Regionalliga: So sieht's im Abstiegskampf aus

Im Abstiegskampf der Regionalliga herrscht Hochspannung. Von den insgesamt 91 Viertligisten könnten am Ende der Saison theoretisch bis zu 21 Teams absteigen. Kein Wunder, dass in einigen Staffeln noch fast die Hälfte der Vereine um den Klassenverbleib bangen muss. FUSSBALL.DE gibt den Überblick.

Knapp drei Wochen vor dem Saisonende am 20. Mai stehen erst sechs Absteiger definitiv fest. Die SpVgg Bayern Hof kann in der Regionalliga Bayern den Klassenverbleib sportlich ebenso nicht mehr schaffen wie der FC Nöttingen im Südwesten und die TSG Sprockhövel im Westen. Alle drei Vereine waren erst vor dieser Saison aufgestiegen. In der Regionalliga Nord ost zieht der FC Schönberg 95 freiwillig zurück, die U 23 von RB Leipzig wird nach Saisonende aus dem Spielbetrieb abgemeldet. In der Regionalliga West haben die Sportfreunde Siegen angekündigt, einen Neubeginn in der Oberliga starten zu wollen.

Der Auf- und Abstieg zwischen der 3. und 4. Liga hat auf die Abstiegsfrage in den Regionalligen ebenfalls Einfluss. Hinzu kommt eine weitere Unwägbarkeit. So kämpfen in der 2. Bundesliga mit dem FC St. Pauli, Fortuna Düsseldorf, dem 1. FC Kaiserslautern und dem TSV 1860 München gleich vier Vereine gegen den drohenden Abstieg, die mit ihren U 23-Teams in der Regionalliga vertreten sind. Bei einem Sturz in die 3. Liga müsste auch die jeweilige zweite Mannschaft absteigen, weil zweite Mannschaften von Drittligisten laut Regelwerk maximal in der 5. Liga spielen dürfen.

FUSSBALL.DE beleuchtet den Kampf um den Klassenverbleib in allen fünf Staffeln.

Im Südwesten steigen fünf oder sechs Teams ab - im Nordosten vielleicht sportlich keiner

REGIONALLIGA NORD

In der unteren Tabellenhälfte der Nord-Staffel geht es extrem eng zu. Bei bis zu vier Absteigern ist selbst der Tabellenzehnte FC St. Pauli II (38 Punkte) noch nicht ganz auf der sicheren Seite. Im besten Fall (kein Nord-Absteiger aus der 3. Liga und der SV Meppen steigt auf) erwischt es nur zwei Klubs. Treten allerdings beide Fälle nicht ein, müssen insgesamt vier Teams runter. Deshalb drücken die abstiegsbedrohten Nord-Regionalligisten auch der U 23 des SV Werder Bremen im Saisonendspurt die Daumen. Die Grün-Weißen sind in der 3. Liga nach einer Negativserie nur noch einen Punkt von einem Abstiegsplatz entfernt.

Die schlechtesten Karten im Abstiegskampf der Regionalliga Nord hat Neuling und Schlusslicht SV Eichede (22 Punkte). Bei mindestens neun Punkten Rückstand und nur noch vier ausstehenden Partien sind die Chancen auf den Klassenverbleib eher theoretischer Natur. Auch Mitaufsteiger Lupo Martini Wolfsburg (28), der für die neue Saison mit Ex-Profi Detlev Dammeier schon einen prominenten Trainer verpflichtet hat, ist stark unter Zugzwang geraten. Der BSV Schwarz-Weiß Rehden (31), der Lüneburger SK (31), der VfV 06 Hildesheim (32), Eintracht Braunschweig II (34), der 1. FC Germania Egestorf-Langreder (34) und Hannover 96 II (36) müssen ebenfalls noch zittern. Der FC St. Pauli II (38) hat zwar gute Chancen auf die sportliche Rettung, muss aber den eigenen Profis die Daumen drücken.

Lüneburg hat zwar gegenüber der Konkurrenz den Vorteil, noch zwei Nachholpartien in der Hinterhand zu haben. Allerdings wartet das Team von Trainer Elard Ostermann nach dem bitteren 1:2 am Mittwoch gegen Egestorf-Langreder bereits seit 13 Ligaspielen auf einen Sieg. Nur im Landespokal von Niedersachsen war der LSK Hansa in dieser Zeit erfolgreich (2:0 in Rehden), ist daher beim Finaltag der Amateure am 25. Mai vertreten und hat bereits das Ticket für den DFB-Pokal 2017/2018 gelöst.

REGIONALLIGA NORDOST

Die bevorstehende Auflösung von RB Leipzig II und der Rückzug des FC Schönberg 95 in die Landes- oder Verbandsliga sorgen dafür, dass es in der Nordost-Staffel womöglich keinen sportlichen Absteiger in dieser Saison geben wird. Klar ist schon jetzt: Es kann maximal noch einen weiteren Verein treffen. Damit ist neben Schlusslicht TSG Neustrelitz (zehn Punkte) nur noch der FSV Budissa Bautzen (18) gefährdet. Schon der FSV 63 Luckenwalde (23) auf Platz 16 ist für Neustrelitz außer Reichweite.

Nur wenn der Nordost-Meister (voraussichtlich FC Carl Zeiss Jena ) in den Aufstiegsspielen den Sprung in die 3. Liga verpasst und gleichzeitig noch ein Nordost-Klub in der 3. Liga auf einen Abstiegsplatz rutscht (in Frage kommt wohl nur noch Rot-Weiß Erfurt), müsste der Tabellenletzte der Regionalliga Nordost in die Oberliga absteigen. Tritt nur einer dieser beiden Fälle nicht ein, würde selbst das Schlusslicht viertklassig bleiben. Es ist sogar möglich, dass ein zusätzlicher Platz in der 4. Liga frei wird - wenn Jena auf- und Erfurt nicht absteigt. Dann werden die beiden Vizemeister der NOFV-Oberligen Nord und Süd - so hat es das Verbandspräsidium beschlossen - einen dritten Aufsteiger ausspielen.

REGIONALLIGA WEST

Während der FC Viktoria Köln an der Tabellenspitze der West-Staffel der Konkurrenz frühzeitig enteilt ist, geht es im Abstiegskampf spannend zu. Schlusslicht TSG Sprockhövel (17 Punkte) und die Sportfreunde Siegen (20 Zähler), die ihren Rückzug angekündigt haben, planen bereits für die nächste Oberliga-Saison. Ex-Zweitligist Rot Weiss Ahlen (25) hat sich aber noch längst nicht aufgegeben. Die U 23-Teams des FC Schalke 04 (29) und von Fortuna Düsseldorf (31) sind noch in Schlagdistanz. Auch der SC Verl (34) ist noch nicht gesichert. Die zweite Mannschaft der Fortuna ist außerdem vom Klassenverbleib der eigenen Zweitliga-Profis abhängig.

Grundsätzlich steigen vier Klubs der West-Staffel in die Oberligen ab. Ausnahme: Sollte der West-Meister (aller Voraussicht nach FC Viktoria Köln ) in die 3. Liga aufsteigen und gleichzeitig kein NRW-Klub aus der 3. Liga absteigen, würde sich die Anzahl der Absteiger aus der Regionalliga West auf drei Vereine reduzieren. Dazu müsste sich der Ligaprimus der West-Staffel in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga gegen den Nordost-Titelträger (nach aktuellem Stand FC Carl Zeiss Jena ) durchsetzen. Außerdem müsste der abstiegsbedrohte Drittligist SC Paderborn 07 im Saisonendspurt noch den Sprung ans rettende Ufer schaffen. Scheitert Köln und steigt Paderborn gleichzeitig ab, würde sich die Zahl der Absteiger nicht erhöhen. Dann würde die Regionalliga West kommende Saison mit 19 Mannschaften spielen.

REGIONALLIGA SÜDWEST

Die größte Ungewissheit über die Anzahl der Absteiger und die zukünftige Ligenstärke herrscht im Südwesten mit seiner schon im Vorjahr auf 19 Vereine aufgestockten Regionalliga. Die Gründe: Zum einen könnten im besten Fall die beiden Tabellenersten der Staffel nach dem Saisonende den Aufstieg in die 3. Liga schaffen oder eben auch beide in der Regionalliga verbleiben. Zum anderen steigen mit dem FSV Frankfurt und dem FSV Mainz 05 II wahrscheinlich zwei Teams aus der 3. Liga ab, die dem Südwesten zugeordnet würden.

Bleibt es dabei, müssen mindestens fünf Vereine aus der Südwest-Staffel in die Oberligen absteigen. Und das gilt auch nur, wenn gleichzeitig beide Südwest-Vertreter in den Aufstiegsspielen (voraussichtlich SV Waldhof Mannheim und SV 07 Elversberg ) den Sprung in die 3. Liga schaffen. Scheitert auch nur ein Aufstiegsaspirant, gibt es schon sechs Absteiger. Mehr Absteiger werden es nicht. Ziehen beide Südwest-Klubs in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga den Kürzeren (wie in den beiden Vorjahren), würde die Regionalliga Südwest erneut mit 19 Teams in die kommende Saison gehen. Eine Aufstockung auf 20 Klubs wäre nur dann möglich, wenn auch der dritte Absteiger aus der 3. Liga aus dem Südwesten kommt (z.B. SV Wehen Wiesbaden).

Keine sportliche Chance mehr, in der 4. Liga zu bleiben, hat vier Spieltage vor Schluss nur der Tabellenletzte FC Nöttingen (22 Punkte). Die weiteren Abstiegsplätze belegen der 1. FC Kaiserslautern II (30), Neuling Teutonia Watzenborn-Steinberg (32) sowie die namhaften Traditionsvereine Eintracht Trier (32), FC 08 Homburg (35) und Stuttgarter Kickers (35). Alle dürfen aber noch hoffen, da der FK Pirmasens (36), Kickers Offenbach (38), FC-Astoria Walldorf (40) und VfB Stuttgart II (42) noch nicht gesichert sind. Es zeichnet sich ein dramatisches Herzschlagfinale ab.

REGIONALLIGA BAYERN

In Bayern wird der Abstieg im Gegensatz zu den anderen vier Staffeln zumindest teilweise über eine Relegationsrunde entschieden. Fest steht: Die beiden Tabellenletzten steigen direkt in die Bayernliga ab. Das könnte am Saisonende neben der bereits als Schlusslicht feststehenden SpVgg Bayern Hof auch die U 23-Mannschaft des TSV 1860 München sein, obwohl die aktuell Zweiter ist. Sollten die Profis der „Löwen“ aus der 2. Bundesliga absteigen, muss die U 23 automatisch runter in die Oberliga. Schon in den vergangenen beiden Spielzeiten mussten die „Sechziger“ lange um den Klassenverbleib zittern. 2015 gelang erst in der Relegation gegen Holstein Kiel (0:0, 2:1) die Rettung.

Die Vereine auf den Plätzen 15 und 16 der Regionalliga Bayern bestreiten nach dem Saisonende eine Relegationsrunde mit den beiden Vizemeistern der Bayernligen Nord und Süd. Mindestens ein Klub aus dieser Vierer-Relegation erhält einen Platz in der zukünftigen Regionalliga Bayern. Es können sich aber - je nach Konstellation bei Auf- und Abstieg - auch mehr Vereine über die Relegation für die höchste Amateurspielklasse in Bayern qualifizieren. Da aus der 3. Liga kein bayerischer Klub absteigen wird, bietet die Relegation gute Chancen auf den Klassenverbleib. Sollte die SpVgg Unterhaching den Aufstieg in die 3. Liga schaffen, würden in der Relegation bis zu drei freie Regionalliga-Plätze ausgespielt.

Einen direkten Abstiegsplatz belegt aktuell neben Bayern Hof (zwölf Punkte) der Mitaufsteiger SV Seligenporten (25). Auf den Relegationsrängen müssen die SpVgg Greuther Fürth II (31) und der SV Schalding-Heining (33) bangen. Auch der TSV Buchbach (35) und der FC Ingolstadt 04 II (35) sind noch akut abstiegsgefährdet. Deutlich bessere Karten haben der TSV 1860 Rosenheim (39) und der VfR Garching (41).