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Da dämmert's ihm: MSV-Keeper Mark Flekken (r.) hat da wohl was verpasst.[Foto: imago/Team 2]
Duisburgs Keeper Mark Flekken stand am vergangenen Wochenende nach seinem spektakulär, außergewöhnlichen Patzer im Fokus der Fußball-Landschaft. Aber kann einem Kreisliga-Torhüter das gleiche Schicksal ereilen - hier die neueste Folge der FUSSBALL.DE-Amateurkolumne Amateur-Alltag von Joel Grandke.
Fußball-Weisheit #71: „ Ein Torhüter muss Ruhe ausstrahlen. Er muss aber aufpassen, dass er dabei nicht einschläft.“ Da klimpert‘s kräftig im Phrasenschwein. Die Analyse von Sepp Maier scheint auf das heutige Torhüterspiel noch genauso zuzutreffen wie auf das damalige. Der Grat zwischen einem Ruhepol, der seiner Hintermannschaft Sicherheit gibt, und einem Keeper im geistigen Tiefschlaf scheint mitunter doch sehr schmal zu sein.
Das beste Beispiel lieferte Duisburgs Keeper Mark Flekken am vergangenen Wochenende: Bei seinem Spiel gegen den FC Ingolstadt lagen Licht und Schatten nah beieinander. In der elften Minute blieb er lange stehen, bevor er einen Elfmeter von FCI-Stürmer Kutschke spektakulär parierte. Fünf Minuten später folgte dann die kuriose Szene für den Jahresrückblick: Seine Zebras trafen nach einem Eckball zum vermeintlichen 2:0. Die MSV-Spieler und -Fans jubelten zunächst, bis der Schiedsrichter fälschlicherweise auf Abseits entschied. Die Gäste aus Ingolstadt führten den folgenden Freistoß schnell aus und brachten den Ball lang in die Spitze. Ein Duisburger Verteidiger köpfte das Leder unter Bedrängnis zurück zu seinem Keeper. So weit, so ungefährlich. Das Problem: Flekken ging in diesem Moment immer noch davon aus, dass das Tor auf der Gegenseite gezählt hätte und das Spiel noch gar nicht laufen würde. Er ließ sich dabei von der Torhymne irritieren, die im Stadion etwas vorschnell eingespielt wurde. Die Folge: FCI-Stürmer Kutschke schob den Rückpass unbedrängt ins leere Tor ein, während Flekken – mit dem Rücken zum Spielfeld – einen Schluck aus der Trinkflasche nahm. Erst als der Ball in seinem Kasten einschlug, fiel dem verdutzten Torwart auf, dass er wohl irgendwas nicht ganz mitbekommen hat.
Folgenschwere Patzer unterlaufen den Keepern in der Kreisliga wohl häufiger als dem MSV-Schlussmann. Dennoch ist anzunehmen, dass hier wohl kein Gegentreffer auf diese kuriose Weise fallen würde. Möglichkeiten, wie das Team ein solches Tor hätte verhindern können, gibt es reichlich.
Szenario 1: Die Geräuschkulisse auf einem Dorfsportplatz kann in der Regel nicht mit der Lautstärke eines Bundesliga-Stadions mithalten. Von daher wäre einem Kreisliga-Torwart von mehreren Seiten verständlich klargemacht worden, dass da etwas auf ihn zurollt. Hätte er während des gegnerischen Angriffs noch freudig mit seiner Trinkflasche jongliert, wäre er von seinem Coach und seinen Mitspielern längst zusammengeschrien worden. Wie wir alle wissen, ist bei 20 bis 100 Zuschauern jeder Ruf deutlich hörbar, sodass ein „Müller/Meyer/Schulze – guck aufs Feld, du Vogel!“ hier direkt beim Adressaten ankommen würde. In letzter Instanz hätte ihn der alte Stamm-Zuschauer gerettet, der bei jedem Spiel neben seinem Tor steht und ihn während der 90 Minuten volltextet. Der Keeper kann im Spiel nicht weglaufen und ist daher ein gern genommenes Opfer für das unerfüllte Aufmerksamkeitsbedürfnis einiger Zuschauer. In diesem Fall hätte dieser seinen „Gesprächspartner“ mit einem kurzen Hinweis aber immerhin vor dem kuriosen Fehler bewahren können.
Szenario 2: MSV-Keeper Flekken ließ sich offenkundig von der Torhymne irritieren, die im Stadion nach dem aberkannten Treffer seines Teams eingespielt wurde. Wenn der Kreisliga-Sportplatz über eine Lautsprecheranlage verfügt, wird auch bei einigen Amateurvereinen der Jubel mit einer feierlichen Melodie unterlegt. Die Musikauswahl liegt passenderweise irgendwo zwischen „Tausendmal berührt, tausendmal ist nichts passiert“ und „Wunder gibt es immer wieder“. Sollte der DJ sein Lied nun auch beim Kreisliga-Kick zu früh einspielen und den Torwart damit irritieren, könnte er es noch retten. Wenn ihm auffällt, dass der Keeper nicht bei der Sache ist, könnte er schnell den Song wechseln. Statt der trällernden Katja Ebstein würde er schließlich auf die berühmte „Der weiße Hai“-Melodie 1 wechseln, mit der er die drohende Gefahr unmissverständlich ankündigen könnte. Alternativ könnte auch das „Augen auf, ich komme!“ der Gruppe „Oomph!“ für Klarheit sorgen.
Szenario 3: Viel wahrscheinlicher ist wohl, dass die eigene Truppe für ihren Keeper auf Zeit spielt. Sollte ein reguläres Tor, wie es der MSV kurz vor dem Gegentreffer erzielt hat, weggepfiffen werden, hätte die Mannschaft den Schiedsrichter vermutlich eine Ewigkeit belagert und lautstark lamentiert. Der Unparteiische hätte die ganze Spielermeute erstmal von sich schaffen müssen, bevor er das Spiel wieder freigibt. Das hätte so viel Zeit eingebracht, dass der Keeper in Ruhe seine ganze Flasche hätte austrinken können, bevor das Spiel fortgesetzt worden wäre.
Szenario 4: Kreisliga-Verteidiger hätten es dem MSV-Abwehrspieler wohl nie gleichgetan, als dieser den Ball mit dem Kopf zurück zum eigenen Torwart spielte. Selbst wenn der Keeper geistig anwesend gewesen wäre, hat es bei Kopfballrückgaben schon viel zu viele Unglücke gegeben. Entweder gerät der Kopfball zu schwach oder unplatziert oder der Keeper läuft falsch bis gar nicht heraus. Dann klärt der Abwehrspieler doch lieber auf Kreisliga-Art: Hoch und weit raus damit!
Szenario 5: Auch eine gegnerische Fehlleistung ist natürlich im Bereich des Möglichen. Kreisliga-Kicker wissen nämlich längst: Wenn ein Stürmer alleine aufs leere Tor zuläuft, heißt das bei Weitem noch nicht, dass der Ball auch drin ist. Übermut, eine technische Fehlleistung oder ein Platzfehler hätten noch dafür sorgen können, dass der gegnerische Angreifer das Leder auf die benachbarte Kuhweide ballert, anstatt locker einzuschieben.
Wie kurios oder katastrophal ein Torwart-Patzer auch sein mag: Er ist nicht immer gleichbedeutend mit einer Niederlage. So gewannen die Duisburger ihr Spiel gegen Ingolstadt schließlich noch mit einem versöhnlichen 2:1. Im Anschluss konnte Kollege Flekken seine Slapstick-Einlage also mit einem guten Schluck Humor nehmen. Der Verein will die Trinkflasche nun für einen guten Zweck versteigern. Wer weiß, vielleicht landet sie auf diesem Wege ja schon in Kürze im Tor eines Kreisliga-Torhüters. Nach einer harten Nacht würde der nachdurstige Keeper sicherlich öfters im Spiel nach der Wasserflasche greifen, als es der MSV-Keeper in Zukunft tun wird.
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürt in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
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