Jannik Ruppert reiste für drei Wochen nach Uganda und besuchte das Kinderhaus eines Hilfsprojektes. Er lernte auch die verheerenden Seiten der Armut kennen: Kriminalität, Krankheiten und ehemalige Kindersoldaten. Mithilfe des Fußballs zauberte der 28-Jährige den Kindern ein Lächeln ins Gesicht.
Ein glänzender Lederball und strahlende Gesichter. Jungs passen, rennen, schießen, vergessen für wenige Stunden ihre schreckliche Vergangenheit. Immer wieder weichen sie Termitenhügeln aus, bei einer Rettungsaktion an der Seitenauslinie wird kurzerhand eine Kuh umgerannt. Das ausgelassene Spiel auf dem holprigen Platz findet im Norden Ugandas, in Lira, statt. Ein junger Mann aus Deutschland sticht dabei heraus: Jannik Ruppert.
Der „Mzungu“, wie Ostafrikaner weiße Menschen nennen, hatte das Spiel organisiert. Aus den umliegenden Dörfern hatte er junge Männer eingeladen, von denen ein Großteil ehemalige Kindersoldaten waren. Der Rebellenführer Joseph Kony hatte sie 2005 entführt und zu brutalem Morden gezwungen. Für kurze Zeit gerieten diese entsetzlichen Erinnerungen in Vergessenheit.
Etwa 300 neugierige Zuschauer schauten dem ungewöhnlichen Fußballspiel zu. „Die meisten von ihnen haben noch nie in ihrem Leben einen weißen Menschen gesehen, geschweige denn einen echten Lederball am Fuß gehabt“, sagt Ruppert. Er war durch eine Freundin seiner Familie auf das Hilfsprojekt aufmerksam geworden.
"Unsere Probleme sind im Vergleich zu den elementaren Problemen in Uganda wirklich Prinzessinnen-Attitüden"
Regine Schweizer ist bereits seit 2001 in Uganda und gründete dort das „Chosen Generation Ministry“. Ein Hilfsprojekt, das Kindern aus dem Slum Kisenyi eine bessere Zukunft ermöglichen möchte – durch Essen, Kleidung, medizinische Hilfe und die Möglichkeit auf Schulbildung. Während seiner dreiwöchigen Reise nach Uganda nahm Ruppert am Alltag im Kinderhaus in Kampala teil, verschaffte sich jedoch auch einen Eindruck vom Alltag im Slum Kisenyi.
Von Rebellen getötet
„Kinder spielen im Dreck, der Abwasserkanal ist mitten auf der Straße, die Menschen hausen wie die Ratten zu siebt in Wellblechhütten ohne Wasser und Strom“, berichtet Ruppert. Drogen, Kriminalität und Krankheiten wie Malaria und HIV seien an der Tagesordnung. 31 Kindern hilft das Hilfsprojekt bereits. Die Schulgebühren werden durch Patenschaften aus Deutschland finanziert.
Vor etwa zehn Jahren begann Ruppert auf diese Weise, die Ausbildung eines jungen Uganders zu ermöglichen. Vor zwei Jahren wurde sein Patenkind jedoch von Rebellen im Südsudan erschossen: „Er ist nach der Schulzeit mit einem Freund dorthin, um zu arbeiten und ist nicht rechtzeitig aus dem Krisengebiet geflüchtet.“ Seit einem halben Jahr unterstützt er Shadrack. Der 17-Jähirge besucht die 11. Klasse und möchte später Ingenieurwesen studieren.
Trikots der Nationalmannschaft
Auf seiner Reise lernte Ruppert die Familie seines Patenkindes kennen, die 15 Minuten vom Slum entfernt zu acht in einem kleinen Zimmer wohnt. „Sie waren alle sehr lebensfroh und haben mich über Deutschland ausgequetscht“, erinnert sich Ruppert. Vor allem „Demut“ habe er durch die Wochen in Uganda gelernt: „Unsere Probleme sind im Vergleich zu den elementaren Problemen in Uganda wirklich Prinzessinnen-Attitüden.“
Ende Januar verabschiedete sich der 28-Jährige von den Kindern. Umarmungen, Emotionen und die Frage, ob er wiederkommen werde, hinterließen einen bleibenden Eindruck beim Deutschen. „Das werde ich nie vergessen.“
Als Abschiedsgeschenk überreichte er den Kindern noch Trikots der Nationalmannschaft, die der DFB gespendet hatte. Eines Tages, so Ruppert, könnte er sich vorstellen mit seiner Familie nach Uganda zurückzukehren: „So eine Erfahrung finde ich für jeden Menschen empfehlenswert für die persönliche Entwicklung, wenn nicht sogar notwendig.“
Wer Interesse hat, das Projekt mit einer Patenschaft zu unterstützen oder durch ein Praktikum vor Ort zu helfen, findet auf der Homepage von „Chosen Generation Ministry“ die Kontaktdaten.