SV Nordbräu boomt: Dem Jugendkonzept sei Dank

Ein ehemaliger Profi und A-Lizenz-Inhaber im Trainerteam. Turniere mit Hertha BSC, Tottenham Hotspur und FC Porto. Immer mehr Jugendteams und qualifizierte Trainer. Mit einem innovativen Nachwuchskonzept hat der SV Nordbräu 78 Neubrandenburg es geschafft, in einer strukturschwachen Region eine gesunde Jugendabteilung aufzubauen. In unserer Themenwoche Nachwuchsarbeit stellen wir es genauer vor.

Schon beim ersten Klick auf das Wort "Nachwuchs" auf der Vereinshomepage sieht man, dass der SV Nordbräu 78 Neubrandenburg ein Verein mit Ambitionen ist. Ein eigenes Nachwuchskonzept, basierend auf dem Ausbildungskonzept des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), soll das Jugend- vom Erwachsenentraining abgrenzen. Ausgeglichenheit zwischen Spaß an der Bewegung und fußballspezifischem Training ist das Ziel. Man will den Nachwuchs weg vom Sofa und rein in die Fußballschuhe bringen.

"Nach der Wende war es in dieser strukturschwachen Region plötzlich ziemlich schwierig etwas aufzubauen, da mussten wir innovativ sein", sagt der Vorstandsvorsitzende Jörn Schmöker. Dass das Konzept aufgeht, beweist der Verein mit immer mehr Jugendteams und qualifizierten Trainern. Die sportliche Ausbildung der jungen Fußballerinnen und Fußballer ist an die individuelle Entwicklung der Kinder angepasst. Aber nicht nur reine Fußballtipps werden beim Verein aus Mecklenburg-Vorpommern gegeben, die Trainer und Verantwortlichen setzen bereits vor dem Gang auf den Platz oder in die Halle mit dem Training an. Besonders die Aufklärung über Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmale von Kindern stehen hier im Mittelpunkt. So soll die Homepage auch den Eltern etwas bieten. Insbesondere einen Grund, die Kinder zum Sport zu bringen.

Gewinnen ist zweitrangig

"Die Kinder auch einfach mal machen lassen"

Im Nachwuchskonzept macht der SV unter anderem auf die Zeit des Sitzens eines Kindes aufmerksam und nennt dabei Beispiele aus: "Fußball von Morgen, Band 1". Ein Buch, bereitgestellt vom DFB. Der zweite wichtige Punkt ist der oben bereits genannte Unterschied zwischen Kinder und Erwachsenenfußball. Kinder sollen Spaß an der Bewegung haben und nicht ausschließlich das Ziel zu gewinnen vor Augen haben. Gewinnen die Kinder dann nicht, ist das Risiko umso größer, dass sie dem Fußball den Rücken kehren . So setzen die Übungsleiter aus Neubrandenburg beim Spaß an und stellen das Gewinnen hintenan, auch wenn natürlich auch sportliche Ziele verfolgt werden und an Wettbewerben teilgenommen wird. Erfolg ist für sie jedoch auch, die Kinder dauerhaft auf dem Platz zu sehen und der Erfolg für die Trainer ist rein an der Entwicklung der Kinder gemessen. "Den sportlichen Wettkampf entdecken die Kinder so oder so noch früh genug", sagt Schmöker.

Bei der fußballerischen Umsetzung dieser Idee hat der SV Nordbräu sich eine Art Leitfaden geschrieben, der ebenfalls im Nachwuchskonzept zu finden ist. Dabei wollen die Übungsleiter die Taktik, die nach deren Ermessen oft zu früh zum Trainingsalltag gehört, durch Straßenfußball ersetzen. Damit ist nicht gemeint, den Rasen gegen die Straße zu tauschen, sondern viel mehr die Kreativität und den Spielwitz zu fördern und durch Regeln und wenig Eingreifen die Freude am Spiel zu stärken. Denn im Vordergrund steht auch die Persönlichkeitsentwicklung bei den Kindern. Jörn Schmöker erklärt auch die Eltern als wichtigen Einflussfaktor im Jugendfußball. "Jeder weiß es immer besser und versucht von außen einzuwirken, das verunsichert die Kinder. Wir versuchen da aktiv auf die Eltern einzugehen und die Kinder einfach mal machen zu lassen. Ein Konzept wie das der Fair-Play Liga kommt dem natürlich entgegen".

Viele Qualifizierungsangebote

Ein Glücksfall für den Verein ist Jugendleiter Olaf Hahn. Hahn hat sein Leben dem Sport verschrieben. Er ist täglich für den Verein tätig und das neben seinem Fulltime-Job als Sportlehrer. Auch Fußball-Knowhow bringt der leidenschaftliche Trainer mit. Während seiner aktiven Karriere spielte er unter anderem in der Jugend von Hansa Rostock, wo er viele Eindrücke einer professioneller Jugendarbeit sammeln konnte. Sogar einen Inhaber der A-Lizenz konnten die Nordbräuer für sich gewinnen. Dariusz Kolacki ist ehemaliger Fußballprofi aus Polen und war von dem Nachwuchskonzept des SVN überzeugt.

"Aber auch viele Eltern engagieren sich als Übungsleiter", lobt Schmöker die Unterstützung in den einzelnen Teams. "Da ist die Kommunikation das A und O. Wir wollen so viele Qualifizierungsmöglichkeiten anbieten wie wir nur können. Hier finde ich das Informationsangebot des DFB und der Fachverbände sehr gut. Bisher wurde uns bei Fragen zur Qualifizierung immer geholfen und auch beim LSB haben wir schon die ein oder andere Schulung wahrgenommen." Verbesserungsmöglichkeiten gibt es laut Schmöker natürlich auch immer. "Besonders unsere Kooperation mit dem benachbarten Penzliner SV soll in den nächsten Monaten noch enger geführt werden."

Durchaus als Auszeichnung für gute Jugendarbeit können die Vereine aus Nordbräu und Penzlin ihr Hallen-Blitzturnier sehen, bei dem mit den U 13-Teams von Hertha BSC, Tottenham Hotspur und dem FC Porto gleich drei Spitzenclubs teilnahmen. Diese waren zuvor beim traditionsreichen Neubrandenburger Knabenturnier und wollten noch ein weiteres Turnier in der Gegend spielen. Das kam Schmöker, der auch Mitglied des Organisationskomitees des Turniers ist, gerade gelegen. In Zusammenarbeit mit dem Penzliner SV startete man spontan ein Hallen-Blitzturnier mit Gästen aus der Hauptstadt, Großbritannien und Portugal. Wiederholung erwünscht!