mit dem Gewinn des Hessenpokals. Welchen Stellenwert hat dieser Erfolg für den Verein und für Sie persönlich, Herr Görner?

Tim Görner: Der Einzug in den DFB-Pokal besitzt einen hohen Stellenwert. Schließlich waren wir schon lange nicht mehr dabei. Für den Verein ist die Teilnahme sportlich, aber vor allem finanziell sehr interessant. Durch die Übertragungen im TV ist eine zusätzliche Präsenz gewährleistet. Auch für mich persönlich ist das natürlich eine sehr gute Sache.

Es ist schließlich der größte Erfolg Ihrer Trainerlaufbahn, oder?

"Ich möchte mich weiterhin Schritt für Schritt verbessern"

Görner: Das sehe ich nicht ganz so. Als ich das Team im zurückliegenden Jahr wenige Wochen vor dem Saisonende auf einem Abstiegsplatz übernommen hatte, stand für den Klub wesentlich mehr auf dem Spiel. Es ging dabei beispielsweise um den Erhalt des Nachwuchsleistungszentrums und regelrecht um Existenzen. Deshalb ordne ich den damaligen Klassenverbleib noch etwas höher ein als jetzt den Pokalsieg.

Wie haben Sie das spannende Endspiel gegen den Ligakonkurrenten TSV Steinbach Haiger erlebt? Was war entscheidend?

Görner: Wir haben einen ausgezeichneten Spirit im Team, das hat sich auch im Finale gezeigt. Obwohl wir zwischenzeitlich in Rückstand geraten waren, haben wir nie den Glauben verloren. Wir konnten von der Bank nachlegen und hatten in der Schlussphase auch noch ein paar Körner mehr. Das hat sich ausgezahlt.

Schon während der regulären Saison hatte der FSV gegen den Vizemeister aus Steinbach Haiger vier von sechs möglichen Punkten geholt. Liegt der TSV Ihrem Team besonders?

Görner: Wir haben gegen viele Mannschaften in der Liga gut gepunktet, sonst wäre nicht am Ende Platz fünf herausgesprungen. Es ist allerdings schon so, dass das Spiel des TSV Steinbach Haiger grundsätzlich auf viel Ballbesitz ausgelegt ist. Gegen einen solchen Gegner können wir unsere Stärken im Umschaltspiel besonders gut ausspielen.

Waren Sie schon vor dem Elfmeterschießen ruhig oder doch sehr nervös?

Görner: Ich würde es positive Anspannung nennen. Im Training hatte ich bewusst darauf verzichtet, Elfmeter üben zu lassen, denn diese Drucksituation in einem Endspiel lässt sich ohnehin nicht simulieren. Nach dem Abpfiff habe ich die Jungs gefragt, wer sich sicher fühlt, und es haben sich mehr als fünf Spieler gemeldet. Das hat uns allen ein gutes Gefühl gegeben. Am Ende waren ja auch alle Schüsse drin.

Wie wurde der Pokalsieg gefeiert?

Görner: Zunächst mit den Fans auf dem Platz, später ging es in der Kabine noch weiter. Danach habe ich die Mannschaft aber direkt in den Urlaub geschickt. Schließlich ist unsere Sommerpause durch die Teilnahme am Pokalfinale ohnehin schon eine Woche kürzer. So bleibt bis zum Trainingsstart am Montag, 26. Juni, nicht allzu viel Zeit.

Wie sehr erleichtert der Einzug in den DFB-Pokal die Planungen für die neue Saison?

Görner: Die zusätzlichen Einnahmen tun dem Verein mit Sicherheit gut. Ob das allerdings direkte Auswirkungen auf die Kaderplanung haben wird, kann ich aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten. Das hängt vielleicht auch davon ab, auf wen wir treffen.

Wie würde Ihnen denn beispielsweise ein Derby gegen die Eintracht im DFB-Pokal gefallen?

Görner: Das wäre überragend. Ein Duell mit dem FC Bayern, dem BVB oder vor allem mit der Eintracht würde uns sicherlich in die Lage versetzen, deutliche Mehreinnahmen zu generieren.

Wecken die starke Rückserie und der fünfte Platz in der Abschlusstabelle Begehrlichkeiten?

Görner: Wir haben vor der abgelaufenen Saison nach dem nur knapp verhinderten Abstieg einen großen Umbruch im Kader durchgeführt. Deshalb waren wir ausschließlich mit dem Ziel, den Klassenverbleib möglichst frühzeitig zu sichern, in die Saison gestartet. Jetzt hoffe ich, dass es uns gelingen kann, den Kern des Kaders zusammenzuhalten und keine allzu große Fluktuation zu haben. Deshalb muss es für die kommende Spielzeit schon unser Anspruch sein, möglichst erneut einen Platz im oberen Tabellendrittel zu erreichen. Das wird schwer, aber ich traue es unserer Mannschaft zu.

Mit 27 Jahren sind Sie der jüngste Trainer in den obersten vier Ligen. Was bedeutet Ihnen das?

Görner: Es bedeutet mir sehr viel, dass ich schon so lange und jetzt auch auf diesem Niveau für den FSV Frankfurt arbeiten darf. Dabei spielt es für mich aber keine Rolle, ob zehn, fünf, drei oder kein Trainer jünger ist als ich. Ich möchte einfach meinen Job so gut wie möglich machen, unabhängig vom Alter.

Es fällt allerdings auf, dass nur zwei Spieler Ihres Kaders älter sind als Sie. Ist das Zufall oder Absicht?

Görner: Es hat auf jeden Fall nichts mit meinem Alter zu tun, wenn Sie das meinen. Es ist vielmehr unsere Vereinsphilosophie, junge, talentierte, motivierte und noch entwicklungsfähige Spieler zu verpflichten oder sogar im besten Fall aus dem eigenen Nachwuchs an höhere Aufgaben heranzuführen. Das hat sicherlich mit den finanziellen Möglichkeiten des Vereins zu tun, es hilft aber auch dabei, eine hohe Identifikation zu schaffen und damit Spieler im Team zu haben, die für den FSV durchs Feuer gehen.

Sie sind seit vielen Jahren im Verein, Ihr Vater Michael ist Präsident des Klubs. Das ist für Sie nicht immer einfach, oder?

Görner: Das Thema wird von außen größer gemacht, als es wirklich ist. Klar, es gab und gibt einige Stimmen, die meinen, ich wäre nur wegen meines Vaters Trainer beim FSV. Damit kann und muss ich leben. Dabei sind die beruflichen Berührungspunkte zwischen uns gar nicht so groß. Mein Vater ist Präsident des Gesamtvereins, ich bin Angestellter der Spielbetriebs GmbH. Als ich beispielsweise noch als Trainer im Nachwuchsbereich tätig war, hatten wir wesentlich mehr miteinander zu tun. Dennoch ist es natürlich richtig, dass unsere Familie sehr stark mit dem FSV verbunden ist. Schon meine Großeltern waren stark engagiert und kommen immer noch ins Stadion. Mein Vater ist seit seiner Geburt Mitglied im Verein, genau wie ich. Mein Ziel ist es, mit guter Arbeit zu überzeugen.

Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie als Trainer?

Görner: Ich möchte mich weiterhin Schritt für Schritt verbessern. Meinen ersten Trainerschein habe ich schon mit 15 Jahren erworben, in einem kleinen Verein angefangen, bin dann zu Kickers Offenbach und schließlich zum FSV Frankfurt gewechselt. Dort ging es über zahlreiche Stationen bis hin zum Cheftrainerposten. Wichtig war mir dabei immer die nötige Perspektive. Weil ich das Gefühl habe, dass ich hier etwas aufbauen kann, habe ich auch meinen Vertrag verlängert. Einen Karriereplan verfolge ich deshalb aber nicht, habe auch kein bestimmtes Vorbild. Fest vorgenommen habe ich mir nur, eines Tages die Ausbildung zur UEFA-Pro-Lizenz, der höchsten Stufe im Trainerbereich, in Angriff nehmen zu können.

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