Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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"United we are strong": United Teltow FC legt viel Wert auf Toleranz, Respekt und Spaß.[Foto: United Teltow FC]
Wenn Serhan Günes auf dem Fußballplatz steht, scheint es, als wäre der 41-jährige Familienvater ein ganz gewöhnlicher Fußballspieler – bis er nach dem Training seine Beinprothese ablegt. Seit dem vergangenen Sommer stürmt Serhan Günes für den Verein United Teltow FC. Mit FUSSBALL.DE spricht er über sein Handicap, den Zusammenhalt im Team und eine Botschaft, die Mut macht.
Schon früh musste Serhan Günes lernen, sich durchzusetzen. Er kam mit einer anatomischen Fehlbildung zur Welt. Ihm fehlt der rechte Fuß. Sein Handicap und zahlreiche Operationen am Bein hielten ihn jedoch nicht davon ab, seiner großen Leidenschaft nachzugehen: dem Fußballspielen. Während sein Bruder in einem Verein kickte, war Serhan nie bei einem angemeldet und konnte nur in der Schule oder auf dem Bolzplatz sein Talent unter Beweis stellen. "Meine Eltern waren bei mir immer etwas vorsichtiger, deswegen habe ich nie in einer Fußballmannschaft gespielt" – bis jetzt!
Für United Teltow F.C. läuft er mit der Nummer 21 auf – eine Nummer mit Bedeutung: Denn Serhan Günes wuchs in Berlin-Moabit auf. Die alte Postleitzahl damals: 1000 Berlin 21.
"Wir wollen die Menschen vereinen. Jeder wird von uns unabhängig von seiner Herkunft oder eines Handicaps akzeptiert"
United Teltow F.C. ist eine neugegründete Fußballabteilung und gehört dem größten Sportverein in Teltow an, dem SV Sport und Spass e.V. . Auf die Mannschaft aufmerksam wurde er bei Facebook - er nahm all seinen Mut zusammen und schrieb den Verantwortlichen eine Nachricht. Sein Handicap erwähnte er nur beiläufig, erst beim Training fiel seinen neuen Mannschaftskollegen die Beinprothese auf. Sie waren neugierig, interessierten sich für seine Geschichte und nahmen ihn als vollwertiges Mitglied auf, denn die Teltower und Serhan verbindet viel mehr als nur das Fußballspielen. Unter dem Motto "United we are strong" legt der Verein viel Wert auf Toleranz, Respekt und Spaß. "Wir wollen die Menschen vereinen. Jeder wird von uns unabhängig von seiner Herkunft oder eines Handicaps akzeptiert. Serhan ist sehr begeisterungsfähig und charakterlich sowie sportlich ein super Typ", stellt Thomas Willmuth, Leiter der Fußballabteilung, heraus.
Trotz seines Handicaps trainiert Günes nicht individuell, sondern kann alle Übungen mit seinen Teamkollegen absolvieren. Nur was die Schnelligkeit angeht, kann der Stürmer nicht mithalten. Um seinen Gegenspieler trotzdem einen Schritt voraus zu sein, hat er mit den Jahren andere Stärken entwickelt: "Im Laufduell habe ich keine Chance, daher muss ich die Spielsituationen schneller einschätzen und abwägen, was der Gegner als nächstes machen könnte. Außerdem bin ich sehr kopfballstark und lasse meine Mannschaft wissen, wo meine Stärken liegen." Seine Abschlussstärke bewies er unter anderem mit seinem ersten Treffer im Freundschaftsspiel gegen den FSV Babelsberg 74 als er mit links platziert abschloss. "Mit links schieße ich genauer, mit rechts härter. Es ist ein anderes Gefühl, wenn ich mit der Prothese schieße, das kann man nicht vergleichen."
Doch Grätschen, Schüsse und Zweikämpfe hinterlassen ihre Spuren an Fußballschuhen. Nach 15 Jahren ist Schluss, die Schuhe sind nicht mehr stabil. Derzeit werden neue angefertigt, ein langer Prozess, denn erst nach mehreren Terminen und Anpassungen kann Günes sie auf dem Platz tragen.
Die Pandemie hat auch die Teltower fest im Griff. Der Verein konnte bisher nur Freundschaftsspiele bestreiten – der Spielbetrieb ist weiterhin ausgesetzt. Doch mit Onlinetraining und einer Personaltrainerin, die einmal die Woche altersspezifisches individuelles Training anbietet, halten sich die Spieler fit. Wie groß das Engagement und der Zusammenhalt des Vereins ist, zeigen auch regelmäßige FIFA-Turniere. Sportlich verfolgt Leiter Thomas Willmuth in Zukunft größere Ziele: "Uns wurden viele Steine in den Weg gelegt, aber wir erhalten viel Zuspruch und Unterstützung für unsere Arbeit. Wir haben das Ziel, eine Herrenmannschaft aufzubauen sowie in jeder Jugend mindestens eine Mannschaft vertreten zu haben. Wir wollen die jungen Leute mitnehmen, ein Aushängeschild des Fußballs sein und ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen", so Leiter Thomas Willmuth. Derzeit haben sie neben der Ü-40 Mannschaft noch zwei E-Jugendmannschaften, eine C-Jugendmannschaft sowie zwei Minikicker-Mannschaften unter dem Namen "Blue Eagles".
Serhan Günes trägt zum Erfolg des Vereins bei und ist der Beweis dafür, dass man trotz Handicap seiner Leidenschaft nachgehen kann: "Mein Handicap hat mich auf unglückliche, aber auch auf glückliche Weise geprägt. Man darf keine Scheu haben, aber auch die Vereine müssen offener mit dieser Thematik umgehen. Ich habe die Herausforderung angenommen, weil ich den Fußball liebe und mich dafür begeistere."
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