Villinger Wahnsinn: Sechstligist im DFB-Pokal

Der FC 08 Villingen musste als 16. der Oberliga Baden-Württemberg den Abstieg in die Verbandsliga hinnehmen - durch den spektakulären 5:3-Erfolg gegen den SV Oberachern beim Finaltag der Amateure aber gelang den Südbadenern der Landespokalsieg und der Einzug in den DFB-Pokal. Coach Maric wird die Auslosung der 1. Runde an diesem Samstag (ab 23.30 Uhr in der ARD, Ziehungsleiter ist DFB-Präsident Reinhard Grindel) von Kroatien aus verfolgen.

"Natürlich träumt jeder von Bayern München. Ich würde mich aber auch über andere Gegner riesig freuen"

Jago Maric genießt momentan seinen Sommerurlaub. Er weilt mal wieder in Kroatien, seinem Heimatland. Heute wird der 37-Jährige die Sommernacht nicht im Freien genießen. An diesem Samstag sitzt Maric ab 23.30 Uhr vor dem Fernseher und guckt sich die DFB-Pokal-Auslosung an. Dann erfährt auch der FC 08 Villingen , wer in der 1. Hauptrunde im Schwarzwald spielen wird. Maric ist ein Urgestein im Klub. Vor 13 Jahren kam er als Spieler nach Villingen. Später arbeitete er als Co-Trainer im Verein. Und als sich der FC im September 2015 von Trainer Lothar Mattner trennte, wurde Maric befördert.

„Es hat mich damals gefreut, dass der Verein mir das Vertrauen geschenkt hat“, sagt der FC-Trainer. Den Abstieg konnte Maric nicht mehr verhindern. Sein Klub spielt in der kommenden Saison nur noch in der Verbandsliga Südbaden. Damit ist Villingen neben dem ebenfalls sechstklassigen Berliner Team BFC Preussen der größte Außenseiter im DFB-Pokal .

In die Hauptrunde schaffte es der Schwarzwaldklub durch ein Spiel, für das die Bezeichnung Fußball-Krimi erfunden wurde. Am Finaltag der Amateure lag Villingen gegen den SV Oberachern zur Halbzeit mit 2:0 vorne. Doch dann kam der Gegner auf. Nach einem kapitalen Fehler von FC-Torwart Marijan Huljic stand es auf einmal 3:2 für Oberachern. Das Finale um den Südbaden-Pokal hatte noch eine weitere irre Wende parat. Villingen gewann durch drei Tore in der Schlussphase mit 5:3 . „So ein wahnsinniges Spiel habe ich noch nie erlebt“, betont Maric, in dessen Vita immerhin zehn Zweitliga-Partien für die Stuttgarter Kickers und drei DFB-Pokal-Teilnahmen mit Villingen stehen.

Für die Schwarz-Weißen war der Pokalerfolg aus mehreren Gründen wichtig: Die Spieler, die den Verein verlassen, wollten nach dem Abstieg nicht auch noch eine Finalniederlage erleben. Am Ende konnten sich Kapitän Benjamin Barg und Torwart Marijan Huljic mit einer Pokalsieger-Party aus Villingen verabschieden. „Das Erreichen der Hauptrunde tut uns natürlich auch in finanzieller Hinsicht gut“, sagt Maric. 100.000 Euro hat der Verein dadurch sicher.

Dementsprechend steht dem Sportlichen Leiter ein höherer Etat für die Verbandsliga-Saison zur Verfügung. Der Mann, der beim FC 08 Villingen die Transfers abwickelt, hat sich auch außerhalb von Südbaden einen Namen gemacht. Martin Braun trug in den 1990er-Jahren das Trikot des SC Freiburg. Sein Trainer in der Bundesliga hieß Volker Finke, seine Teamkollegen Jörg Schmadtke, Rodolfo Estaban Cardoso und Altin Rraklli. „Einen solchen Fußballkenner im Verein zu haben, ist natürlich klasse“, sagt Trainer Maric.

Sein Sportlicher Leiter hat schon mehrere Spieler verpflichtet, die Villingen im Aufstiegskampf helfen sollen. Braun konnte zudem wichtige Leute halten. Wie etwa Nedzad Plavci. Der Montenegriner war mit zwölf Toren Villingens erfolgreichster Offensivspieler. Am Finaltag der Amateure drehte Plavci richtig auf und erzielte gleich drei Treffer. Als Belohnung gibt es bald Zweikämpfe mit Abwehrspielern aus der 1. oder 2. Bundesliga.

Sein Trainer hat schon einige Wunschgegner für die erste Pokalrunde, die zwischen dem 19. und 22. August ausgetragen wird. „Natürlich träumt jeder von Bayern München“, sagt Jago Maric. „Ich würde mich aber auch über andere Gegner riesig freuen.“ Besonders die Bundesliga-Klubs aus dem Westen haben es ihm angetan. Wird Villingen gegen Borussia Dortmund, Schalke 04, Borussia Mönchengladbach oder den 1. FC Köln ausgelost, gibt es also auch in Kroatien lauten Jubel.