Auf der Uhr tickt die Nachspielzeit. Nur noch zwei Minuten. Steffen Dörner schickt sein Team nach vorne, es steht 2:2. Der Trainer glaubt fest an den Sieg. Dieser Ehrgeiz, dieser Wille, diese Leidenschaft – das muss er von seinem Vater geerbt haben: Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner, heute 64 Jahre alt, bestritt 100 Länderspiele für die DDR. Mit Dynamo Dresden gewann er fünfmal die Meisterschaft. Und sein Sohn? Ist genauso fußballbegeistert. Wenn auch ein paar Ligen tiefer. „Vom Virus Fußball bin ich automatisch infiziert worden, da musste Papa gar nichts machen“, sagt „Dixie junior“.
Seit Sommer trainiert Steffen Dörner in seiner Freizeit die zweite Mannschaft des VfL Pirna-Copitz . Sie tritt in der Kreisoberliga Sächsische Schweiz-Osterzgebirge an. 8. Liga, mitten in Sachsen. Es ist seine erste Trainerstation. „Dixie junior“, wie er in Pirna gerufen wird, macht die Arbeit Spaß: „Ich bin sehr zufrieden. Die Mischung im Team passt, wir spielen bislang eine erfolgreiche Saison und haben uns gut entwickelt.“
Vergangene Saison kämpfte die Elf noch gegen den Abstieg, jetzt ist sie Tabellendritter. In zwölf Spielen gelangen acht Siege. Eine gute Bilanz für den Trainerneuling. Hat er ein Erfolgsgeheimnis? „Nein, nein, ich bin ein Verfechter des einfachen Trainings – solange man es mit höchster Konzentration absolviert“, sagt Dörner. „Meine Spieler gehen arbeiten, studieren oder sind noch in der Ausbildung. Da muss das Training bisschen Spaß vermitteln.“
In der Jugend bei Werder
"Vom Virus Fußball bin ich automatisch infiziert worden, da musste Papa gar nichts machen"
Als Einsteiger ist er momentan dabei, seinen eigenen Stil zu finden. „Ich glaube, ich bin schon aufgrund meines Alters (34 Jahre, Anm. d. Red.) eher der Kumpeltyp und finde eine passende Ansprache zu den Spielern“, sagt Dörner. Seine aktive Zeit auf dem Rasen hat er erst im Sommer beendet. Er stieg mit dem VfL Pirna-Copitz in die Verbandsliga Sachsen auf. Danach machte er Schluss. Seit Kindesalter war er am Ball: In der Jugend etwa bei Werder Bremen, später beispielsweise bei Dynamo Dresdens Reserve und dem FC Oberlausitz Neugersdorf in der Oberliga.
Jetzt die Trainerlaufbahn. Auch sein Vater hatte es nach der Spielerkarriere so praktiziert. Bekannteste Station: Werder Bremen, von 1996 bis 1997. Später stand er noch beim VfB Leipzig (2001 bis 2003) und dem Radebeuler BC (2007 bis 2009) an der Seitenlinie. Dort trainierte er sogar ein Jahr lang seinen Sohn. Eine kuriose Konstellation. „Insgesamt lief das sehr entspannt mit uns beiden ab“, sagt Steffen Dörner. „Er war der Trainer, ich einer seiner Spieler. Diese Distanz muss unbedingt gezogen werden, damit die Rollen klar verteilt sind.“
Wenn Training oder Spiel beendet waren, gingen die Fachgespräche jedoch meist weiter. Fußball prägt bis heute den Alltag der Dörners. Besonders intensiv verfolgen sie die Geschehnisse rund um Dynamo Dresden. Der Vater ist dort schließlich Mitglied im Aufsichtsrat. Gerne gehen sie gemeinsam zu den Heimspielen des Drittliga-Tabellenführers. Oder laufen gemeinsam in einer Freizeitmannschaft auf.
Nur bei den Kreisoberliga-Spielen seines Sohnemanns war Papa Dörner noch nicht unter den Zuschauern. „Am Wochenende ist er aufgrund seines Amts bei Dynamo zu stark eingebunden“, sagt Dörner. Er wolle aber hinterher stets wissen, wie es gelaufen ist. Am Wochenende konnte Steffen einmal mehr etwas Positives berichten: In der Nachspielzeit hat seine Mannschaft aus dem 2:2 tatsächlich noch ein 3:2 gemacht. Wille, Ehrgeiz, Leidenschaft. Darauf setzen die Dörners eben.
Autor/-in: Ronny Zimmermann