Hannovers U 23 kurz vor Meistertitel
Die U 23 von Hannover 96 steht nach dem 4:0 (1:0) gegen den SSV Jeddeloh kurz vor dem Titelgewinn in der Regionalliga Nord.
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[Foto: Jo Ecker]
Es ist nur ein gewöhnliches Kreispokalspiel, in dem die C-Jugendlichen des FC Düren-Niederau 08 sportlich einfach eine Runde weiterkommen wollen. Doch weil ein paar ungebetene Gäste auf dem Sportplatz Theater machen, wird daraus eine deutschlandweit beachtete Initiative, die der DFB mit dem Julius Hirsch Preis für besonderes Engagement ausgezeichnet hat.
Jo Ecker hatte einfach die Schnauze voll. Weil in seiner Mannschaft neben seinem Sohn etliche Kinder mit Migrationshintergrund kicken, müssen sich diese und ihre Eltern rassistische Sprüche anhören. "Das waren so Glatzen mit Springerstiefeln", erinnert sich Jo Ecker. "Die lungerten in einer Ecke des Sportplatzes herum."
Das war im Jahr 2001. Düren galt als braune Hochburg, zwei führende Köpfe der "Kameradschaft Aachener Land" waren dort zu Hause. Alles, was nicht reinrassig deutsch aussah, musste sich vor den Rechtsradikalen in Acht nehmen. "Als das bei dem besagten C-Jugendspiel passiert ist, habe ich zunächst den Schiedsrichter gebeten, das Spiel abzubrechen. Der hat das aber nicht gemacht, also habe ich gesagt, dass wir nicht weiterspielen werden", berichtet Jo Ecker. "Dann habe ich die Jungs ins Auto gepackt und bin schnell weggefahren. Die Kinder hatten Angst, die Eltern auch!"
"Der Fußball ist das beste Beispiel für Integration. Wenn du ein bisschen kicken kannst, wirst du in der Mitte des Teams aufgenommen"
Jo Ecker ist mutig genug, den Neonazis in seiner Umgebung die Stirn zu bieten. Er gründete mit einigen gleichgesinnten Mitstreiter*innen die Dürener Initiative "Fußballvereine gegen rechts". Immer wieder zeigen sie Zivilcourage, präsentieren bei Fußballspielen und -turnieren Banner mit ihrem Schriftzug. "Wir haben sehr viel positive Resonanz erfahren, wurden aber aus der rechten Ecke natürlich auch bedroht", verrät Ecker. "Die Hohlköpfe haben sogar ein Hakenkreuz auf meine Garage gemalt."
Im Jahr 2008 erhielten die Dürener eine schöne Einladung nach Frankfurt am Main. Der DFB rief, die Initiative erhielt den Julius Hirsch Preis. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert – und Jo Ecker fragte sich: "Was machst du mit dem Geld?" Da kam ihm eine Idee. "Ich war zu der Zeit zwar kein Trainer mehr, aber trotzdem häufig auf dem Fußballplatz. Da fiel mir auf, dass dort diese Schilder hingen: 'Wer den Schiedsrichter beleidigt, wird des Feldes verwiesen.' Und da hab' ich mir gedacht, warum eigentlich nur den Schiedsrichter?"
So entstand die Aktion "Vier Schrauben für Zivilcourage". Jo Ecker nahm Kontakt zu Vereinen, zunächst in Düren und Umgebung, auf und bot ihnen an, kostenlos ein Schild gegen Rassismus zu schicken. Die einzige Bedingung: "Sie müssen mir ein Foto schicken, damit ich das auf meiner Homepage veröffentlichen und in sozialen Netzwerken posten kann."
Der FC Niederau war der erste Verein, der sich auf seinem Sportplatz sichtbar gegen Rassismus und Gewalt aussprach. Bis heute sind mehr als 1450 weitere Klubs in ganz Deutschland hinzugekommen, darunter etliche Bundesligisten. "Das sorgt zwar für viel Aufmerksamkeit, wenn Borussia Mönchengladbach eines meiner Schilder aufhängt und darüber berichtet wird, aber mir liegt natürlich der Amateurfußball besonders am Herzen", gibt Jo Ecker zu.
Fast 25.000 Vereine sind im Deutschen Fußball-Bund gemeldet, daher könnte der 64-Jährige noch ziemlich lange weiter machen, bis er denn wirklich alle mit dem Schild "Kein Platz für Rassismus und Gewalt" ausgestattet hätte. Am liebsten aber wäre ihm, wenn seine ganze Aktion gar nicht nötig wäre. "Der Fußball ist ja an sich das beste Beispiel für Integration. Wenn du ein bisschen kicken kannst, bist du sofort dabei und wirst ohne Vorbehalte in der Mitte des Teams aufgenommen", beschreibt Ecker. "Auf dem Platz selber gibt es auch weniger Probleme, die werden oft von draußen hereingetragen."
Stillstand ist Rückschritt, das weiß auch er. Deshalb hat er schon wieder eine neue Aktion ins Leben gerufen. Wieder geht es darum, sich mit Bannern gegen Rassismus und Gewalt zu positionieren – diesmal sind es die Schiedsrichter*innen, die Flagge zeigen und Jo Ecker Bilder für dessen Homepage schicken.
Ob er noch einmal einen Preis für sein Engagement erhält? "Nicht so wichtig", sagt er und winkt ab. Hauptsache, er kann sich weiterhin für eine friedliche Zivilgesellschaft einsetzen. Die wohl nie endenden Anfeindungen aus der rechten Ecke hält er schon aus.
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