Ein Hattrick? Kann sich sehen lassen. Zwei Hattricks in einem Spiel? Selten. Zwei Hattricks des gleichen Spielers in einer Halbzeit – und beide jeweils innerhalb von acht Minuten? Großartig! Emir Draganovic ist dieses Kunststück gelungen.
Es war eines dieser Spiele, die man einmal, mit viel Glück vielleicht auch zweimal in seinem Leben als Fußballer erlebt. Ein Spiel, in dem einfach alles klappt. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich an dem Abend einmal aufs Tor geschossen habe und der Ball nicht reingegangen ist“, sagt Draganovic. 9:4 hieß es am Ende für den FSV Bischofsheim II gegen Hilalspor Hanau. Acht Treffer konnte sich Draganovic gutschreiben lassen.
"Ich kann mich nicht erinnern, dass ich einmal aufs Tor geschossen habe und der Ball nicht reingegangen ist"
Die Rahmenbedingungen des Spektakels waren denkbar unspektakulär – wie es halt so ist in der Kreisliga A Hanau. Ein Abend im September. Der Pressewart notiert 30 Zuschauer. Eine leichte Kühle, die vom Ende des Sommers kündet. Kunstrasen. Spieler, die von der Arbeit zum Sportplatz hetzen und sich hastig warmmachen. Mittendrin ein Stürmer, der alles andere als einen gelungenen Saisonstart hatte.
Im Sommer war Emir Draganovic nach Bischofsheim gewechselt, einen Stadtteil von Maintal. Wenige Kilometer entfernt ist Ex-Nationalspieler Thomas Berthold, Weltmeister von 1990, groß geworden. Eigentlich gehört Draganovic zum Kader der ersten Mannschaft des FSV, die in der Gruppenliga spielt. Doch dort hat er sich vor wenigen Wochen zu einer unüberlegten Grätsche hinreißen lassen. Rote Karte und vier Spiele Sperre waren die Folge. Die Begegnung gegen Hilalspor ist sein erster Einsatz nach der Zwangspause. Er soll im B-Team Spielpraxis sammeln und sich Selbstvertrauen holen. Es geht ordentlich los. Nach elf Minuten trifft Draganovic zur Führung des FSV. Das kann man erwarten von einem wie ihm, der fünf Jahre in der Verbandsliga (6. Liga) gespielt hat.
In der 55. Minute liegen die Bischofsheimer, die in ihrem Fußballkreis wegen des Vereinswappens „Frösche“ genannt werden, mit 2:3 hinten. Schlampige Fehler, zu wenig Durchschlagskraft – Draganovic ist nicht zufrieden und lässt es anschließend krachen. 56., 60., 63., patsch, patsch, patsch – 5:3, der erste Hattrick ist perfekt. In der 73. Minute erzielt er sein fünftes Tor, nach dem zwischenzeitlichen 6:4 lässt er noch einen Dreierpack folgen (82., 87., 90.).
Tschapke: 12 Tore – kein Hattrick
Am Dienstag wird Emir Draganovic 29 Jahre alt. So richtig fassen kann er es noch nicht, dass er acht von neun Treffern seines Teams, davon sieben in einer Halbzeit, erzielt hat. „In der Jugend habe ich mal noch mehr Tore in einem Spiel gemacht, aber bei den Aktiven nie“, erzählt er. Am Sonntag wird er wieder in der Gruppenliga spielen. Da wäre er schon zufrieden, wenn Bischofsheim den nächsten Sieg landet und den Anschluss an die Spitzengruppe findet. „Ich bin noch nie aufgestiegen, das möchte ich unbedingt mal erleben“, sagt Draganovic.
Noch erfolgreicher als Draganovic war diese Woche Patrick Tschapke. Er netzte beim 20:0-Schützenfest seines SV Germania Blumenhagen in der 2. Kreisklasse Peine Nord gegen den SV Wacker Wense zwölfmal ein, gleichmäßig auf beide Halbzeiten verteilt. Kurios: Einen Hattrick schaffte er dabei nicht. Bereits im Kreispokal war Tschapke im August ein Sechserpack gelungen.
Autor/-in: Jochen Breideband