Wenn der Fußballplatz zur Notaufnahme wird
Wie geht man als Schiedsrichter richtig mit Verletzungen um? [Foto: Fotos Getty, privat; Collage FUSSBALL.DE]
Weiter geht's mit unserem Schiedsrichter-Blog: Caroline Schiller vom FSV Motor Marienberg in Sachsen, Lukas Bubeck vom SV Westheim in Württemberg und Thomas Diederich vom SV Viktoria Waldlaubersheim aus dem Südwestdeutschen Fußballverband berichten regelmäßig, was sie Woche für Woche als Schiedsrichter auf und neben dem Platz erleben. In Teil 41 beschreibt Caroline Schiller im Rahmen unserer Themenwoche Verletzungen und Prävention, wie sie sich bei Verletzungsunterbrechungen auf dem Platz verhält und warum sie manchmal das Unheil schon kommen sieht.
,,Kein Foul“ hört man beim Zweikampf oft entweder von Mitspielern oder von der Auswechselbank. Aber warum? Aus Angst vor einer persönlichen Strafe, einer Spielstrafe oder aus Rücksicht vor Verletzungen? Zu Verletzungen auf dem Fußballplatz gehört, statistisch gesehen, am häufigsten der Muskelfaserriss gefolgt von muskulären Problemen und Knieverletzungen. Doch wie reagiere ich als Schiedsrichterin bei Verletzungen?
Lautstarker Knall
Manches Mal ist ein „Knall" zu hören und sofort ist eigentlich alles klar - wie am Wochenende, als der Torwart lautstark mit seinem Kopf gegen den Pfosten knallte und mit einer Platzwunde ausgewechselt werden musste. Ein anderes Mal ,,sieht man es kommen". Die Spieler sind in den meisten Fällen so sensibilisiert, dass sie den Ball selbständig ins Aus befördern oder auf Rufe reagieren, wenn sie eine Verletzung selbst nicht wahrgenommen haben. Sollte dies nicht der Fall sein, unterbricht man das Spiel verantwortungsbewusst selbständig.
Mir geht es so, dass die gesamte Aufmerksamkeit und Konzentration beim verletzten Spieler liegt. Wobei man da natürlich ein gutes Auge und Händchen benötigt, um einschätzen zu können, wie hoch der Schweregrad der Verletzung ist oder ob es sich um ein talentiertes Schauspiel handelt. Es gibt Fälle, wo eindeutig von etwas Schwererem ausgegangen werden kann. Die Betreuer betreten teilweise ohne Zeichen des Schiedsrichters den Platz und leisten sofort Erste Hilfe. Dort sollten wir nicht kleinlich sein und dies natürlich zum Wohle des Spielers zulassen.
Durch meinen Beruf im mittleren medizinischen Dienst gebe ich gerne Ratschläge zur Erstversorgung und packe auch schon einmal selber mit an. Ich habe es bereits miterlebt, dass aufgrund der Schwere einer Verletzung ein Spiel abgebrochen werden musste - der Spieler war nicht transportfähig und musste direkt mit dem Krankenwagen vom Platz geholt werden. Die Mannschaften waren im Anschluss verständlicherweise nicht mehr in der Lage, das Spiel fortzusetzen. Im Jugendbereich gehört bei Verletzungen noch mehr Einfühlungsvermögen dazu, da die kleinen Fußballspieler schnell zu weinen beginnen und viel sensibler reagieren.
Passt alle gut auf Euch auf! Ich wünsche Euch allen eine verletzungsfreie Vorbereitung und Saison!
Weitere Folgen des Schiri-Blogs:
Teil 40: Vorbereitung für Schiris: Action und Erholung
Teil 39: Trainer, Schiri, Vorstand: Alles aus Liebe
Teil 38: “Das neue Schiedsrichter-Profil rundet FUSSBALL.DE ab”
Teil 37: Der Schiri ist Chef – vor allem am Saisonende
Teil 36: Wichtig für Schiedsrichterin: Schöner pfeifen
Teil 35: Beachsoccer: Regelbonus für Fallrückzieher