Video: Hirsch Preis 2024 an F. C. Hertha Bonn
Traditionsverein F. C. Hertha Bonn 1918 ist einer von drei Gewinnern des Julius Hirsch Preises 2024. Im Video stellt FUSSBALL.DE den Preisträger vor.
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Mit Borussia Mönchengladbach gewann Hans-Günter Bruns unter anderem den UEFA-Pokal. Rot-Weiß Oberhausen führte er als Trainer auf dem direkten Weg von der Oberliga bis in die 2. Bundesliga. Jetzt aber ist der 69-Jährige schon seit vielen Jahren im Amateurfußball zu Hause. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der Ex-Nationalspieler über seine neue Aufgabe beim Bezirksligisten Schwarz-Weiß Alstaden.
FUSSBALL.DE: Nach Ihrer Zeit als Sportlicher Leiter beim Traditionsverein Sportfreunde Hamborn 07 sind Sie jetzt als Trainer beim Oberhausen Bezirksligisten Schwarz-Weiß Alstaden tätig. Warum hat es Sie noch einmal an die Seitenlinie gezogen, Herr Bruns?
Hans-Günter Bruns: Kurz vor dem Saisonstart entschied sich die Vereinsführung für einen Trainerwechsel. Daraufhin verließen auch einige Spieler den Verein. Ich kenne Hermann Buschmann, den 1. Vorsitzenden bei Schwarz-Weiß Alstaden, schon sehr lange. Er hat mich gefragt, ob ich helfen könnte. Ich habe ihm einen Freundschaftsdienst erwiesen.
Im vierten Saisonspiel gelang mit dem 4:1 gegen den RSV Praest der erste Sieg. Wie sehr kann dieser Erfolg für einen weiteren Aufschwung sorgen?
"Ich bin nicht ständig im Fernsehen zu sehen und von daher relativ unbekannt"
Bruns: Der Sieg wird der Mannschaft zusätzliches Selbstvertrauen geben. Wir müssen uns allerdings noch einiges erarbeiten, um diese Leistung konstant auf dem Platz zu bringen. Die Mannschaft hat sehr diszipliniert gespielt und hochverdient gewonnen.
Mit welcher Zielsetzung haben Sie Ihre neue Aufgabe angetreten?
Bruns: Mit Toptorjäger Rene Biskup und dem vorherigen Spielertrainer Raphael Steinmetz stehen zwei Spieler nicht mehr zur Verfügung, die in der Vorsaison noch zusammen 65 Tore erzielt hatten. Das lässt sich nicht so einfach kompensieren. Hinzu kommt, dass unser aktueller Mittelstürmer Justin Wzietek mit einem Fußbruch ausfällt. In dieser Konstellation geht es für uns in dieser Spielzeit nur um den Klassenverbleib. Wir wollen das Team dauerhaft in der Liga etablieren.
Von 2013 bis 2020 hatten Sie mit Arminia Klosterhardt, Blau-Weiß Oberhausen Lirich und SC Oberhausen schon drei unterklassige Mannschaften trainiert. Was reizt Sie so sehr am Amateurfußball?
Bruns: Bis auf meinem langjährigen Verein Borussia Mönchengladbach interessiert mich die Bundesliga eigentlich gar nicht mehr. Dort geht es ausschließlich nur noch ums Geld. Die meisten Zuschauer wollen keinen Fußball sehen, sondern an einem Event teilnehmen. Diejenigen, die wirklich Fußball sehen wollen, sollten sich lieber Spiele im Amateurbereich anschauen, der aus meiner Sicht wesentlich mehr Anerkennung genießen sollte.
Nach mehr als elf Jahren bei Borussia Mönchengladbach genießen Sie dort Legendenstatus. Warum hat sich für Sie dort nie die Möglichkeit ergeben, als Trainer tätig zu sein?
Bruns: Die Möglichkeit gab es schon. Ich sollte damals die A-Junioren der Borussia übernehmen. Jupp Heynckes hatte mir ermöglicht, schon während meiner Zeit als Profi die A-Lizenz zu machen. Am Ende ist es anders gekommen. Nach meiner Karriere habe ich 1991 dann meinen Fußballlehrer gemacht, damals noch an der Sporthochschule in Köln.
Warum haben Sie die Trainerlaufbahn eingeschlagen?
Bruns: Ich hatte immer das Ziel, eine Mannschaft als Trainer aus einer tieferen Liga in den Profifußball führen. Mit Rot-Weiß Oberhausen ist mir das zwischen 2006 und 2008 gelungen. Wir hatten damals in der Oberliga Spieler geholt, die anderswo überhaupt gar keine Rolle mehr gespielt hatten und heute in Oberhausen immer noch als Fußballgötter gefeiert werden, weil wir den direkten Durchmarsch in die 2. Bundesliga geschafft hatten. Nach diesem Kapitel hatte ich im Profibereich keine Aufgabe mehr als Trainer übernommen, wollte aber grundsätzlich von der Kreisliga C bis zur Bundesliga einmal in allen Ligen arbeiten. Das hat nicht ganz geklappt. Die Bundesliga habe ich nie angestrebt und Trainer eines C-Ligisten war ich auch noch nicht. Alles andere habe ich durch. (lacht)
Sie waren einst ein Bundesligastar. An welche Spiele erinnern Sie sich besonders gerne?
Bruns: 1985 hatten wir mit Borussia Mönchengladbach gegen Real Madrid im Achtelfinale des damaligen UEFA-Cups gespielt und das Hinspiel im Düsseldorfer Rheinstadion 5:1 gewonnen. Es war eine sensationelle Partie, bei der ich leider die zweite Gelbe Karte kassierte und für das Rückspiel gesperrt war. Wir verloren in Madrid 0:4 und waren wegen der damals noch gültigen Auswärtstorregelung draußen. Das Halbfinale im DFB-Pokal 1984 gegen den SV Werder Bremen, das wir 5:4 nach Verlängerung gewonnen hatten, werde ich auch nie vergessen.
In Erinnerung bleibt auch Ihr sagenhafter Sololauf im Spiel beim FC Bayern München, bei dem Sie wohl das Nicht-Tor des Jahrhunderts erzielt haben!
Bruns: Das kann sein. (lacht) Ich bin fast von der eigenen Torauslinie losgelaufen, habe einige Bayern umdribbelt und dann kurz vor dem gegnerischen Strafraum einen Doppelpass mit Frank Mill gespielt. Den Ball habe ich dann gezielt auf die kurze Ecke geschossen. Bayern-Torhüter Jean-Marie Pfaff hätte keine Chance gehabt. Der Ball prallte dann aber nacheinander an beide Innenpfosten und rollte von dort ins Spielfeld zurück.
Was kann die aktuelle Spielergeneration mit dem Namen Hans-Günter Bruns noch anfangen? Schließlich haben Sie 366 Bundesligaspiele absolviert, waren DFB- und UEFA-Pokalsieger, Nationalspieler und EM-Teilnehmer.
Bruns: Ich bin nicht ständig im Fernsehen zu sehen und von daher relativ unbekannt. Ich hatte 1990 meine Karriere beendet, da waren die meisten Spieler noch gar nicht geboren.
Welcher Trainer in Ihrer Laufbahn hat Sie am meisten beeindruckt und wie würden Sie Ihre Arbeitsweise beschreiben?
Bruns: Der mit Abstand beste Trainer war Jupp Heynckes. Er war fachlich und menschlich ein Topmann, hat die für mich entscheidenden Komponenten zusammengebracht. Einige Dinge habe ich von Jupp übernommen und natürlich meine eigenen Elemente eingebracht.
Sie hatten sich vor nicht allzu langer Zeit sehr kritisch über den Zustand in Deutschlands Profiligen geäußert. Haben Sie mittlerweile Ihre Meinung geändert?
Bruns: Nicht wirklich. Die Spieler sind heute zwar individuell unfassbar gut ausgebildet. Dennoch ist der Spielaufbau ist in vielen Fällen extrem langatmig. Es dauert aus meiner Sicht oft viel zu lange, bis der Ball in der Gefahrenzone ankommt. In den meisten Fällen sehe ich Spiele, in denen der Fokus darauf gerichtet, nicht zu verlieren, anstatt mit aller Konsequenz auf Sieg zu spielen. So habe ich selbst früher als Profi nie gedacht.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung der deutschen Nationalmannschaft, die bei der Heim-EM 2024 und jetzt auch in der Nations League wieder für eine Aufbruchstimmung gesorgt hat?
Bruns: Das deutsche Nationalteam hat sich zuletzt sehr positiv entwickelt. Bundestrainer Julian Nagelsmann macht einen guten Job und ist dabei, eine Mannschaft aufzubauen, die für die nächsten Jahre konkurrenzfähig sein wird. Mit Jamal Musiala und Florian Wirtz haben wir Spieler, die unfassbar viel Potenzial besitzen.
In wenigen Wochen werden Sie Ihren 70. Geburtstag feiern. Wie lange wollen Sie noch weitermachen?
Bruns: Ich hoffe, noch sehr lange. Solange es mir meine Gesundheit ermöglicht, werde ich dem Fußball verbunden bleiben.
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