Weiter geht's mit unserem Schiedsrichter-Blog - auch in unserer Themenwoche Saisonendspurt: Lukas Bubeck vom SV Westheim in Württemberg, Caroline Schiller vom FSV Motor Marienberg in Sachsen und Thomas Diederich vom SV Viktoria Waldlaubersheim aus dem Südwestdeutschen Fußballverband berichten regelmäßig, was sie Woche für Woche als Schiedsrichter auf und neben dem Platz erleben. In Teil 37 berichtet uns Caroline Schiller, dass sie sich vor brisanten Partien im Auf- oder Abstiegskampf schon so ihre Gedanken um die beteiligten Vereine macht.
"Endspurt ... wie ein Schiedsrichter mit entscheidenden Spielen umgeht:
Die Spieltage sind gezählt, die Saison neigt sich dem Ende entgegen. Mit der Vorfreude auf die Sommerpause wird es bei vielen Vereinen jedoch nochmal eng. In dreierlei Hinsicht können Entscheidungen offen sein: Steigt der Verein doch ab? Schaffen wir noch den Aufstieg? Werden wir Pokalsieger?
Diese Überlegungen überwiegen gegenüber der Aussicht auf Erholung. Es sind schließlich Entscheidungen, die zukunftsweisend für die neue Saison sind und die die eine oder andere Konsequenz nach sich ziehen. Möglicherweise muss das Team verstärkt werden, es gibt unvorhersehbare Abgänge oder es müssen gar ganz andere Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Als Schiedsrichter sind solche Entscheidungsspiele nicht sehr entspannt. Man weiß natürlich um die Situation und muss sie, wie in jedem anderen Spiel auch, unparteiisch behandeln. Sicher macht man sich persönlich Gedanken, man kennt ja die Mannschaften näher. Macht der Aufstieg Sinn? Ist ein Abstieg nicht besser? Aber all das geht uns als Schiedsrichter prinzipiell nichts an. Wir haben die Spiele zu Saisonende genauso wie alle anderen zu leiten.
"Schnell kommt Hektik auf und der Schiedsrichter muss auch dieser außergewöhnlich emotionalen Situation gewachsen sein"
Sicher kann ich aber auch sagen: Die Emotionen sind noch größer und die Reaktionen von Spielern auf Entscheidungen des Schiedsrichters sind noch energischer. Denn die Mannschaften haben ihr Ziel und verfolgen dies. Schnell kommt Hektik auf und der Schiedsrichter muss auch dieser außergewöhnlich emotionalen Situation gewachsen sein - er ist der Chef auf dem Platz und hat es in der Hand, den Spielverlauf mitzugestalten!
Ich denke, dass es auch wichtig ist, vor allem in diesen hitzigen Partien mit den Spielern zu kommunizieren. So kann man ihnen vielleicht auch ein Stück Sicherheit schenken und man gibt ihnen das Gefühl, dass ich ihre Situation verstehen kann.
An Relegationsspielen habe ich bislang noch nie mitgewirkt. Bei Aufstiegs- und Abstiegsspielen war ich aber schon beteiligt und zweimal habe ich das Damen-Pokalfinale geleitet. Da war es in der vergangenen Saison auch so, dass ich im Vorfeld klar überzeugt von der einen Mannschaft war und dann doch der Gegner deutlich den Pokalsieg geholt hat... so täuscht man sich und im Nachhinein habe ich mich natürlich auch für die Mannschaft, die nicht unbedingt als Pokalsieger vermutet wurde, gefreut.
Aber: Niemals wäre oder würde ich auf die Idee kommen, in einer solchen Situation eine Mannschaft durch Entscheidungen zu bevorzugen, damit sie als Sieger, Aufsteiger oder Nichtabsteiger vom Platz geht!
In diesem Sinne wünsche ich allen Mannschaften, die noch eine solche Aufgabe in den kommenden Wochen zu bewältigen haben, beste Erfolge und meinen Schiedsrichterkolleginnen und -kollegen ein gutes, sicheres und faires Händchen bei der Spielleitung."
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Teil 33: Fünf Stunden Aufwand für ein Spiel? Gerne!
Teil 32: Plötzlich verletzt! Wenn's dem Schiri im Oberschenkel zwickt
Teil 31: Spielbericht: So sieht der Schiri-Alltag aus
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Teil 29: Was ich als Schiri vom "Batman-Jubel" halte
Teil 28: Pfeifen wie Bibi: Schiedsrichter-Vorbild Steinhaus
Teil 27: 90.+1: Wenn’s für den Schiri knifflig wird
Teil 26: Zeitstrafen: Auch im Fußball sinnvoll?
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Autor/-in: Caroline Schiller/FUSSBALL.DE