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Schotten dicht. Hier kommt vermutlich kein Ball ins Tor...[Foto: imago/Patrick Scheiber]
Fußball-Weisheit #11: „Die Null muss stehen“ (Huub Stevens). Da klimpert’s kräftig im Phrasenschwein. Schalkes Jahrhundert-Trainer hat ein klares Verständnis davon, wie er eine Fußballmannschaft zum Erfolg führen möchte. Eine sichere Abwehrreihe ist die Basis für eine so simple wie geniale Rechnung: Wenn du kein Gegentor kassierst, reicht schon ein einziger Treffer, um das Spiel zu gewinnen. Mathe auf Grundschul-Niveau, Fußball kann in der Theorie so einfach sein. Joel Grandke schreibt in seiner aktuellen FUSSBALL.DE-Kolumne Amateur-Alltag über den märchenhaften Aufstieg von der Kreisliga zum Profi.
Stevens wird bei der Schalker Spielweise in der vergangenen Saison wohl das Herz aufgegangen sein. Aus einer defensiven Grundausrichtung heraus überließen sie dem Gegner den Ball und konterten sich schließlich zur Vize-Meisterschaft. Das war für den Zuschauer meist so schön anzusehen wie ein Horizont bei Starknebel, aber es brachte Punkte ein. In der deutschen Elite-Klasse liegt es gerade im Trend, sich mehr auf das Toreverhindern als auf das Toreschießen zu konzentrieren. In den ersten zwei Spielen der noch frischen Saison hat es lediglich ein Team geschafft, die stevens’sche Philosophie perfekt umzusetzen. Hertha BSC gewann beide Partien zu null und konnte sich neben einer stabilen Abwehrreihe vor allem auf Torhüter Rune Jarstein verlassen. Auch gegen den VfL Wolfsburg soll wieder norwegischer Beton angerührt werden, damit der perfekte Saisonstart gelingt.
Auch im Amateurbereich weiß man um die Vorzüge einer stabilen Defensive. Das gilt vor allem bei Führungen, die über die Zeit gebracht werden sollen, oder generell bei Partien, in die man als großer Außenseiter geht. Wenn es für den Tabellenletzten auf dem Papier eigentlich nur um die Höhe der Klatsche gegen den Spitzenreiter geht, heißt es in der Kabine oft: „Wir stellen uns hinten rein. Fußballerisch mag der Gegner überlegen sein, aber wir halten dagegen: Wir bringen alle Spieler hinter den Ball und gehen ihnen richtig auf die Nerven!“ Oft genug ist es „David gegen Goliath“ schon gelungen, dem Kontrahenten trotz Ballbesitzwerten von rund 10 Prozent ein 0:0 abzuringen. Da kann der Gegner nach Abpfiff noch so schimpfen, dass das „hier nichts mehr mit Fußball zu tun hat“. Solange man sich ans Regelwerk hält und sportlich fair bleibt, ist eine heroische Abwehrschlacht ein legitimes Mittel. Wer sich mit seinem Team selbst schon mal über die komplette Spielzeit gegen ein hochfavorisiertes Team hinten reingestellt hat, weiß, dass ein so gewonnener Punkt größer gefeiert wird als manch ein Sieg. Während andere Teams bei Offensivbemühungen ins offene Messer laufen und mit vier bis sechs Gegentoren vom Platz gefegt werden, kann ein ermauertes Unentschieden im Abstiegskampf noch Gold wert sein.
"Wer defensiv sicher stehen will, stellt sich hinten einfach einen stabilen (ab 100 Kilo Kampfgewicht) Libero rein, dem zwei stumpfe Manndecker assistieren. Aufgabe für den Libero: Sobald er einen Fuß an den Ball bekommt, drischt er ihn Langholz nach vorne. Aufgabe für die Manndecker: Sie folgen ihrem Gegenspieler von der ersten bis zur letzten Minute auf Schritt und Tritt – notfalls bis auf die Toilette."
Ich möchte an dieser Stelle aber nicht pauschal dazu aufrufen, das Fußballspielen flächendeckend einzustellen. Ein verlässliches Erfolgsrezept ist es ohnehin nicht – vor allem mit Kreisliga-Kickern, deren taktische Ausbildung doch recht „überschaubar“ ist. Den meisten muss immerhin nicht mehr erklärt werden, dass man sich eine Dreier-, Vierer- oder Fünferkette nicht um den Hals hängt. Ob ein Spieler diese Varianten aber einigermaßen auf den Platz bringen kann, steht auf einem ganz anderen Blatt. José Mourinho sagte man vor allem zu Chelsea-Zeiten oftmals nach, er würde vor dem eigenen Tor „den Bus parken“. Heißt: Alle Mann hinten rein, kein Vorbeikommen möglich. Eine schöne Umschreibung, die auch in der Kreisliga Nachahmer findet. Der Bus, der hier geparkt wird, ist aber allenfalls eine Klapperkiste, die du seit Jahren nicht mehr durch den TÜV bekommen würdest. Um im Bilde zu bleiben: Die Fenster sind kaputt, die Türen schließen nicht mehr – „hereinspaziert, meine Herren!“ Es grenzt an ein physikalisches Wunder, welch große Lücken in einer Menschenmenge auf so engem Raum entstehen können.
Das Problem liegt zumeist in der Ordnung. Für jeden Coach ist es eine Mammutaufgabe, seine Abwehrleute auf einer Linie zu halten. Sobald jemand den Ball sieht – und das sind meistens zwei bis drei Mitspieler gleichzeitig – rennen sie im Affenzahn los. Das Phänomen kann in einem einfachen Experiment zuhause erforscht werden. Dafür sind lediglich ein quietschender Plastikball und der Hundewelpe vom Nachbarn nötig. In der Folge ergeben sich in der Hintermannschaft so große Freiräume, dass sich ausgebildete Erkundungssoldaten mit Kompass und Karte darin verlaufen könnten.
Sollte der Bus doch besser geparkt sein als im eben genannten Beispiel, sind es auch gern mal die individuellen Blackouts kurz vor Abpfiff, die das bis dato heldenhaft erkämpfte Unentschieden (gilt natürlich auch für knappe Führungen) mit einer Aktion zunichte machen. In der Nachspielzeit fliegt noch eine letzte Flanke in den Strafraum, die allerdings viel zu lang gerät. Was passiert? Ein Verteidiger reißt völlig unbedrängt einen Arm hoch und verlängert ihn in bester Volleyball-Manier mit der Hand. Ein glasklarer Elfmeter, für den keiner eine Erklärung hat – am wenigsten der Verursacher selbst. Ebenfalls ein Klassiker: Der völlig übermotivierte Tritt gegen den Stürmer, der sich gerade mit dem Rücken zum Tor an der Sechzehner-Kante befindet. Der Punktgewinn ist damit passé und dem bemitleidenswerten Übeltäter bleibt nichts anderes, als sich nach dem Spiel die Schulter wundklopfen zu lassen, stets begleitet mit einem aufbauenden: „Wir gewinnen zusammen, wie verlieren zusammen.“
Wer sich gar nicht erst auf eine riskante Abwehrschlacht einlassen will, schiebt seine Abwehr von Beginn an weiter nach vorne. Es gibt auch bewährte Alternativen zu den „hochkomplexen“ Dreier- oder Viererketten. Wer defensiv sicher stehen will, stellt sich hinten einfach einen stabilen (ab 100 Kilo Kampfgewicht) Libero rein, dem zwei stumpfe Manndecker assistieren. Aufgabe für den Libero: Sobald er einen Fuß an den Ball bekommt, drischt er ihn Langholz nach vorne. Aufgabe für die Manndecker: Sie folgen ihrem Gegenspieler von der ersten bis zur letzten Minute auf Schritt und Tritt – notfalls bis auf die Toilette. Wenn sie den Ball am Fuß haben, geben sie ihn sofort ab. Im besten Fall natürlich an den Libero, der ihn anschließend direkt nach vorne bolzt. Der Bus muss dann auch nicht vor dem Tor stehen, sondern kann auf herkömmliche Weise außerhalb des Sportplatzes abgestellt werden. Es reicht ja auch, wenn er als Transportmittel für die Auswärtsfahrten genutzt wird. Wenn die Klapperkiste denn überhaupt noch anspringt…
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürt in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
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