Traumtor mit 2 Drehungen: Butzke wie Zidane!

Daniel Butzke vom TV Gut Heil Axstedt macht gleich zweimal den Zidane und schießt in der 1. Kreisklasse Osterholz ein Traumtor. Bezirksligist MTV Dannenberg fährt ins falsche Barum und kommt zu spät zum Auswärtsspiel. David Kunz vom VfL Kassel umkurvt den Torwart und schiebt den Ball per Kopf über die Linie, dafür gibt’s jedoch statt eines weiteren Treffers in der Torjägerliste die Gelbe Karte vom Schiri – Nicht-Alltägliches aus dem deutschen Amateurfußball-Alltag in der FUSSBALL.DE-Rubrik Kurzpass kurios.

Butzke macht den Zidane

Aufgepumpter Oberkörper, breitbeiniger Gang, Freistöße in die Mauer: Es gibt viele Kreisklassen-Ronaldos. Aber es gibt nur einen Kreisklassen-Zidane! Der heißt Daniel Butzke und spielt für den TV Gut Heil Axstedt in der 1. Kreisklasse Osterholz . Klingt nicht unbedingt nach hoher Fußballkunst. Aber weit gefehlt. Butzke verzückte mit einem seiner zwei Tore am Wochenende beim 4:2-Sieg über den SV Freißenbüttel ganz Axstedt. Vor allem aber die Lokalpresse.

„Daniel Butzke brilliert mit Zidane-Trick“ titelte der Weser-Kurier . Und schwärmte: „Beim 4:2-Triumph des TV Axstedt über den SV Arminia Freißenbüttel glückte Daniel Butzke ein Tor des Jahres. Nach einem zweimaligen Zidane-Trick, bei dem er jeweils sich und das Spielgerät im Kreis drehte, wuchtete er die Kugel aus 16 Metern zum 3:2 in den Winkel – ganz so wie sein einstiger französischer Erfinder Zinedine Zidane.“

"Zwei Verteidiger sind auf mich zugelaufen. Die habe ich mit der Zidane-Rolle aussteigen lassen. Und der Schuss hat genau gepasst"

„Zwei Verteidiger sind auf mich zugelaufen. Die habe ich mit der Zidane-Rolle aussteigen lassen. Und der Schuss hat genau gepasst“, sagt Daniel Butzke zu seinem Traumtor, das leider nicht im Video festgehalten wurde. Seine Mitspieler kamen augenblicklich auf ihn zugerannt und gratulierten staunend. „‚Boah, wie hast du das denn gemacht?‘ habe ich noch im Ohr“, sagt Butzke. Für seinen sensationellen Treffer will er seinen Mannschaftskameraden auch noch einen ausgeben. „Es wird noch eine Kleinigkeit geben“, kündigt der Torjäger an. Schließlich traf er wenig später ja auch noch zum 4:2-Endstand.

Butzke hat wieder Spaß am Fußball. Zwei Jahre lang hatte er zuletzt pausiert, nachdem er als A-Junior in Bremerhaven Regionalliga und in Verden Niedersachsenliga gespielt hatte. Schon damals war er der Top-Torjäger. Die Kreiszeitung Syke taufte ihn "Bumm-Bumm Butzke“ . Wegen seiner parallelen Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann legte er dann jedoch eine Pause ein. Bis er sich von seinem Cousin, der ebenfalls in Axstedt spielt, auf einer Hochzeitsfeier in zugegeben nicht mehr ganz nüchternem Zustand zum Comeback in der Kreisklasse überreden ließ. Bereut hat Butzke seine Entscheidung nicht, auch wenn er mit dem Aufsteiger aus der 2. Kreisklasse gegen den Abstieg kämpft.

Fünf Saisontore hat Butzke bislang erzielt, er ist derzeit der torgefährlichste Axstedter . Nicht alle Treffer fielen so spektakulär wie am Sonntag, auch wenn der Zidane-Trick seine Spezialität ist. „Den mache ich im Mittelfeld ganz gerne mal. Aber selten in Tornähe“, sagt Butzke. Das wird sich künftig vielleicht ändern.

Ins falsche Barum: Bezirksligist verfährt sich

Barum ist nicht gleich Barum. Warum? Weil es zwei Orte dieses Namens gibt. Darum. Das wurde einigen Spielern des MTV Dannenberg gerade beinahe zum Verhängnis. Denn sie setzten sich ins Auto und fuhren mehr als 60 Kilometer zum Auswärtsspiel nach Barum. Nach Barum im Landkreis Lüneburg. Klingt logisch, schließlich spielen die Dannenberger nach ihrem Abstieg aus der Landesliga auch in der Bezirksliga Lüneburg . Allerdings hätten sie nach Barum im Landkreis Uelzen gemusst. Klingt unlogisch, war aber so. Barum und Barum trennen mehr als 40 Kilometer. Als die Dannenberger ihren Irrtum bemerkt hatten, machten sie sich schnell auf den Weg ins richtige Barum. Zum Anstoß hätten sie es zwar nicht mehr rechtzeitig geschafft, allerdings wurde die Partie mit 20 Minuten Verspätung angepfiffen.

Dem MTV Barum ist die erhöhte Verwechslungsgefahr nicht ganz unbekannt. Vorsitzender Torsten Lehmann sagte der Allgemeinen Zeitung Uelzen : „Bei uns kommen öfter Kanufahrer vorbei, die zum Barumer See wollen. Ich verweise immer darauf, dass wir hier den Barumer Dorfteich haben, glaube aber nicht, dass man da Kanu fahren kann. Da müssen sie schon ins Lüneburger Barum fahren.“

Ob es am Reisestress lag, dass die Dannenberger das Spiel im Anschluss an ihre Irrfahrt 0:1 verloren ? Ulf Nerlich hatte Barum bereits in der siebten Spielminute per Strafstoß in Führung geschossen. Dannenberg konnte nicht mehr zurückschlagen. Ihre Kräfte hatten die Niedersachsen wohl auf der Autobahn liegengelassen. Irgendwo zwischen Barum und Barum.

Mit dem Kopf über die Linie? Tor zählt nicht!

Nicht alles, was geht, ist auch erlaubt. Diese Erfahrung mussten David Kunz und seine Mitspieler vom VfL Kassel machen. 4:2 führten sie im Kreisoberliga-Spiel beim 1. CBC Sport Kassel , als Kunz, der schon eine Minute zuvor getroffen hatte, abermals Torhüter Muhammed Kilic umkurvt hatte und auf das leere Tor zulief. Dann folgte, was wohl jeder Kicker vom Bolzplatz oder aus dem Training kennt: Kunz stoppte den Ball kurz vor der Linie, legte sich auf den Bauch und köpfte den Ball über die Linie zum 5:2. Denkste. Denn Schiedsrichter Ralf Eberwein gab den Treffer nicht – stattdessen entschied er auf Unsportlichkeit und zeigte dem vermeintlichen Torschützen die Gelbe Karte!

Und das vollkommen zu Recht. Hellmut Krug, ehemaliger Bundesliga- und FIFA-Schiedsrichter und heute Schiedsrichtermanager bei der Deutschen Fußball Liga (DFL), hatte schon einmal Aufklärungsarbeit auf FUSSBALL.DE betrieben und erläutert: „Regeltechnisch lag hier ein unsportliches Verhalten vor.“ Denn der Gegner darf nicht lächerlich gemacht werden.

Der verhinderte Torschütze selbst war von der Schiedsrichter-Entscheidung überrascht: „Ich kannte die Regel nicht“, sagte er der Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen . Und bekannte: „Jugendlicher Übermut war das nicht. Ich wusste schon, was ich mache und wollte ein bisschen provozieren, wir wurden ja auch selbst provoziert.“

Kunz hatte solche Spielereien übrigens gar nicht nötig. Zwei Minuten nach seinem verhinderten Treffer erzielte er das 5:2 ganz regulär. Am Ende hieß es 6:2 für den VfL, der damit die Tabellenführung in der Kreisoberliga Kassel übernahm. Sport Kassel fiel dagegen auf den fünften Tabellenplatz zurück.