Loïc Fave lebt einen Fußballtraum. Im Alter von 18 Jahren startete er seine Trainerlaufbahn bei der E-Jugend eines Amateurvereins in Hamburg. Keine neun Jahre später wurde er Co-Trainer beim FC St. Pauli in der 2. Bundesliga. Der gebürtige Hamburger mit französischer Staatsbürgerschaft geht nun an der Seite von Trainer Timo Schultz in seine dritte Profisaison.
Im FUSSBALL.DE -Interview spricht der 29-Jährige über Unterschiede zwischen Amateur- und Profifußball, Trainingseinheiten mit Fiete Arp und eine Hospitation bei Jürgen Klopp.
FUSSBALL.DE: Herr Fave, war es von Anfang an Ihr Ziel, eines Tages als Trainer im Profifußball anzukommen?
Loïc Fave: Nein. Ich bin grundsätzlich ein Typ, der im jeweiligen Moment lebt. Mich haben die Aufgaben früher beim Eimsbütteler TV , wo ich meine Trainerlaufbahn begann, sehr erfüllt. Aber natürlich möchte man als Trainer immer mit den bestmöglichen Spielern zusammenarbeiten, weil dadurch noch mehr Leistungsentwicklung möglich ist. Aber es war nicht mein Ziel, im Profifußball zu landen. Ich hatte auch beim Eimsbütteler TV eine gute Zeit.
"Klopp ist auch ein Teamplayer, der sich manchmal selber zurücknimmt und anderen Verantwortung übergibt"
Wie begann Ihre Trainerlaufbahn?
Fave: Ich wurde mit 18 Jahren von meinem besten Freund gefragt, ob ich die 3. E-Jugendmannschaft trainieren möchte. Er hatte zu diesem Zeitpunkt schon länger Mannschaften beim ETV trainiert. Ich konnte mir das zuerst gar nicht vorstellen, habe das aber zwei Wochen ausprobiert. Das hat mir richtig Spaß gemacht. Dadurch hat sich das Schritt für Schritt entwickelt.
Auch beruflich wurden Sie damals im Verein aktiv.
Fave: Genau. Ich habe nach meinem Abitur beim ETV einen Bachelor gemacht und danach einen Master im Bereich Sportmanagement absolviert. Das Trainerdasein war anfangs eher ein Hobby nebenbei.
Ein sehr erfolgreiches. Sowohl mit der U 17 als auch mit der U 19 sind Sie in die Bundesliga aufgestiegen. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?
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Fave: Ich habe mich voll in die Sache reingehängt, weil mir das auch viel Spaß gemacht hat. Ich hatte beim ETV allerdings auch ideale Rahmenbedingungen. Ich konnte mich sehr auf die Arbeit als Trainer konzentrieren. Ich habe viel gelesen und Fortbildungen gemacht. Der Verein hatte ein Budget zur Verfügung gestellt, weil sie Trainer entwickeln wollten. Die Strukturen des Vereins haben mir viel ermöglicht.
Sie haben als junger Trainer unter anderem bei Borussia Dortmund unter Jürgen Klopp hospitiert.
Fave: Das war sehr interessant. Ich war damals zwar noch nicht so weit, inhaltliche Fragen zu stellen. Aber durch den Austausch sind einige Sätze von ihm hängengeblieben. Je mehr Erfahrung ich als Trainer später gesammelt habe, desto klarer wurde mir, was er damals gemeint hat. Mein Trainerkollege und ich waren sehr nah dran. Ich habe Jürgen Klopp sehr menschlich in Erinnerung behalten. Er schafft es, die Spieler und den ganzen Stab mitzunehmen. Das ist sehr beeindruckend. Aber er ist auch ein Teamplayer, der sich manchmal selber zurücknimmt und anderen Verantwortung übergibt. Dadurch macht er sie stark. Überhaupt war jede Hospitanz eine tolle Erfahrung.
Sie waren nicht nur Trainer beim ETV, sondern auch Stützpunkttrainer des DFB in Hamburg. Wie kam es dazu?
Fave: Einige Leute vom Hamburger Fußball-Verband haben sich die Spiele meiner Mannschaften angeschaut. Dadurch habe ich weitere Trainerkollegen kennengelernt. Irgendwann wurde ich gefragt, ob ich am Stützpunkt hospitieren möchte. Das hat viel Spaß gemacht. Daraus wurden dann fünf, sechs Jahre, die ich dort als Trainer gearbeitet habe. Zusätzliche konnte ich als Co-Trainer mit der Hamburger Auswahl des Jahrgangs 2000 arbeiten. Das war sehr wichtig für mich, weil ich dort den Leistungsfußball kennenlernen durfte. Wir hatten eine super Truppe mit Spielern wie Finn Ole Becker, Josha Vagnoman oder Fiete Arp. Zehn oder elf Spieler der damaligen Mannschaft sind heute Profis.
Wie sind Sie schließlich beim FC St. Pauli gelandet?
Fave: Das kam über den Kontakt zu Timo Schultz. Er war Jugendtrainer bei St. Pauli, ich beim ETV. Wir haben immer die gleichen Jahrgänge trainiert und daher oft gegeneinander gespielt. So entstand der Kontakt und wir haben gemerkt, dass das inhaltlich und menschlich gut passt. Trotzdem war ich überrascht, als er mich einiges Tages gefragt hat, ob ich sein Co-Trainer werden möchte.
Als Timo Schultz zur Saison 2020/2021 zum Cheftrainer von St. Pauli ernannt wurde, begann auch Ihre Dienstzeit beim Zweitligisten. Wie groß war die Umstellung vom Jugend- auf den Profifußball?
Fave: Ehrlich gesagt finde ich den Unterschied gar nicht so riesig. Klar: Das ganze Drumherum mit dem Stadion und den vielen Zuschauern ist völlig anders. Allerdings hatten wir einen soften Einstieg, weil aufgrund der Corona-Pandemie anfangs keine Zuschauer in den Stadien waren. Ich habe mir vorher ein bisschen Gedanken gemacht, weil ich vorher noch nicht im Herrenbereich gearbeitet hatte. Aber ich wurde super aufgenommen. Letztlich geht es immer um Fußball und den Menschen. Das ist im Profifußball nicht anders als im Jugendfußball.