Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Echte Liebe für Borussia Dortmund - oder eben doch nicht? Um BVB-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang ranken sich derzeit allerhand Transfergerüchte.[Foto: Imago]
Pierre-Emerick Aubameyang und Henrik Mkhitaryan sorgen derzeit exemplarisch mit ihren (möglichen) kostspieligen Transfers für Schlagzeilen. Und vor allem für Kopfschütteln. Im Amateurbereich hingegen regiert nicht das Geld die Welt, dort gibt es keine jahrelangen Verträge, an die sich Kreisligakicker zu halten haben. Hier wird meist noch Wert auf das gesprochene Wort gelegt - hier die neueste Follge der FUSSBALL.DE-Amateur-Kolumne Amateur-Alltag von Joel Grandke.
Fußball-Weisheit #33: „ Ich kann nicht sagen, dass ich es nicht gesagt habe, weil ich es gesagt habe.“ Da klimpert’s kräftig im Phrasenschwein. Mehmet Scholl scheint schon immer eine ehrliche Haut gewesen zu sein – zumindest, wenn man seiner Aussage Glauben schenkt. Blickt man auf das aktuelle Transfergeschehen in den Top-Ligen Europas, scheint die Glaubwürdigkeit vielen Profikickern abhanden gekommen zu sein. Frei nach dem Motto: „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?“, werden Wechsel erzwungen und Treueschwüre über den Haufen geworfen. Jeder Fall ist individuell zu betrachten, aber Zweifel an der zunehmend laxen Haltung zu Verträgen oder früheren Bekenntnissen sind sicher nicht ganz aus der Luft gegriffen.
Beispiel gefällig? Henrik Mkhitaryan. Dieser twitterte kürzlich zu seinem Arsenal-Wechsel: „Ein Traum wird wahr. Ich habe immer davon geträumt, für Arsenal zu spielen.“ Schlafwissenschaftler hätten an Mkhitaryan wohl große Freude, denn schon als Laie erkennt man eindeutige Muster. 2013 kommentierte er seinen Wechsel von Donezk zum BVB wie folgt: „Es war ein Traum von mir. Mein Herz hat sich für Borussia Dortmund entschieden.“ Der spätere Wechsel aus dem Pott nach Manchester ging ebenfalls mit seinen nächtlichen Aktivitäten einher: „Ein Traum wird wahr. Ich wollte immer für Manchester United spielen.“ Ein wahrlich erstaunlicher Fall, der bei einer Neuauflage der TV-Mystery-Serie „x-Factor – Das Unfassbare“ sicherlich aufgegriffen werden würde. Fakt ist: Der Mann scheint eine gesunde Tiefschlafphase zu genießen.
Im Amateurbereich wird deutlich unspektakulärer geträumt als im Bett der Mkhitaryans. Vom Wort „LOYALITÄT“ schreibt man in der Kreisliga noch jeden Buchstaben groß: Für viele Kicker bleibt der Herzensverein ein Leben lang derselbe. Wer die Vereinslieder über die großen Erfolge früherer Tage und die Abneigung gegen den verhassten Nachbar-Club lautstark mitgrölt, tut das hier noch aus vollster Überzeugung. Aufstiege werden bei Abpfiff mit Tränen in den Augen gefeiert, da man auch schon durch genügend schlechte Zeiten mit seinem Club gegangen ist. Sollte ein Jahr später wieder der Abstieg folgen, verlässt man auch nicht automatisch das sinkende Schiff.
"Ein Traum wird wahr. Ich habe immer davon geträumt, für Arsenal zu spielen"
Bevor hier ein falscher Eindruck entsteht: Auch im Amateurbereich wechseln Spieler hin und wieder ihre Vereine. Wenn die Kumpels von der Schule alle beim Nachbarclub kicken und man Lust hat, mit ihnen nochmal eine ruhige Kugel zu schieben, ist ein Wechsel der Vereinsfarben natürlich eine Option. Talentiertere Spieler versuchen sich auch mal in den höheren Ligen, wogegen genauso wenig einzuwenden ist. Im Amateurbereich geht es aber nicht um die große Karriere oder das große Geld – die Leidenschaft und der Spaß stehen im Vordergrund.
Aus Sicht der Fans spricht im Profi-Geschäft prinzipiell auch nichts gegen den Tapetenwechsel, allerdings sind viele Fans von der Arbeitseinstellung ihrer Lieblingskicker genervt. Die Glaubwürdigkeit geht schließlich Stück um Stück verloren, wenn sich Treue-Aussagen der Profis als Schall und Rauch entpuppen. Der Eindruck: Vor den Kameras wird ein herzzerreißender, innerlicher Kampf mit sich selbst vorgegaukelt, während im Hintergrund einfach knallhart geschachert wird. Fans möchten sich mit ihren Clubs und deren Spielern identifizieren, das fällt ihnen im Profi-Business aber zunehmend schwer.
Im Amateurbereich gibt es keine jahrelangen Verträge, an die sich Kreisligakicker zu halten haben. Hier wird noch Wert auf das gesprochene Wort gelegt. Wer dem Coach im Sommer für die anstehende Saison zusagt, hält sich – mit sehr wenigen Ausnahmen – auch an diese Entscheidung. Wirklich passiert: Bei einem Nachbarverein unterschrieb ein Spieler während einer Zeltfete auf einem Bierdeckel, dass er in der kommenden Saison zu ihnen wechseln würde. Sicherlich war der Kollege bei dieser „Vertragsunterzeichnung“ nach zwei bis zwölf Mischgetränken alles andere als zurechnungsfähig. Am nächsten Tag konnte er sich an seine Entscheidung auch nicht mehr erinnern, aber er erkannte seine Handschrift auf dem Bierdeckel und zog den Wechsel schließlich durch. Es hätte keinen Top-Juristen mit Schwerpunkt Vertragsrecht benötigt, um festzustellen, dass dieser „Vertrag“ in Bierdeckel-Form wohl kaum bindend ist. Er hielt sich trotzdem daran – ein echter Ehrenmann!
Bei Wechseln im Profigeschäft ist von Natur aus mehr Geld, dafür deutlich weniger Alkohol im Spiel. Man muss auch Verständnis aufbringen: Als Fußballer hat man nur wenige Jahre, um das sportliche (und finanzielle) Maximum aus seiner aktiven Karriere herauszuholen. Soll heißen: Bei allem Wunsch nach Loyalität kann man einem Mkhitaryan wohl kaum vorwerfen, dass er heute nicht mehr für seinen armenischen Heimatverein FC Pyunik Erewan aufläuft. Natürlich ist ein Fan enttäuscht, wenn der Top-Spieler seines Clubs den Verein wechselt. Viel mehr ärgert die Anhänger aber, wenn sie durch nichtige Versprechen an der Nase herumgeführt werden oder Spieler mit hochdotierten Verträgen ihre Wechsel durch Streiks oder Fehlverhalten erzwingen wollen, wie es beispielsweise Kollege Aubameyang derzeit versucht. Da kommt man schnell zum Fazit: „Wo ein Wechselwille ist, ist auch ein Weg.“
Wer von all dem Geld-um-sich-Geschmeiße und geheuchelten Treuebekenntnissen zu viel hat, macht sich sonntags lieber zum Dorfsportplatz auf. Hier weiß man noch, woran man bei seinen Pappenheimern ist. Wenn der technisch limitierte Flügelspieler, der kaum unfallfrei geradeaus laufen kann, für die nächste Saison zusagt, dann kann man sich auch darauf verlassen, dass man ihn noch weitere zwölf Monate im Dress seines Dorfclubs herumstolpern sieht. Da ist es am Ende auch völlig egal, ob er nachts vom Nachbarverein, Borussia Dortmund oder Manchester United träumt. Und wer dennoch an seiner Loyalität zweifelt, drückt ihm beim dritten Weizen nach Abpfiff einfach einen Bierdeckel und einen Kugelschreiber in die Hand.
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürt in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
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