Ein US-Amerikaner sorgt im Tor der U 23 von Fortuna Düsseldorf für Furore: Justin vom Steeg war Ende August aus der Universitätsmannschaft UC Santa Barbara Gauchos nach Düsseldorf gewechselt, gehört bei der Fortuna zum Lizenzkader. Der 19-Jährige kam bislang in sechs Partien in der Regionalliga West zum Einsatz, fiel dabei unter anderem schon als Elfmeterkiller auf. Der amerikanische Junioren-Nationalspieler, der sich aktuell in der U 20 der Vereinigten Staaten mit Jonathan Klinsmann, Sohn von Weltmeister und Ex-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann, um den Platz zwischen den Pfosten duelliert, will sich durch gute Leistungen in der zweiten Mannschaft für Profi-Einsätze empfehlen.
Im aktuellen FUSSBALL.DE - Regionalliga-Interview der Woche spricht Justin vom Steeg über seinen Start bei der Fortuna, sein Vorbild und Ex-Profi Brad Friedel, den Zweikampf mit Jonathan Klinsmann und die Probleme beim Autofahren in Deutschland.
FUSSBALL.DE: Sie sind erst seit August in Deutschland. Wie gut haben Sie sich bereits eingelebt, Herr vom Steeg?
Justin vom Steeg: Sehr gut, Fortuna ist ein hervorragender Verein und Düsseldorf eine tolle Stadt.
"Die Autos und Straßen sind hier viel kleiner als in den USA. Ich muss ständig aufpassen, nicht über die Bordsteine zu fahren"
Waren Sie bereits auf ein Altbier in der Altstadt?
Vom Steeg: In der Altstadt war ich, es hat mir sehr gut gefallen. Altbier habe ich noch nicht probiert, ich mag Bier nicht sonderlich. Aber in Zukunft werde ich es wohl zumindest mal probieren müssen. (lacht)
Wie kam der Kontakt nach Deutschland, zur Fortuna zustande?
Vom Steeg: Mein Berater ist Deutscher, hat früher auch für den ehemaligen Bundesligastürmer Rob Friend gearbeitet. Er hat den Kontakt hergestellt und mir ein Probetraining in Düsseldorf verschafft. Dabei habe ich offenbar überzeugt und einen Vertrag unterzeichnet.
Wie beurteilen Sie Ihren Start?
Vom Steeg: Zu Beginn war es schon eine große Herausforderung. Ein neues Land, eine neue Sprache: Alles war neu. Auch auf dem Platz war die Umstellung groß. Mittlerweile komme ich aber immer besser zurecht.
Wie schätzen Sie die Regionalliga West ein im Vergleich zur College-Liga in den USA?
Vom Steeg: Das Niveau der Regionalliga West ist deutlich höher, vor allem im taktischen Bereich. Die Mannschaften machen weniger Fehler, deshalb gibt es auch weniger Abschlüsse. Da muss man in den entscheidenden Situationen hellwach sein.
Wo sehen Sie Ihre Stärken und woran müssen Sie noch arbeiten?
Vom Steeg: Meine Stärke ist das Abwehren von Schüssen. Durch meine Körpergröße von 1,93 Metern und meine Sprungkraft erreiche ich viele Bälle. Verbessern kann ich meine körperliche Präsenz im Strafraum. Ich will mehr Dominanz auf dem Platz ausstrahlen.
Wird es in Zukunft wegen der großen Distanz zu den USA für Sie schwieriger, für Junioren-Nationalmannschaften aufzulaufen?
Vom Steeg: Nein, eher im Gegenteil. Die Trainer raten uns vielmehr zum Wechsel nach Europa, da die Ausbildung hier eine höhere Qualität besitzt.
In der U 20-Nationalmannschaft duellieren Sie sich mit Jonathan Klinsmann, Sohn von Weltmeister und Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann. Wie ist Ihr Verhältnis zu ihm?
Vom Steeg: Er ist ein sehr guter Torhüter, die Arbeit mit ihm bringt mich weiter. Wir kommen gut miteinander klar.
Die Düsseldorfer Profitorhüter Michael Rensing und Lars Unnerstall bringen bereits Bundesligaerfahrung mit. Wie schätzen Sie die Chancen ein, in der 2. Bundesliga zwischen den Pfosten zu stehen?
Vom Steeg: Beide sind großartige Torhüter. Im gemeinsamen Training kann ich viel lernen und mich weiterentwickeln. Es ist schwierig, eine Prognose zu treffen, wann ich meine Chance in der ersten Mannschaft bekomme. Ich will mich über weitere Regionalligaeinsätze und hartes Training für Spiele in der 2. Bundesliga empfehlen.
Haben Sie ein Vorbild?
Vom Steeg: Ganz klar Brad Friedel! Er war zu seiner aktiven Zeit ein fantastischer Torwart, hat viele Jahre in der englischen Premier League gespielt und stand im Tor der US-Nationalmannschaft. Im August habe ich mit der U 19-Nationalmannschaft an einem Turnier in Spanien teilgenommen, da war Brad mein Trainer. Von ihm kann ich viel lernen, seine Karriere dient mir als Vorbild. Außerdem beeindruckt mich die Entwicklung von Borussia Dortmunds Mittelfeldspieler Cristian Pulisic. Er spielt mit unglaublich viel Vertrauen und Selbstbewusstsein, ist unfassbar schnell und technisch stark. Auch er ist aus Amerika nach Deutschland gekommen und hat eine herausragende Entwicklung genommen.
Sprechen Sie schon etwas Deutsch?
Vom Steeg: Ich kenne das Wort „Elfmeterkiller“. (lacht) Nachdem ich beim 3:0-Heimsieg gegen den Bonner SC einen Elfmeter von BSC-Stürmer Lucas Musculus gehalten habe, brachten mir meine Mitspieler das Wort bei. Auch sonst verstehe ich schon einiges, habe zweimal in der Woche zusammen mit meinen Mannschaftskollegen Justin Toshiki Kinjo und Maecky Ngombo Deutschunterricht.
Ihr Nachname „vom Steeg” klingt Deutsch. Haben Sie deutsche Wurzeln?
Vom Steeg: Ja. Ich weiß aber nicht genau, wann meine Vorfahren in die USA ausgewandert sind. Es muss schon viele Generationen her sein. Wegen des Namens glauben in Deutschland alle, die mich nicht kennen, dass ich Deutsch spreche. Das ist mir erst kürzlich beim Arzt passiert. Da muss ich dann erst erklären, dass ich aus den USA komme und nicht alles so gut verstehe. (lacht)
Was sind die größten Unterschiede zwischen den USA und Deutschland?
Vom Steeg: Ich musste mich unter anderem daran gewöhnen, dass hier sonntags alles geschlossen ist. Außerdem sind die Autos und Straßen viel kleiner als in den USA. Ich muss ständig aufpassen, nicht über die Bordsteine zu fahren. Außerdem sind die Menschen sehr höflich und zuvorkommend, das ist mir aufgefallen.
Sie kommen aus der sonnenverwöhnten kalifornischen Stadt Santa Barbara. Ist es nicht auch schwierig, sich an die Kälte des deutschen Winters zu gewöhnen?
Vom Steeg: Nein, ich ziehe mich einfach dicker an. Auch das Training bereitet mir keine Probleme. Entscheidend ist, dass man sich intensiv aufwärmt.
Wo werden Sie Weihnachten verbringen?
Vom Steeg: Zuhause in Santa Barbara, zusammen mit meiner Familie. Meine Mutter kann es kaum erwarten, mich zu sehen. Ich freue mich auch riesig, meine Freunde zu treffen.
Autor/-in: Martin Bytomski/mspw