1:1 gegen Buchonia Flieden, 3:0 gegen den Hünfelder SV, 0:2 beim SV Neuhof und am Mittwochabend nun ein 1:1 gegen den SV Steinbach. Außerdem ein 4:2 im Kreispokal bei der TSG 46 Darmstadt. Die Bilanz des neuen Spielers der SC Viktoria Griesheim liest sich nach bisher fünf Einsätzen nicht schlecht, zumal inzwischen drei Treffer auf seinem Konto stehen.
Tore schießen kann er, 27 waren es zuvor in 139 Spielen in der Bundesliga, 68 Treffer in 164 Partien in der 2. Bundesliga und sechs in 39 Länderspielen für sein Heimatland Kamerun. Hinzu kamen etliche weitere Tore in verschiedenen Spielklassen in Deutschland und anderen Ländern. Sein Name: Mohamadou Idrissou.
Nun geht "Mo", früher unter anderem für Eintracht Frankfurt, Hannover 96, den SC Freiburg und Borussia Mönchengladbach am Ball, in der Hessenliga auf Torejagd. Im FUSSBALL.DE -Interview spricht der 40-Jährige über die Gründe für seinen Wechsel, intensive Manndeckung und seine beruflichen Pläne.
FUSSBALL.DE: Herr Idrissou, im Alter von 40 Jahren noch in der Oberliga aufzulaufen, ist ziemlich ungewöhnlich. Wie kam es zum Wechsel nach Griesheim?
"Nach der langen Pause im Frühjahr und Sommer waren die ersten Trainingseinheiten zwar ein bisschen hart, aber inzwischen bin ich wieder gut in Form"
Mohamadou Idrissou: Ich wollte eigentlich schon aufhören, nachdem ich ja Anfang des Jahres bei Rot-Weiß Frankfurt gespielt habe, aber die Saison dann wegen Corona abgebrochen wurde. Slobodan Komljenovic war dort Trainer und hat mich dorthin geholt, aber er hat im Sommer auch bei Rot-Weiß Frankfurt aufgehört. Dann hat mich 'Slobo' angerufen, er hätte ein, zwei interessante Vereine für mich, ob ich mir das mal anhören wolle.
Das haben Sie getan.
Idrissou: Genau! Ich dachte zuerst, mit Griesheim sei der Stadtteil von Frankfurt gemeint, aber dann war es doch nebenan in Darmstadt (lacht). Die Gespräche mit dem Verein waren sehr gut, ich habe mich dort auf Anhieb sehr wohl gefühlt, also habe ich bei Viktoria zugesagt. Ich hatte allerdings gar keine Fußballschuhe mehr, sondern musste mir erst einmal welche kaufen.
Sind Sie denn noch fit?
Idrissou: Auf jeden Fall! Mein Körper ist noch jung und knackig (lacht). Nach der langen Pause im Frühjahr und Sommer waren die ersten Trainingseinheiten zwar ein bisschen hart, aber inzwischen bin ich wieder gut in Form und denke, dass ich der Mannschaft so helfen kann.
Werden Sie von den Gegnern besonders in Manndeckung genommen?
Idrissou: Ja, das kommt schon mal vor. Gerade bei Standardsituationen werde ich eng gedeckt, ich bin ja nicht der Kleinste und habe daher im Kopfball meine Vorteile. Bisher hat das ganz gut geklappt, ich weiß schon noch, wie ich mich durchsetzen kann.
Und nach dem Abpfiff kommen die Spieler der anderen Mannschaft und wollen das Trikot tauschen oder ein Foto mit dem Promi im Griesheimer Team machen?
Idrissou: Nach dem Trikot bin ich tatsächlich schon gefragt worden, aber wir haben nur einen Satz, daher konnte ich das bisher noch nicht abgeben. Der Verein hat aber schon Trikots mit meiner Nummer 10 und dem Namen hinten drauf bestellt, also kann ich demnächst auch tauschen.
Was machen Sie abseits des Fußballplatzes. Sie sind ja von Ihrer letzten Station in Österreich nach Frankfurt gekommen, um sich nach der aktiven Karriere etwas aufzubauen.
Idrissou: Wenn du dein ganzes Leben immer nur Fußball gespielt und dich nicht um etwas anderes gekümmert hast, bleiben dir eigentlich nur drei Optionen: Du wirst Trainer, Manager oder Spielerberater. Ich habe jetzt eine Agentur gegründet, um junge Spieler mit afrikanischen Wurzeln, die hier in Europa spielen, zum Beispiel in Deutschland, Belgien oder den Niederlanden, als Ansprechpartner zur Seite zu stehen. Ich habe ein riesiges Netzwerk in der Fußballszene und kann den Jungs sicherlich wertvolle Tipps geben und wertvolle Kontakte vermitteln.
Vor allem in den letzten Jahren mussten Sie einige negative Schlagzeilen über sich lesen, angeblich seien Sie in Österreich von der Abschiebung bedroht und pleite gewesen. Was sagen Sie zu diesen Geschichten?
Idrissou: Ich habe in meinem Leben bestimmt einige Fehler gemacht und auf die falschen Leute gehört, aber das war zu meiner Profizeit und das ist jetzt vorbei. Im Gegenteil, ich komme gut damit zurecht, dass ich mich jetzt nicht mehr auf meine Karriere als Fußballer konzentriere, sondern bin im normalen Leben angekommen. Das tut mir gut – und dass ich nebenbei auch noch auf einem ordentlichen Niveau kicken kann, macht mir sehr viel Spaß.
Autor/-in: Günter Schneider