8. Juli 2006: Mike Hanke holt mit der deutschen Nationalmannschaft Platz drei bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land. Damals war er gerade mal 22 Jahre alt. Fast zwölf Jahre später, genau genommen am Sonntag (ab 15 Uhr), gibt der zwölfmalige Nationalstürmer nach rund vierjähriger Auszeit vom Fußball sein Comeback - in der 7. Liga. Bei der TuS 1910 Wiescherhöfen schließt sich für Hanke der Kreis. Denn beim aktuellen Landesligisten hatte der spätere Auswahlspieler seine ersten Schritte auf dem Fußballplatz gemacht.
Das vergangene Heimspiel der TuS gegen den SV Sodingen (1:1) sahen gerade mal 80 Zuschauer. Der prominente Zugang dürfte beim Klub aus dem westfälischen Hamm dafür sorgen, dass diese Zahl am Sonntag (ab 15 Uhr) gegen Schwarz-Weiß Wattenscheid 08 , beim Nachbarschaftsduell des Elften gegen den Zehnten der Landesliga-Staffel 3 , kräftig steigt. Dennoch ist es kein Vergleich zu den großen Arenen, in denen Hanke fast ein Jahrzehnt unterwegs war. "Das spielt keine Rolle", sagt der 34 Jahre alte Familienvater und Unternehmer (Fußball-Lifestyleportal) im Gespräch mit FUSSBALL.DE . Die Vorfreude beim Ex-Profi, der schon seit Wochen bei der TuS mittrainiert, ist auch so riesig: "Ich wurde in Hamm geboren und bin dort aufgewachsen. Die Familie und viele Freunde werden da sein. Das wird schon ein ganz besonderes Spiel."
"Ich will den Jungs mit meiner Erfahrung helfen"
Einer von Hankes Freunden sitzt auf der Trainerbank der TuS. Steven Degelmann ist Spielertrainer bei Wiescherhöfen und kennt seinen neuen Promistürmer schon seit Kindesbeinen. "Seit dem vierten Lebensjahr", meint der 35-jährige Coach. "Unsere Wohnungen waren nur fünf Minuten voneinander entfernt. Daher haben wir uns oft getroffen und gemeinsam auf dem Bolzplatz gekickt. Mikes Vater Gerd und mein Vater Jörg haben uns sogar in der F-Jugend gemeinsam trainiert."
"Ich bin noch ehrgeizig!"
Der erfolgreichere Fußballer war freilich Mike Hanke, der Wiescherhöfen 1996 nach sieben Jahren verließ und sich für drei Spielzeiten der Hammer SpVg anschloss. Dort wurde der FC Schalke 04 auf ihn aufmerksam und verpflichtete den Angreifer zunächst für seine zweite Mannschaft. Sein Bundesligadebüt gab Hanke 2002 beim 1:2 in Wolfsburg. Es folgten 283 weitere Einsätze im Oberhaus für Schalke, Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach, Hannover 96 und SC Freiburg. Insgesamt 57 Tore gelangen ihm dabei. Im Jahr 2014 verließ Hanke Deutschland und schloss sich dem chinesischen Erstligisten Beijing Renhe an. Im Dezember 2014 beendete er seine sportliche Laufbahn.
Nun steht am Sonntag das erste Pflichtspiel seit mehr als 1200 Tagen an. Als reinen Freundschaftsdienst versteht Hanke sein Engagement beim Landesligisten nicht. "Ich bin noch ehrgeizig", sagt er. "In der Mannschaft befinden sich gute Spieler. Sonst hätte ich erst gar nicht zugesagt. Mit meiner Erfahrung will ich den Jungs helfen, dass wir den Klassenverbleib frühzeitig klarmachen - und wer weiß, was dann nach oben noch möglich ist." Aktuell beträgt der Vorsprung des TuS 1910 Wiescherhöfen auf die Abstiegsränge vier Punkte. Tabellenführer SV Horst-Emscher ist 18 Punkte entfernt, bis Rang sechs sind es allerdings nur zwei Zähler.
Trainer Degelmann, schon seit fünf Jahren Spielertrainer bei der TuS, setzt in der Restrunde besonders auf Hankes Torriecher. "Die vergangenen drei Testspiele liefen nicht so gut. Ein Treffer ist uns jeweils nicht gelungen", sagt Degelmann. "Durch Mike erhoffen wir uns mehr Durchschlagskraft." Einen großen Wunsch hat der Coach auch noch: "Ich hoffe, ich kann in der Rückserie noch einmal zusammen mit Mike auflaufen. Aktuell muss ich pausieren, weil ich mir zu Saisonbeginn den Schienbeinkopf gebrochen habe."